Leben/Gesellschaft

Ursachen des Bienensterbens

Wenn es das Bienensterben tatsächlich gibt, und davon waren die Teilnehmer der zweitägigen Global 2000-Konferenz „Meet the bees“ in Wien überzeugt, dann ist es jedenfalls nicht das erste. Laut Österreichs führendem Bienenforscher , dem Grazer Zoologen Karl Crailsheim, gab es beispielsweise in Irland um das Jahr 900 „ein großes Bienensterben“. Vor mehr als 100 Jahren, 1906, um genau zu sein, verendeten die Bienen an der südenglischen Küste. Zeitungen berichteten in großer Aufmachung über das vermeintlich neuartige Bienensterben, nach dem Ort des ersten Auftretens nannte man den Erreger „Isle of Wight“-Krankheit.

In den vergangenen Jahren traten massive Völkerverluste vor allem in den USA auf. Dort spricht man etwas fachmännischer von „Colony Collaps Disorder“ (CCD) und nicht vom Bienensterben, „dass es so nicht gibt“, sagt Josef Siffert von der österreichischen Landwirtschaftskammer.
Unbestritten ist auch auf Landwirtschaftsseite, dass es der Honigbiene besser gehen könnte, Probleme gebe es vor allem mit der Mitte der 1980er-Jahre aus Asien nach Europa eingeschleppten Varroa-Milbe, aber auch mit Pestiziden. Global 2000-Biochemiker Helmut Burtscher spricht von einer „Schieflage des Ökosystems“. Es seien nicht die von der EU mit Teilverboten belegten Neonicotinoide allein, die das Leben der Biene gefährden, „sie sind beteiligt oder spielen eine wichtige Rolle“, sagt der Umweltschützer.
Dringend notwendig sei für Burtscher die Offenlegung der in Verkehr gebrachten Pestizide – und zwar auf einzelne Wirkstoffe aufgeschlüsselt. Dies würde die von der Agrarchemie-Industrie eingeforderte Versachlichung der Diskussion sicher erleichtern.
Und Versachlichung ist tatsächlich nötig. Denn es gibt Imker-Vertreter wie den Burgenländer Emmerich Fazekas, der im profil sagte: „Das Bienensterben gibt es nicht.“ Auch der Salzburger Wilhelm Kastenauer sagt: „Das Problem ist nicht wirklich existent.“ Und der holländische Bienenforscher Robin Moritz meint sogar, dass Ausfälle bis zu einem Drittel biologisch erklärbar seien.

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Heute gibt es in Österreich kein Bienenvolk ohne Varroabefall, die Parasiten infizieren Larven und Bienen mit verschiedenen Viren. Dazu kommt die Verarmung der Futterplätze, blühende Wiesen wurden durch Monokulturen ersetzt. Die höchsten Verluste für die österreichischen Imker setzte es 2011/’12 (26 Prozent). Den wirtschaftlichen Wert der Bestäubung setzt der Verein "Biene Österreich" mit 500 Millionen Euro an.

Zuletzt die gute Nachricht: Noch bevor das Verbot der Neonicotinoide überhaupt wirksam werden konnte, sind die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in den Pollenhöschen der Honigbienen deutlich zurückgegangen. Das meldet das AGES Biomonitoring für 2013.

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