Leben/Gesellschaft

USA: Restaurant verlangt mehr Geld von weißen Kunden

In einem Pop-up-Restaurant namens SAARTJ in der Stadt New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana, das bis zum 4. März geöffnet hatte, sollten weiße Kunden 18 Dollar extra für ihre Mahlzeit bezahlen. Das von einem Nigerianer namens Tunde Wey geführte Lokal wollte damit auf die enorme Einkommensschere zwischen weißen und afroamerikanischen Bürgern aufmerksam machen. Unterschiedliche Studien und Auswertungen von Wirtschaftsdaten zeigen, dass es enorme ökonomische Unterschiede zwischen Weißen und Schwarzen gibt. Nicht nur die Arbeitslosenquote ist bei afroamerikanischen Bürgern – ungeachtet ihrer Ausbildung – viel höher, sondern auch das Einkommen schwarzer Haushalte erheblich niedriger.

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Die Idee, mit einer ungewöhnlichen Preispolitik auf strukturelle Diskriminierung aufmerksam zu machen, ist nicht neu. Vergangenes Jahr wurde vielfach über ein Café in der australischen Millionenstadt Melbourne berichtet, in dem Männer 18 Prozent mehr bezahlen müssen. Begründet wurde der Aufschlag damit, dass Männer in Australien noch immer mehr verdienen als Frauen (mehr dazu hier).

Höherer Preis für weiße Kunden

Gegenüber dem Webportal Civil Eats erklärte Restaurant-Chef Wey, dass kein Kunde dazu gezwungen wurde, den höheren Preis zu bezahlen. Die Entscheidung, wie viel man bezahlen möchte, habe auf Freiwilligkeit beruht, den Kunden wurde jedoch nahegelegt, den vorgeschlagenen Preis zu bezahlen. "Der Standardpreis war für alle Kunden gültig, während weißen Kunden ein höherer Betrag vorgeschlagen wurde. Der Preisunterschied beruht auf dem Einkommensunterschied von schwarzen und weißen Haushalten in New Orleans." Die durch die Aktion zustande gekommene Summe sei wiederum afroamerikanischen Kunden zugutegekommen.

Das Pop-up-Restaurant war zwar nur einen Monat lang geöffnet, habe aber dazu beigetragen, Diskussionen rund um strukturelle Diskriminierung anzuregen. Über 79 Prozent der weißen Kunden hätten sich dazu entschieden, mehr zu bezahlen. Wey sieht das einem "positiven sozialen Druck" und dem Bedürfnis, anderen zu helfen, geschuldet.

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"Sich zu weigern, mehr zu bezahlen, wird als asozial wahrgenommen und Menschen wollen dafür nicht verurteilt werden. Die Menschen sehen auf die andere Seite der Ladenkasse und sehen mich dort stehen und glauben, dass ich sie verurteile. Wenn sie keine höhere Summe bezahlen konnten, sagten sie mir eine Liste an Gründen, warum sie das nicht tun konnten", sagte Wey zu Civil Eats.

Prozess der Bewusstseinsbildung

Obwohl es ein paar Einwände gegen das Projekt gegeben habe, sei dieses im Großen und Ganzen sehr gut angenommen worden, erzählte Wey. Er ist außerdem überzeugt, dass es einen Prozess der Bewusstseinsbildung in Gang gesetzt habe. "Uns wird erzählt, dass wir wohlhabend werden, wenn wir hart arbeiten – und das ist nicht wahr." Man habe mit der Aktion einen Denkanstoß geben wollen. Vom 29. April bis zum 5. Mai wird es erneut ein Pop-up-Restaurant geben, dieses Mal in Detroit in Michigan.