Leben/Gesellschaft

Orgasmuswunder dringend gesucht

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Einen Höhepunkt nur alleine durch Schnuppern. Das verheißt ein Pilz namens „Phallus Indusiatus“. Wohl deshalb war er dieser Tage wohl eines der meistgeklickten Wörter im Netz. Der Hintergrund: Eine Meldung des Daily Mirror rund um die phallusförmige Stinkmorchel, die bei Frauen angeblich einen Orgasmus auslösen kann, wenn man an ihm riecht. Erwähnt wird in diesem Zusammenhang eine Studie zweier Forscher, die das Gewächs auf Hawaii gefunden haben und dessen Wirkung an Frauen getestet haben wollen. Nur so: die Studie ist alt und klein. Denn am Ende war es aber dann doch nur eine Handvoll Damen, die beim Pilz-Schnuppern tatsächlich zum Höhepunkt gekommen sind. Zu schön also, um wahr zu sein.

Orgasmus on demand

Die Geschichte zeigt allerdings, wie groß die Sehnsucht nach dem „Orgasmus on demand“ ist, in dem Fall halt „Orgasmus by Pilz“. Kaum eine Pflanze, die nicht auf diese Wunderwirkung untersucht wurde. Kaum ein Stein, der nicht zu diesem Zwecke ausgegraben wurde. Kaum ein Tier, das – getrocknet und pulverisiert – nicht als Lustbringer fungieren sollte. „Pflanzen der Götter“, wie sie die Menschen nannten, sollten magische, anregende Eigenschaften haben, um Kontakt zur „Geisterwelt“, zu Götter und Dämonen herzustellen. Angenehme Nebenwirkung: mächtige Erektionen, starke Begierde, exzessive Lust. Und natürlich Potenz für immer. Doch bis heute gibt es kein solches Wundermittel. Und dennoch werden viele „Naturschätze“ seit Jahrhunderten mit erstaunlichen Effekten in Verbindung gebracht – Alraune, Bilsenkraut, Stechapfel, Tollkirsche (alle hochgiftig!), ebenso wie Paradeiser, Erdäpfel, Melanzani, Paprika oder Chilipfeffer. Alles mehr oder minder wohl bekannte „Liebesmittel.“ Hübsch auch die „Horny Goat Weed (Elfenblume“)“, lat.: Epidemium. Sie wurde angeblich von Ziegenhirten in China entdeckt. Als deren Ziegen nach Verzehr des Krauts gamsiger wurden, nahm sich dessen Wirkung auch die Forschung an. Fazit: Durchblutungsfördernd ist es allemal, Wunder wirkt es auch keine.

Legendäres Aphrodisiakum

Wunder wird nur dem wohl berühmtesten Aphrodisiakum aller Zeiten zugeschrieben: das Soma. Eine Art Getränk der Götter, aus einer Pflanze zubereitet, die seit Jahrhunderten in Vergessenheit geriet. Es sind viele Forscher und Gelehrte, die die „Somapflanze“ zu identifizieren versuchten. Soma soll Kraft, Mut, langes Leben und Weisheit geben. Entdeckt wurde es nie.

Fliege, die ein Käfer ist

Eines der legendärsten und gleichzeitig am meisten gefürchteten Aphrodisiaka kommt aus dem Tierreich: Es ist die Spanische Fliege, die keine Fliege ist, sondern ein Käfer, der zur Familie der Ölkäfer gehört. Überdosiert kann er tödlich sein, angeblich sind viele Männer in den Armen ihrer Geliebten verendet, weil sie davon zu viel hatten. Daher ist der Gebrauch der Spanischen Fliege auch verboten. Wirkstoff ist Kantharidin, die tödliche Dosis liegt beim Menschen bei 30mg.

Dann lieber doch Honig, der in vielen Kulturen auch als Lustmittel galt, etwa der „wilde Honig“ in Mexiko, von wilden, stachellosen Bienen. In der Südsahara fand sich übrigens ein mit psychedelischen Pilzen dekorierter Bienengott. Die Pilze wurden zur Konservierung in Honig gelegt und dann rituell verspeist. Nachahmung nicht empfohlen. Was man sonst noch kennt: Yohimbin, Nashornkäfer, Meeresfrüchte wie Austern.