Vielfalt mit Stil: Loewe Connect ID im Test
Von Michael Leitner
Der deutsche Unterhaltungselektronikhersteller Loewe ist wohl eines der bekanntesten und erfahrensten Unternehmen auf dem TV-Markt. Bereits 1931 kam das erste Modell des börsennotierten Unternehmens auf den Markt. Die im März vorgestellte Connect-ID-Serie hat nur wenig mit dem "Ur-Modell" zu tun, versucht aber durch vielfältige Kombinationen ebenso einzigartig zu sein. Die futurezone hat ein 46 Zoll-Modell der aktuellen Serie getestet und dabei überprüft, ob der Funktionsumfang mit den asiatischen Mitbewerbern Schritt halten kann.
Design -
Vielfalt für einen entsprechenden Preis
Kaum ein TV-Modell ist in Designfragen schwieriger zu beurteilen als der Connect ID. Dieser kommt nämlich laut dem Hersteller in 4320 verschiedenen Varianten daher und lässt sich nach den eigenen Vorstellungen kombinieren. Fünf verschiedene Merkmale lassen sich in nahezu allen erdenklichen Varianten personalisieren - Größe des Displays, Farbe, Rahmenart sowie die Art des Aufstellers. Selbst die hauseigene Aufnahmetechnologie DR+ ist optional.
Das von der futurezone getestete Modell kommt in einer der kostspieligsten Varianten mit voller Ausstattung daher, einzig bei der Aufstellungsvariante hätte es noch Spielraum nach oben gegeben. So kostet zum Beispiel der Wall Stand Flex satte 6500 Euro mehr als die getestete, klassische Ausführung mit Komfort-Standfuß. Der Rahmen ist in weißer Hochglanzoptik, wobei hier auch Schwarz zur Auswahl steht. Interessanterweise bietet Loewe neben den klassischen Farben Schwarz, Weiß, Silber und Beige auch ziemlich knallige Varianten mit Orange und Grün an. Die Farbauswahl ist dabei viel mehr dem persönlichen Geschmack überlassen, dennoch verleihen die bunten Varianten dem Fernseher doch eher ein "billiges" Aussehen, das das Gerät aber definitiv nicht verdient.
Die Verarbeitung ist gut und im Gegensatz zu einigen Konkurrenzprodukten nicht vollkommen kantenlos. Der Übergang zwischen der farbigen Rückseite und der weißen Front ist gut gelungen und eher klassisch gehalten. Mit einer Tiefe von 6,6 Zentimetern ist die Connect-ID-Serie relativ dick. Andere Geräte in dieser Preisklasse, wie zum Beispiel die 7000er Serie von Philips, ist mit drei Zentimetern deutlich dünner.
Für den Herbst stellt Loewe neben einem 55 Zoll-Modell auch eine Kooperation mit dem Modeunternehmen Strenesse sowie der Porzellan-Manufaktur Rosenthal in Aussicht, die noch edlere Konfigurationsmöglichkeiten bieten sollen. Spätestens zum Ende des Jahres will man dann auch ein Modell mit 70 Zoll anbieten, die Variante mit 80 Zoll folgt dann im Frühjahr des nächsten Jahres.
Bildqualität
Auch wenn Loewe wohl nach wie vor den größten Wert auf ein ansprechendes Design setzt, so muss man sich auch bei der Bildqualität nicht vor der Konkurrenz verstecken. Das 46 Zoll-Modell bietet eine hervorragende Blickwinkelabhängigkeit, durch die 200 Hz-Technologie werden auch schnelle Bewegungen sehr flüssig dargestellt. Hier ist es ausnahmsweise besser, "nur" die 200 Hz-Technologie zu verwenden, da höhere Bildwiederholfrequenzen, wie beispielsweise die 800 Hz-Technologie von Samsung von vielen als unnatürlich empfunden werden.
