Leben/Gesellschaft

Warum Vertrauen unsere stärkste Kraft ist

Erst wollte niemand recht glauben, dass der Messias auferstanden ist. Mit Jesus wurde am Karfreitag auch die letzte Hoffnung begraben, dass er wirklich der Retter gewesen sein könnte. Seine Anhänger waren niedergeschlagen, die Trauer war groß, die Bewegung Jesu zu Ende, bis zum Schluss hatte die Masse gehofft, er rettet durch ein Wunder sich und vernichtet die Feinde. Am Karsamstag war alles anders, die Jünger selbst mussten sich verstecken, sie hatten Angst, ebenfalls am Kreuz zu landen.

Jesu Plan hatten sie noch immer nicht durchschaut, interpretiert Dominik Orieschnig. Der Sprecher der Diözese Eisenstadt ist Träger des Kardinal-Innitzer-Preises für wissenschaftliche Leistungen und gab vor Kurzem mit Bischof Ägidius Zsifkovics das Buch "Von A bis Z – Gott begegnen in der Welt von heute" heraus (Tyrolia Verlag). "Wäre Jesus im letzten Moment vom Kreuz gestiegen oder eine Armee der Engel aus dem Himmel gefahren, hätte er die Menschen durch Macht und Angst überzeugt. Er wusste aber, die Lösung muss von ihnen selbst kommen. Also lieferte er sich im höchsten Akt der Verzweiflung aus." Nur so sei er "weißer König" gewesen, kein Machtkönig.

Die Auferstehung war unvorstellbar

Aber zunächst blieben sogar seine engsten Anhänger, die Apostel, im Zweifel zurück. Der findet immer dort Platz, wo das Wissen fehlt. "Zweifel an sich ist in der Kirchengeschichte oft weggeredet worden, dabei ist er ganz wichtig. Die Auferstehung war unvorstellbar, sie stellt einen Durchbruch in der Menschheitsgeschichte dar." Der Glaube wurde dadurch über das bloße Wissen gestellt, und das Glauben sei elementar für den Menschen: "Wer an Auferstehung im Allgemeinen glaubt, kann nicht verzweifeln." Weil selbst der Tod nicht das Ende ist.

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Vor eben diesem Glauben hatten auch diejenigen Angst, die Jesus ans Kreuz genagelt hatten. Man wollte jede Form von Kult oder mystischer Deutung verhindern. Daher postierten sie Wachen vor dem Grab. Nicht, dass einer den Leichnam stiehlt und behauptet, Jesus sei auferstanden, wie er es ja selbst vorhergesagt hatte.

Nur, dass er dann wirklich auferstanden ist. Das Grab war leer, trotz Wachen, die damit zu einem ebenso wichtigen Puzzlestein der Ostergeschichte wurden wie alles in der Karwoche.

Beweise sind schlecht

Die Idee vom neuen Leben, das mit dem Tod beginnt, ist die Grundlage des Christentums und prägend für die Menschheit. Das Ei entwickelte sich vor allem zum Ostersymbol, weil aus der toten Schale, wenn sie zerbricht, Leben kommt. Für die Seele des Menschen heißt das, dass Rückschläge das Leben nicht automatisch beenden. In der Ostergeschichte wird von dem Vertrauen erzählt, dass es immer weitergeht. Und dass der Glaube an eine Zukunft nicht beweisbar ist. Dass auch die Geschehnisse der Karwoche, obwohl einer der meist erforschten Zeiträume, nie genau belegt werden konnten, macht für Orieschnig gerade die Kraft aus: "Würde heute jemand den wissenschaftlichen Beweis dafür bringen, wäre das eine Katastrophe. Im Johannes-Evangelium zeigt sich ja, dass sogar die Menschen, die Zeuge der Wunderheilung durch Jesus waren, am Schluss nicht an ihn glaubten."

Eine existenzielle Grundhaltung

Tatsächlich wird auch in aktuellen Debatten deutlich, dass Wissen und Glaube miteinander nicht zwingend korrelieren. Fakten sind kaum mehr wahrgenommene Instrumente für Meinungsbildung, der Glaube, das Gefühl haben oft die Oberhand. Ähnlich verhielt es sich mit der Masse, die Jesus erst feierte, dann schmähte. Orieschnig: "Es geht dabei um ein grundsätzliches Verständnis von Glaube und Wissen. Glaube nicht als Gegenteil von Wissen, sondern als existenzielle Grundhaltung des Vertrauens. Über das Beweisbare hinaus." Ein Vertrauen, wie es ein Kind in seine Eltern hat. Oder ein Liebender in sein Gegenüber. "Das ist die stärkste Kraft. Nicht das Wissen. Wer dieses Vertrauen verliert, der wird ein zerstörter Mensch."

