Leben/Gesellschaft

Selfies wie bei den Stars

Jeder zweite Jugendliche macht Handy-Fotos von sich und stellt sie ins Netz, zeigt die aktuelle Studie des Instituts für Jugendkulturforschung in Wien. Studienleiterin Beate Großegger nennt die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen im Web 2.0 daher „Generation Selfie“: Jugendliche und junge Erwachsene agieren im Web 2.0 als Lifestyle-Reporter in eigener Sache. Erstaunlich viele präsentieren sich dabei als begnadete Selbstdarsteller.

Besonders Selfie-affin sind Jüngere, weibliche Jugendliche sowie Jugendliche aus Selbstdarsteller-Jugendkulturen wie HipHop.

Die Art, wie sich Jugendliche in den Selbstporträts, mit denen sie sich ins virtuelle Schaufenster stellen, zeigen, orientiert sich an den gängigen Bildern der Medien- und Werbelandschaften prägen. „In gewisser Weise ist die Generation Selfie eine Generation von Normopathen, die sich lieber am Geschmack der Masse orientiert, als eigenwillig mit Individualität zu experimentieren und im Körperbild ganz bewusst auf Brüche mit der Norm zu setzen“, kommentiert Studienleiterin Großegger.

„ Selfies sind mittlerweile aber nicht mehr nur ein jugendkulturelles Phänomen, sondern taugen auch als populärer Marketing-Gag. Das zeigt sich etwa am Beispiel von Ellen DeGeneres, die bei der Oscarverleihung mit einem promigespickten Selfie einen neuen Rekord auf Twitter aufstellte", ergänzt Co-Studienleiterin Martina Schorn.

Die populärsten Web-2.0-Plattformen für junge Östereicher sind neben YouTube nach wie vor Facebook und WhatsApp: 85 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzen Facebook, 69 Prozent WhatsApp und 63 Prozent beides.

Doch auch ihre Bedeutung sinkt. Mitte der 2010er-Jahre sind Facebook und Co. nicht mehr das „ultimativ coole Jugend-Ding“, sondern eher so etwas wie Basisausstattung des durchschnittlichen „Digital Native“, erklärt das Institut für Jugendforschung in seinem „Next-Generation“-Bericht.

Viele sehen Social Media zwar nach wie vor als „Must-Have“, sie nutzen sie aber immer öfter als Nebenbei-Medium aus Langeweile. Und sie sprechen das auch ganz offen an: „Wenn du in der U-Bahn sitzt und zehn Minuten fahren musst, dann holst du halt das Handy heraus und schaust, was es Neues auf Facebook gibt. Und wenn dir langweilig ist, schaust du auf WhatsApp, anstatt einfach die Zeit zu genießen, die du frei hast.“

Selbst unter Gewohnheitsnutzern wächst die kritische Distanz. Genervt sind die Jugendlichen von der Online-Werbung, aber zunehmend auch von ihren Freunden, zeigte die Studie im Rahmen des Jugend-Trendmonitors „Tracts – die Zukunftsmaschine“ im Dezember 2013. Marketingleute, Politiker, Pädagen und natürlich die Web-2.0-Community fragen sich inzwischen , was danach kommt.