Leben/Gesellschaft

15 Minuten für die VWA-Präsentation

Mit der Präsentation der Vorwissenschaftlichen Arbeiten (VWA) an den ersten AHS fällt in diesen Tagen der Startschuss für die Matura-Saison. Nach Absolvierung dieser Hürde haben die Maturanten die erste von sieben Teilprüfungen der neuen Reifeprüfung geschafft. Als eine der ersten AHS hat das Theresianum in Wien am Montag mit der VWA-Präsentation begonnen.

Die neue Matura ist heuer erstmals an allen AHS verpflichtend und besteht neben der VWA aus drei oder vier schriftlichen Klausuren, die in den meisten Fächern zentral vorgegeben werden (Zentralmatura), sowie zwei oder drei mündlichen Prüfungen. Diese drei Säulen werden unabhängig voneinander abgelegt.

94 Schüler in drei Tagen

Für die VWA-Präsentation ist eine Dauer von zehn bis 15 Minuten vorgegeben. Sie erfolgt vor einer vierköpfigen Kommission aus einem Vorsitzenden (meist Direktor einer anderen Schule), dem Direktor, dem Klassenvorstand des Schülers und dem VWA-Betreuer. Am Theresianum werden dabei 94 Schüler innerhalb von dreieinhalb Tagen abgeprüft. „Entscheidend ist dabei die Logistik“, so Direktor Andreas Schatzl zur APA. Die Kandidaten werden in 15-Minuten-Abständen eingeteilt, die sich wiederum grob in fünf Minuten Präsentation, fünf Minuten Diskussion und fünf Minuten Konferenz über die Beurteilung gliedern. Die Schüler erfahren ihre Noten dann am Abschluss des Prüfungstags.
Die VWA ist keinem bestimmten Fach zugeordnet - dementsprechend übergreifend und vielfältig waren am ersten Vormittag auch die Themen: Diese reichten von der russischen Jugend während der Perestroika über psychische Veränderungen von Häftlingen in Konzentrationslagern, Zusatzstoffen in der Lebensmittelverarbeitung oder Kryptologie bis zum Leben des Schriftstellers Walter Kempowski. Die VWA darf dabei auch in einer Fremdsprache präsentiert werden - wovon an dem neusprachlichen Gymnasium mit „Supporting Agriculture in the US and EU“ auch Gebrauch gemacht wurde.


Die VWA-Präsentation ähnelt vom Setting einer mündlichen Matura - mit dem Unterschied der vorgelagerten Präsentation, die in der Regel mittels Powerpoint erfolgt. Die Kandidaten können dabei auch zu Demonstrationen greifen, etwa einen Text „live“ verschlüsseln bzw. entschlüsseln. Anschließend stellen Betreuer und zum Teil auch die anderen Kommissionsmitglieder Fragen - diese reichten am Theresianum vom Fachlichen über Tagesaktuelles in Verbindung mit dem Thema bis zur Bitte der Zuordnung von Zusatzstoffen in mitgebrachten Lebensmitteln oder der Bitte um eine Leseempfehlung.

Jeder soll pünktlich dran kommen

Für die Schulen sei die VWA-Präsentation durchaus eine logistische Herausforderung, so Administrator Friedrich Tiefenbrunner zur APA. Die jeweiligen Betreuer bzw. auch die Klassenvorstände sollten so eingeteilt werden, dass parallel möglichst wenig Unterricht in anderen Fächern entfällt. Und auch die Schüler sollten zum vorgegebenen Zeitpunkt drankommen - und es funktionierte: Der erste Prüfungshalbtag endete mit gerade zweiminütiger Verspätung um 12.02 Uhr.
Direktor und Kommissions-Vorsitzender wiederum sollten zumindest alle VWA-Abstracts gelesen haben, um entsprechende Fragen stellen zu können, so Schatzl. Ansonsten laufe aber die gesamte Matura „sehr gelassen“ ab.
„Natürlich schafft alles, was neu ist, immer auch Angst“, meinte Schatzl, der vor seiner Zeit als Direktor die neue Matura im Unterrichtsministerium federführend konzipiert hat. Die bisherigen medial breitgetretenen Probleme wie die Verzögerung beim Hochladen der VWA hätten an seiner Schule jedenfalls keine große Aufregung verursacht: „Die Schüler haben halt einfach eine CD-ROM oder einen Stick abgegeben.“ Auch das neue Maturasystem werde sich einspielen: „Mittlerweile sind die Schüler so gut wie nie vorbereitet worden. Es gibt ausreichend Materialien.“
Die Termine für die VWA-Präsentation werden vom jeweiligen Landesschulrat festgelegt. In der Regel findet sie vor der schriftlichen Matura (heuer ab 4. Mai) statt, es sind aber auch Termine nachher möglich.