Durch den wissenschaftlichen Beweis wird der Mensch nicht besser gemacht, die Wissenschaft selbst ändert ihn moralisch nicht. Jesus wollte der Masse daher keinen Beweis für seine Messiashaftigkeit liefern, sondern den Glauben daran wecken. In der Nacht auf Ostersonntag wird das in der Auferstehungsmesse gefeiert. Aus dem Dunkel kommt ein Licht, die Osterkerze. (siehe unten: "Geschichte und Brauchtum: Acht Fakten, die Sie wissen sollten")

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Zeit des Glauben

Zurück zu den Aposteln: Am Ostermontag machen sich zwei von ihnen auf den Weg nach Emmaus. Sie treffen dabei auf Jesus erkennen ihn aber nicht. Auch noch nicht, als er zu ihnen über die Schrift spricht. Erst als er in einem Gasthaus das Brot bricht, merken sie, der Chef ist wieder da. Auferstanden. Er ist zwar gleich wieder weg, aber sie eilen nach Jerusalem zurück und verkünden die frohe Botschaft.

Was dann folgt, ist die eigentliche Osterzeit, in der heute an jedem Sonntag die Osterkerze brennt: Bis Christi Himmelfahrt sehen mehrere Apostel Jesus, zwar nicht immer eindeutig, aber sie schöpfen Verdacht, dass seine Version der Geschichte doch richtig war: Ich werde sterben, ich werde auferstehen und ewig sein. So wie ihr auch. Voilà, Christentum war geboren.

Und eines der großen Feste, das Religion mit heidnischen Bräuchen mischt. Gemeinsam mit dem Frühling, wo alles sprießt, wurden allerlei Fruchtbarkeitssymbolik und Neues-Leben-Kitsch in das Osterfest integriert. Übrigens auch mit jeder Menge Glaube, von guten Geistern bis zu gesegnetem Essen. Und auch an den Osterhasen muss man erst einmal glauben wollen. Die Fastenzeit ist jetzt übrigens vorbei. Jetzt ist nämlich die Zeit der Freude.

Bereits erschienen:

Zwei Religionen, ähnliches Fest

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Auch wenn sich das christliche Osterfest aus dem jüdischen Pessach entwickelte, hat es damit theologisch wenig zu tun. Da sich aber beide Feste nach dem Mond richten, fallen sie oft zusammen. Die orthodoxen Christen feiern übrigens erst später, ihr Ostern berechnet sich nach dem julianischen Kalender und findet erst in einer Woche statt. Den Auftakt zum Pessachfest macht der sogenannte Sederabend, während der Zeit wird das bekannte Haggadah-Brot gereicht (Bild). Das Fest wird zur Erinnerung an den Auszug der Juden aus Ägypten gefeiert. Es beginnt immer am ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn.

Der ziemlich wahrscheinliche Ort

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Es gilt wissenschaftlich noch immer nicht als eindeutig erwiesen, dass die Grabeskirche in der Altstadt Jerusalems den genauen Ort der Kreuzigung und des Grabes Jesu darstellt. Aber es ist sehr wahrscheinlich. Die Kirche, die orthodoxe Christen „Auferstehungskirche“ nennen, ist Sitz des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem und des katholischen Priesters der „Basilika des heiligen Grabes“, das selbst allerdings nur als Nachbau existiert. Die Theorie, dass das Grab Jesu an einem von zwei anderen Orten lokalisiert ist, wurden tendenziell verworfen. Als „Grabeskirche“ wird übrigens auch der Petersdom in Rom bezeichnet – wo der Apostel Petrus begraben ist.

Immer nach dem Mond

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Die meisten religiösen Feste richten sich nach dem Mondkalender – auch Ostern. Der Ostersonntag ist immer der Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling, also zwischen 22. März und 25. April. Der Termin wurde durch das 1. Konzil von Nizäa im Jahr 325 festgelegt. Das Osterfest ist das älteste und wichtigste christliche Fest des Kirchenjahrs, hervorgegangen aus der christlichen Umdeutung des jüdischen Pessach-Fests. Anfangs wurde es an nur einem Tag gefeiert, erst im dritten Jahrhundert entstand die Idee einer einwöchigen Vorbereitung und der drei heiligen Tage (triduum paschale): Gründonnerstag bis Ostersonntag bilden seitdem den Höhepunkt.

