Leben/Gesellschaft

SpaceIL: Israel will 2015 am Mond landen

Noch ist es ein sechseckiger, etwa 1,20 Meter hoher, ziemlich unspektakulärer Kasten, der da auf drei Beinen in Tel Aviv steht. Doch bereits in drei Jahren soll “Sparrow", wie das “kleinste Raumschiff der Welt" getauft wurde, auf der Mondoberfläche landen und Israel zur dritten Nation (nach den USA und Russland) auf dem Erdtrabanten machen. Sollte das Vorhaben gelingen, wäre Israel vier Jahre vor der europäischen Weltraumorganisation mit einem unbemannten Objekt am Mond - und das mit einem Bruchteil jener 500 Millionen Dollar, die die ESA dafür einkalkuliert hat.

Mit Unterstützung des Präsidenten
Entstanden ist die Idee dort, wo oft scheinbar größenwahnsinnige Ideen geboren werden - beim Bier. In der einzigen Bar im israelischen Kaff Holon besprachen die drei Jungingenieure Yariv Bash, Kfir Damari und Yonatan Winetraub Mitte 2011 das erste Mal ihr Vorhaben, das heute SpaceIL heißt. “Seitdem haben wir die Unterstützung von Präsident Schimon Peres, isrealischer Universitäten und der Raumfahrtindustrie gewonnen und 170 freiwillige Mitarbeiter für die Idee begeistern können", schwärmt Damari gegenüber der futurezone beim Interview in Tel Aviv.

Alleine ist SpaceIL nicht mit dem Vorhaben: Im Rahmen des Google Lunar X Prize liefert sich das Team mit 24 anderen Teams ein Rennen um die Mondlandung und 30 Millionen Dollar an Preisgeldern.

Großes Vorhaben für ein kleines Land
SpaceIL hat es vom Stammtisch zum israelischen Prestige-Projekt geschafft und die Hightech-Nation im Nahen Osten für sich erobern können. Die Regierung hat zehn Prozent der insgesamt 30 Millionen benötigten Dollar spendiert, renommierte Universitäten wie das Technion in Haifa, die Tel-Aviv University, das Weizmann-Institut oder die Ben-Gurion University in Beer Sheva unterstützen die drei Gründer. Bis dato konnten sie 16,5 Millionen Dollar auftreiben, kommerzielle Sponsoren sollen am besten noch 2012 den Rest beitragen.

Der Weg zum Mond ist bereits vorgezeichnet. Huckepack auf einer Rakete, die eigentlich einen Telekommunikationssatelliten trägt, soll “Sparrow" Mitte 2015 die Erdumlaufbahn verlassen. “Dann geht es selbstständig weiter zum Mond. Im Prinzip besteht das Raumschiff aus einem großen Tank für 80 Liter Treibstoff (bei einem Verbrauch von 9600 km/Liter, Anm.) die Box für die Elektronik ist vergleichsweise klein", sagt Damari. Die Rechenleistung für die Steuerung sei in etwa vergleichbar mit vier aktuellen Smartphones - was absolut reichen würde. “In einem heutigen iPhone steckt mehr Leistung als in jedem Computer der Welt zur Zeit der ersten Apollo-Mondlandung 1969", so Damari.

Software-seitig ist “Sparrow" mit Linux und Programmen ausgestattet, die sonst in Satelliten zum Einsatz kommen. Hardware-seitig setzt man vorrangig auf bestehende israelische Technologie. “Wir müssen nicht alles völlig neu entwickeln, sondern können vorhandene Technik zu einem Raumschiff kombinieren."

Mit kleinen Tricks
Ganz ohne Eigenentwicklung geht es aber nicht. Anstatt auf ein aufwendiges GPS-ähnliches System zur Navigation zu setzen, nutzt SpaceIL ein neues Landungssystem. “Wir haben einen eigenen Algorithmus entickelt, der GPS durch Kameras ersetzen kann", sagt Damari. “Sparrow" fliegt so quasi “auf Sicht" und kann gleichzeitig Gewicht sparen. Tricksen muss das Team aber auch nach der Landung - denn das Raumschiff muss sich dort laut Wettbewerbsvorgaben 500 Meter von A nach B bewegen.

“Wir haben uns am letzten Tag für den Google-Preis angemeldet", so Damari. “Andere Teams haben zwei Jahre Vorsprung, was die Entwicklung des Rovers angeht, deswegen müssen wir ein wenig tricksen." Anstatt ein Vehikel zu bauen, dass 500 Meter über die steinige Mondoberfläche fahren kann (das ist die Vorgabe von Google), wird man “Sparrow" einfach wieder starten und die Distanz fliegend zurücklegen lassen. “Ich bin nicht stolz drauf, aber die Organisatoren des Wettbewerbs haben uns für den Plan grünes Licht gegeben", sagt Damari.

Mission Jugendförderung
SpaceIL soll aber nicht nur eine Demonstration technologischen Könnens von Israel sein. “Unsere Mission ist eigentlich, den israelischen Schülern zu zeigen, dass Wissenschaft Spaß machen kann und sie sich inspiriert fühlen, ebenfalls Ingenieure zu werden und die Raumschiffe der Zukunft zu bauen", sagt Damari. SpaceIL ist als Non-Profit-Projekt konzipiert und möglichst viele Menschen für Hochtechnologie begeistern. “Jeder Israeli soll Teil dieses Projekts werden, und zwar via Facebook. Auf der SpaceIL-Seite des Online-Netzwerks kann jeder sein Bild hochladen, das dann auf einem USB-Stick mit auf den Mond fliegt

“Wir wollen beweisen, dass auch kleine Länder wie Israel so etwas schaffen können und nicht nur die USA und Russland", sagt Damari. “Wir wissen natürlich, dass die Chinesen, Iraner oder Europäer auch daran arbeiten, bald am Mond zu landen, aber wir wollen vor ihnen da sein."