Leben/Gesellschaft

Mütter von Söhnen sind geselliger

Mütter von Söhnen verhalten sich innerhalb von Schimpansen geselliger als Mütter von Töchtern. Sie verbringen in den ersten sechs Monaten nach der Geburt ihrer Söhne mehr Zeit in größeren Gruppen - insbesondere mit vielen männlichen Tieren. Das schreiben Wissenschafter in den "Proceedings" der US-nationalen Akademie der Wissenschaften.

Von den Männern lernen...

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Die Experten vermuten, dass die Mütter ihren Söhnen dadurch Gelegenheit verschaffen, das Verhalten der männlichen Geschlechtsgenossen zu beobachten und angemessene Gewohnheiten zu erlernen. Mit dem Älterwerden hatten die Jungen dann über gemeinsames Spielen oder Fellpflege ebenfalls mehr Sozialkontakte zu anderen Gruppen-Mitgliedern als die Schimpansen-Mädchen. Das Forscherteam um Carson Murray von der George Washington University in Washington hatte Daten aus einer Schimpansen-Population im Gombe National Park in Tansania ausgewertet. Diese Population wird unter anderem von der Verhaltensforscherin Jane Goodall seit 1960 beobachtet. Diese ist auch an der Studie beteiligt, der Beobachtungsdaten aus 37 Jahren zugrunde liegen.

Die beobachteten Unterschiede zwischen den Geschlechtern deuteten bereits das Sozialverhalten erwachsener Schimpansen an, schreiben die Forscher. Bei den Schimpansen in Ostafrika (Pan troglodytes schweinfurthii) seien die erwachsenen Männchen geselliger und aggressiver als die Weibchen. Sie schmiedeten Allianzen zum gemeinschaftlichen Jagen oder zur Verteidigung der Gruppe. Die Jungen müssten sich in die männliche Hierarchie integrieren und seien auf soziale Fähigkeiten angewiesen, wenn sie als Erwachsene Erfolg haben wollten.

Die Weibchen hingegen verbrächten viel Zeit allein. In der beobachteten Population im Gombe Nationalpark seien sie 40 bis 70 Prozent des Tages entweder allein oder nur mit ihren Töchtern und anderen Angehörigen zusammen.

Primaten haben einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbreitung und die räumlich-genetischen Verwandtschaftsstrukturen der Pflanzen, die ihnen als Nahrungsquelle dienen. Dies ist das Ergebnis eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Kooperationsprojekts des Verhaltensökologen Eckhard W. Heymann vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) mit Birgit Ziegenhagen und Ronald Bialozyt von der Philipps-Universität Marburg.

An der DPZ-Feldstation Estación Biológica Quebrada Blanco im peruanischen Amazonastiefland haben die Wissenschaftler untersucht, wie sich die Fress-, Schlaf- und Streifgewohnheiten zweier Neuweltaffenarten auf die Ausbreitung des neotropischen Baums Parkia panurensis auswirken. Dazu beobachteten die Forscher eine Gruppe von Braunrückentamarinen und Schnurbarttamarinen, die gemeinsam durch ihr Streifgebiet ziehen und vorwiegend die gleichen Nahrungspflanzen, darunter die Parkia-Bäume, aufsuchen.

Die Hülsenfrüchte dieser Baumart enthalten dickflüssige Säfte sowie jeweils 16 bis 23 Samen. Die Affen ernähren sich vom zähflüssigen Inhalt der Hülsen und schlucken nebenbei auch die Parkia-Samen, die dann später an einem anderen Ort intakt mit dem Kot ausgeschieden werden. Die Forscher beobachteten zunächst die Tamaringruppen auf ihren Streifzügen, registrierten ihre Nahrungsaufnahme sowie den Standort der besuchten Parkia-Bäume. Außerdem sammelten sie Kotproben der Tamarine mit den darin enthaltenen Samen. „Durch genetische Analysen der DNA, die in der von der Mutterpflanze gebildeten Samenschale enthalten ist, haben wir die einzelnen Samen den entsprechenden „Mutterbäumen“ exakt zugeordnet“, sagt Eckhard W. Heymann vom DPZ. „Dadurch konnten wir ermitteln, wie weit sich die Parkia-Samen mit Hilfe der Affen ausgebreitet haben.“

Pflanzensamen-Ausbreitung durch Affen

Um die Auswirkung der Samenausbreitung durch die Affen auf räumlich-genetischer Ebene zu analysieren, untersuchten die Wissenschaftler drei unterschiedliche Entwicklungsstadien der Bäume. Zusätzlich zu den Samen, die den pflanzlichen Embryo enthielten, sammelten sie Blätter von jungen und ausgewachsenen Parkia-Bäumen im Streifgebiet der Tamarine. „Durch die Analyse von Mikrosatelliten, also kurzen DNA-Sequenzen, die sich vielfach wiederholen, konnten wir genetische Ähnlichkeiten in Abhängigkeit von der räumlichen Entfernung der einzelnen Bäume voneinander identifizieren“, sagt Heymann.

Die so ermittelte räumlich-genetische Struktur der Parkia-Population zeigte eine signifikante genetische Verwandtschaft der untersuchten Pflanzenembryonen und der Jungbäume in einem Radius von 300 Metern, was mit der Entfernung, in der die meisten Samen durch die Tamarine ausgebreitet wurden, zusammen fällt. Bei den ausgewachsenen Bäumen konnte die Verwandtschaft nur noch im Umkreis von bis zu 100 Metern genetisch nachgewiesen werden.

„In tropischen Regenwäldern werden die Samen von 80 bis 90 Prozent der Bäume und Lianen durch Tiere ausgebreitet. Neben Primaten sorgen auch Vögel und Fledermäuse für diese Samenausbreitung“, so Verhaltensökologe Heymann. „Für die Pflanzen ist der Transport ihrer Samen enorm wichtig. Als ortsgebundene Organismen ist dies ihre einzige Möglichkeit, dass ihre Nachkommen – die in den Samen enthaltenen Embryonen – an geeignete Orte für Keimung und Aufwuchs gelangen. Darüber hinaus entgehen die Samen der dichteabhängigen Sterblichkeit, die vorkommt, wenn Samen unter ihre Mutterpflanze fallen“, erklärt Eckhard W. Heymann. „Fruchtfressende Primaten wie die Tamarine sind deshalb von unschätzbarem Wert für die natürliche Regeneration und Diversität der Ökosysteme in denen sie leben.“

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