Weihe der symbolischen Speisen

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Es ist eine lange Tradition, deren Beginn nicht genau datiert werden kann: Zur Auferstehungsmesse werden in schönen Weihekörben Osterschinken, Würste, Eier, Salz, Kren, Obst, Schnittlauch, Käse, Brot und Wein gebracht – mit ziervollen Tüchern zugedeckt. Nach dem Gottesdienst werden sie vom Priester geweiht. Die Speisen gelten aber nicht nur als Zeichen der Stärke und des gemeinsamen Mahls, sie haben auch für sich jeweils eine Bedeutung – sagt die Volkskunde. So steht Wein schon seit der Antike für das Leben, Salz für Unzerstörbarkeit. Schnittlauch symbolisiert die Fruchtbarkeit der Erde, Kren schreibt der Volksmund das Sinnbild der Bitterkeit zu.

Das Lamm als ständiges Opfer

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Das Lamm galt schon immer als Wunderwuzzi des Lebens: Es kommt mit relativ wenig zurecht, gibt aber Milch, Käse, Fleisch, Wolle, Leder und Sehnen für Musikinstrumente. Bei Juden war es schon lange Opfertier, aus dieser Tradition kommt auch das Osterlamm: Beim jüdischen Pessach-Fest wurde von jeder Familie vor dem Tempel von Jerusalem ein Lamm geopfert. Heute wird während des Seder, dem Pessach-Festmahl, eine Lammkeule dargeboten. In der katholischen Religionsgeschichte wurde Christus von Johannes, dem Täufer, als „Lamm Gottes“ bezeichnet und damit zum ersten Mal mit dem Opfergedanken in Verbindung gebracht.

Heidnische Feuer, heiliges Licht

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Die großen Osterfeuer sind besonders in den Bergen beliebt – und heidnischen Ursprungs. Als religiöses Licht Christi entwickelte sich die Osterkerze, die in der Auferstehungs-Liturgie entzunden wird und dann an allen Ostersonntagen bis Pfingsten brennt. Außergewöhnlich ist jene Zeremonie, die etwa seit dem 10. Jahrhundert in der Grabeskirche in Jerusalem vollzogen wird: Dort soll sich das heilige Feuer von selbst entzünden. Menschen begrüßen es laut und stecken daran ihre Osterlichter an. Die bestehen traditionell aus 33 dünnen, zusammengebundenen Kerzen – die Zahl der Lebensjahre Jesu.

Der Hase als ewiges Mysterium

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Die theologische Erklärung für den Hasen als Ostersymbol liegt in der Tatsache, dass er mit offenen Augen schläft – ein Gleichnis für den auferstandenen Christus. Die Volkskundler sind sich hingegen nicht so sicher: Die einen sagen, er galt in vorchristlicher Zeit als Fruchtbarkeitssymbol, die anderen verweisen darauf, dass früher zu Gründonnerstag alle Schulden zurückbezahlt werden mussten und die Schuldlosen dann als „Hasen“ bezeichnet wurden. Einige vermuten allerdings, dass er auf einen mäßig talentierten Bäcker beim Herstellen eines Gebildbrot zurückgeht – statt eines Lammes kam ein Hase aus dem Backofen. Erstmals erwähnt wurde der Osterhase um 1600.

Osterinsel wie Ostersonntag

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Zwar wird die Osterinsel (Rapa Nui) in Filmen und Kinderbüchern immer wieder als die Heimat des Osterhasen gerühmt (und natürlich weiß niemand, ob dem nicht so ist), ihren Namen hat sie aber aus anderem Grund: Die Insel im Südpazifik, die politisch zu Chile, geografisch aber zu Polynesien gehört, wurde im Jahr 1722 von Admiral J. Roggeveenan an einem Ostersonntag entdeckt. Berühmt ist das 162,5-km²-Eiland auch nicht für Hasen, sondern für die fünf bis neun Meter hohen Riesenstein-Porträts. Die „Moai“ gelten als die größten menschlichen Bildnisse, die je von Hand geschaffen worden sind.