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Donnie Darko ist mein Kollege

Stimmen hören, Wahnvorstellungen, gespaltene Persönlichkeit, unzuverlässig, zwiegespalten, gefährlich - Schizophreniekranke sind nicht selten mit Vorurteilen konfrontiert. Konkretes Wissen über diese schwere psychische Erkrankung ist nicht weit verbreitet. Stereotype Darstellungen von wirren, verhaltensauffälligen Charakteren im Film (Donnie Darko, USA 2001) und Fernsehen tragen ihr Übriges zur Stigmatisierung bei. Vorurteile entstehen vor allem aus Unwissen und Unsicherheit den Betroffenen gegenüber. Dr. Karin Rossi vom Institut zur beruflichen Integration in Wien versucht derartigen Vorurteilen entgegenzuarbeiten. Beim Versuch Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen am Arbeitsmarkt zu integrieren eine wichtige Aufgabe.

Zahlen, wieviele Menschen mit Schizophrenie in Österreich beschäftigt sind, gibt es laut dem Institut zur beruflichen Integration keine. Laut Rossi seien 20 bis 30 Prozent ihrer Klienten an Schizophrenie erkrankt. "Schizophreniekranke haben keine schlechteren Chancen am Arbeitsmarkt als Menschen, die an Depressionen leiden," sagt Rossi. Aber aufgrund des Krankheitsverlaufs kommt es zu Problemen, die die Klienten von anderen unterscheiden. Schizophrenie tritt häufig in sehr jungen Jahren auf – zum Teil während oder auch schon vor der Ausbildungszeit. Betroffen sind deshalb oft "sehr junge, kluge Menschen" - die in weiterer Folge am Arbeitsmarkt unterfordert werden, weil sie ihre Ausbildung nicht beenden konnten.

Schizophrenie beeinträchtige nicht die Intelligenz, aber die kognitiven Fähigkeiten – "wie die Aufmerksamkeitsspanne und die Konzentration", erklärt Rossi. Schnelle Reizüberflutung und eine geringere Stresstoleranz seien die Folge. "Sie sind bzw. wirken oft dünnhäutig und verletzlich."

Sage ich es dem Arbeitgeber?

Im Umgang mit dem Arbeitgeber gibt es auf beiden Seiten Unsicherheiten: Sagt man seinem Arbeitgeber Bescheid über die Diagnose oder nicht? Wie geht man mit einem Mitarbeiter, der an Schizophrenie leidet, um? Auf die Frage, ob es Sinn mache, den Arbeitgeber zu informieren, meint Rossi: "Jein." Aufgrund der bestehenden Vorurteile kann das auch Nachteile bringen. Außerdem: "Die Diagnose sagt nichts über die tatsächliche Arbeitsfähigkeit aus."

Mag. Isabel Koberwein von der GPA-djp sagt dazu: "Es besteht keinerlei Verpflichtung, eine Diagnose mitzuteilen, auch nicht abgestuft nach Schweregrad einer Erkrankung. Es liegt also im eigenen Ermessen des bzw. der Betroffenen, den Arbeitgeber über eine Erkrankung zu informieren."

Behördenslalom

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Gibt man dem Arbeitgeber Bescheid, kann sich ein Betroffener beim Bundessozialamt auch einen Feststellungsbescheid über den Grad seiner Behinderung erstellen lassen. Ab 50 Prozent setzt unter anderem setzt ein erhöhter Kündigungsschutz nach vier Jahren Beschäftigung ein.

Beim Bundessozialamt gibt es außerdem unter anderem Zuschüsse einerseits für Arbeitssuchende – auch für den potentiellen Dienstgeber, weil manchmal spezielle Einschulungen bzw. Einschulungszeiten notwendig sind – und andererseits für Menschen, die bereits einen Job haben, aber nicht mehr die Leistungen bringen können.

Weitere Informationen zu Förderungen am Arbeitsmarkt finden Sie hier.

Koberwein verweist auch auf die geplante Novelle zum ArbeitnehmerInnenschutzgesetz: "Eine wichtige Ausgangsanalyse stellt in diesem Zusammenhang auch die Arbeitsplatzevaluierung nach dem ArbeitnehmerInnenschutzgesetz dar. Derzeit befindet sich eine Novelle zum ArbeitnehmerInnenschutzgesetz in Begutachtung, die die Verpflichtung der Arbeitgeber zur Evaluierung psychischer Belastungen konkretisiert und Maßnahmen einfordert, die zur Vermeidung psychisch belastender Arbeitsbedingungen führen."

Neben den finanziellen Unterstützungen durch den Staat muss deshalb vor allem auch Aufklärungsarbeit im Umgang mit psychisch schwer kranken KollegInnen gemacht werden, sagt Rossi. Sonst haben es beide Seiten schwer und eine Integration ohne Vorurteile und Diskriminierung ist schwer möglich.

Versorgungsmängel

Eine aktuelle Analyse der Integrated Consulting Group in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium und der Pensionsversicherungsanstalt kommt zu dem Ergebnis, dass die Dichte des Versorgungsnetzes für Menschen mit psychischen Erkrankungen in Österreich zu wünschen übrig lässt. Österreich sei demnach eines der Schlusslichter im Mental Health Index der OECD. Die volkswirtschaftlichen Kosten der Erkrankungen würden außerdem weiter steigen. Dazu die Autoren der Studie: "Obwohl ein Anstieg der Erkrankungen prognostiziert ist, weist Österreich im Vergleich zu den anderen Ländern zersplitterte, zentralisierte Strukturen auf, die durch einen Mangel an Fachärzten für Psychiatrie gekennzeichnet sind und Betroffene in Schwerpunktspitälern isolieren."

Mit Verweis auf das World Economic Forum enthält die Analyse auch Daten, wonach sich weltweit die Kosten für psychische Erkrankungen bis zum Jahr 2030 mehr als verdoppeln würden und damit die Kosten von Erkrankungen wie Krebs und Diabetes um ein Vielfaches übersteigen würden. Produktivitätsverluste, hohe Arbeitslosenraten bei den Betroffenen und häufigere und längere Krankenstände wären die Konsequenzen.

Psychiatrische Erkrankungen betreffen weltweit mindestens rund 400 Millionen Menschen, nach manchen Schätzungen bis zu 1,5 Milliarden Personen. Rund 45 Millionen Menschen leiden an Schizophrenie.