Das Bild ist gut und farbenreich, kann sich allerdings nicht wirklich von der Konkurrenz abheben. Hier bieten nach wie vor die beiden Marktführer ein besseres Bild, auch wenn sich der Loewe Connect ID, in dessen Inneren sich wohl ein Sharp-Panel verbirgt, sich nicht verstecken muss. Mit einem statischen Kontrast von 6000:1 sowie einem dynamischen Kontrast von 6.000.000:1 überholt man selbst die aktuell 7000er Serie von Philips.
Etwas lästig ist allerdings die lange Zeit, die zwischen Einschalten und dem Erscheinen des Bildes vergeht. Das wird zwar von einer netten Animation, in der sich das Bild wie beim Öffnen eines Vorhanges aufbaut, untermalt, stört aber dennoch. Auch die Ausschaltanimation ist mit dem selben Effekt unterlegt, benötigt allerdings bei weitem nicht so lange. Auch die dynamischen Farbprofile lassen keinen wirklichen Unterschied erkennen, auch der "Spielemodus" fiel bei schnellen Spielen überhaupt nicht auf.
Sound
Auch beim Ton hat sich Loewe nicht zurückgehalten. Das Lautsprechersystem wird mit einer Sinus-Leistung von 40 Watt betrieben, wovon jeweils 10 Watt auf die Aktivlautsprecher sowie 20 Watt auf den Subwoofer entfallen. Dieser sorgt auch ohne HiFi-Anlage für einen ordentlichen Klang, besonders bei Spielfilmen. Sollte man also nicht gerade über eine derartige Anlage zu Hause verfügen oder nochmals 5000 Euro bei Loewe für ein HiFi-System investieren wollen, ist man auch mit den verbauten Lautsprechern gut bedient.
Noch nicht ganz so
Smart wie die Konkurrenz
Ein Thema dominiert seit einigen Jahren die Fernsehbranche, doch nun werden die Funktionen endlich serienreif: Smart TV. Nahezu jeder Hersteller hat bereits eine entsprechende Plattform im Angebot - außer Loewe. Das Gerät ist zwar internetfähig, vom Funktionsreichtum der Konkurrenz aber weit entfernt. Ein einfacher Browser ist integriert. Apps, wie zum Beispiel die Samsung-exklusive ORF TVthek, fehlen allerdings. Das soll sich mit den im Herbst kommenden Modellen ändern. Diese bieten Streaming-Apps wie maxdome oder eine Tagesschau-App. Die Funktion wird allerdings nur für die neuen Modelle kommen, alle anderen seien laut Loewe "bereits zu schwach auf der Brust".
Generell wirkt die derzeitige Oberfläche etwas altbacken und ist relativ schwer zu bedienen mit der klassischen Fernbedienung. Eine T9-Tastatur auf der Fernbedienung sowie eine virtuelle Tastatur machen das Tippen recht mühsam, das soll sich allerdings mit der neuen Smart TV-Plattform ändern. Besonders praktisch ist allerdings das DR+ Feature. Damit lässt sich das aktuelle Fernsehprogramm über die eingebauten DVB-S/C/T-Tuner aufzeichnen. Die 500 GB-Festplattte zeichnet bereits zu Beginn mit einem leichten Puffer auf, sodass auch ohne bewusstes Aufnehmen nichts verpasst wird. Das Gerät lässt sich außerdem per iPad-App steuern - Streaming ist derzeit aber nur für bereits aufgezeichnete Inhalte möglich.
Fazit
Loewe war nicht ohne Grund lange Zeit im Gespräch für eine Übernahme durch Apple. Beim Design hat Loewe wirklich in den letzten Jahren einiges an Know-How sammeln können und hebt sich auch von den relativ schlichten Formen der Konkurrenz ab. Dennoch kann das nicht ganz über die relativ umständliche Bedienung sowie den relativ hohen Preis hinwegtäuschen. Loewe-Fernseher sind nach wie vor ein Statussymbol, das perfekt in ein stilvoll eingerichtetes Eigenheim passt. Dabei muss der Käufer aber auch einen leichten Preisaufschlag im Vergleich zur Konkurrenz in Kauf nehmen. Wer das akzeptieren kann und sein Fernsehgerät an den eigenen Geschmack anpassen möchte, findet bei Loewes Connect ID-Serie die größte und derzeit beste Auswahl.