Leben/Gesellschaft

Staubsaugen vor dem Sex

Hat keine Tischmanieren. Sagt nie "Bitte" und "Danke". Räumt zu Hause nicht auf. Bevor sie sich so einen Mann ins Haus holen, bleiben sie lieber bis in alle Ewigkeit solo. All das ließen österreichische Singlefrauen in einer aktuellen Umfrage einer großen Partneragentur wissen.

Aber wen würden sie sich ins Haus wünschen? Das wurde zwar so nicht gefragt, dennoch lässt sich das Phantom-Männerbild aufgrund der Antworten nachzeichnen.

Der Prinz an ihrer Seite

Die Antworten gehen klar in Richtung Märchenprinz: Einkaufen soll er gehen; kochen soll er natürlich können; vor dem Mist-Ausleeren soll er sich nicht schrauben; mit dem Staubsauger soll er durch die Wohnung düsen, den Besen vom Klobesen unterscheiden können und den Wollpulli nicht mit 90 Grad waschen; "Bitte" und "Danke" sollten keine Fremdwörter für ihn sein; der entsprechende Umgang mit Messer und Gabel wäre ebenso Pflicht. Außerdem sollte der ideale Mann mit dem Bügeleisen so umgehen können wie mit seiner Schlagbohrmaschine – mit der klarerweise auch.

Ebenfalls nicht erhoben wurde, wie viele Frauen der Überzeugung sind, dass so ein Mannsbild überhaupt existiert, und wie viele Frauen darauf vertrauen, dass sie so einen Supertypen eines Tages tatsächlich finden und heiraten werden.

Vorspiel im Haushalt

Aber egal. Bei ihrer Partnersuche können sich die Frauen seit Kurzem auf die in den USA bekannte, sehr erfolgreiche Managerin Sheryl Sandberg berufen. Die Geschäftsführerin von Facebook und vermutlich reichste Feministin der Welt hat in einem Kommentar in der New York Times sinngemäß moniert: Wenn Männer mehr Sex wollen, sollen sie bitteschön zuerst ihre häuslichen Pflichten erledigen.

Wie Männer im Meetingraum und im Schlafzimmer erfolgreich sind – so lautet der Titel des Sandberg-Diskussionsbeitrags. Sie löste damit eine überhitzte Debatte aus, die inzwischen – ganz nach dem Geschmack der Facebookfrau – auch in den sozialen Medien geführt wird. Teilweise unter der Gürtellinie, wie die Reaktion der konservativen Webjournalistin Mollie Hemingway zeigt: "Sie wollen mehr Sex? Dann ignorieren Sie Sheryl Sandberg und ihr blödes Gelabere."

Im blöden Gelabere ging allerdings völlig unter, dass es Sandberg in erster Linie um ein möglichst gleichberechtigtes Mit- und Nebeneinander von Mann und Frau in einer Beziehung geht. Die superreiche Unternehmerin engagiert sich diesbezüglich auch im Rahmen der Kampagne #LeanInTogether.

Sandberg geht davon aus, dass eine erfolgreiche Ehe nicht nur auf Rosen gebettet sein muss. Wichtiger als die Einladung zu teuren Abendessen wäre die Mithilfe des Angetrauten bei der Bewältigung des Alltags, auch bei der lästigen Hausarbeit.

Nachspiel im Bad

"Wenn die Aufgaben im Alltag klar und gerecht verteilt sind und auch eingehalten werden, fühlt sich keiner der beiden Partner benachteiligt", erläutert Caroline Erb, die Psychologin der Partneragentur Parship. Wirklich Neues sagt sie damit nicht.

Abgefragt wurde auch die beliebtesten Pflichten im Haushalt. Und da sind sich Männer und Frauen seit Jahren einig: Nahrung beschaffen, kochen, Gartenarbeit. Weniger beliebt beziehungsweise verhasst sind hingegen bei Singles (nicht nur bei ihnen): Boden oder Staub wischen, Fenster putzen, Klo und Bad sauber machen.

Zahnpastatube offenlassen, Klopapier nicht nachfüllen, Haare im Badezimmer nicht entsorgen – das stört Frauen laut Umfrage am wenigsten. Frei nach Sheryl Sandberg können aber auch solche Nachlässigkeiten zu Liebestötern werden.