Leben/Gesellschaft

Himmelsstürmer in Bedrängnis

Bahn frei für die filigranen Überflieger: Das rostbraune Tagpfauenauge mit seinen abschreckenden Augenflecken streckt seine Riech-Fühler auf der Suche nach Nektar in den Wind. Der imposante Schwalbenschwanz schillert mit den dachziegelartig angeordneten Flügelschuppen gelb-schwarz-blau in der Sonne. Der Zitronenfalter, der mit Hilfe des körpereigenen Frostschutzmittels Glycerin den Winter schadlos überstanden hat, ist längst munter unterwegs. Das Flugaufkommen von Weißling, Ritterfalter & Co nimmt nahezu täglich zu. Trotzdem ist die bunte Welt der Schmetterlinge nicht Ordnung.

"Bis jetzt war das Jahr nicht so berauschend. Wie bei allen Insekten spielt das Wetter die wichtigste Rolle", sagt Prof. Ulrich Straka von der Universität für Bodenkultur in Wien. Der Zoologe weiß, dass sich die lange kühle Phase vor der Hitze ungünstig auf die Entwicklung von Tag- wie Nachtfaltern ausgewirkt hat: "Auffallend ist, dass eine ganze Reihe von Arten heuer hinten nach ist."

Fehlende Wildnis

Doch das Wetter allein hindert die Falter nicht am Entfalten. 51 Prozent der rund 215 heimischen Tagfalter stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Ihr Lebensraum ist begrenzt. Zudem machen einseitige Ernährungsgewohnheiten vielen Spezialisten zu schaffen. Arten wie der Distelfalter, der sich an mehr als hundert verschiedenen Pflanzen satt frisst, haben naturgemäß bessere Überlebenschancen als z.B. der Schlüsselblumen-Würfelfalter, der nur Primeln mag. "Die Lebensräume, an denen Futterpflanzen an der richtigen Stelle stehen, werden knapp", sagt Univ.-Prof. Straka. Äcker und Wiesen wachsen nahezu blütenleer. Die wenigen Fleckchen Wildnis liegen oft abseits. "Der Einsatz von Pestiziden in Land- und Forstwirtschaft nimmt immer mehr zu", beklagt der Experte weiter: "Wenn es so weiter geht, dann sieht die Zukunft der Schmetterlinge ganz wenig rosig aus."

Rückzugsgebiet Garten

Siedlungen und Wälder bieten am ehesten Rückzugsmöglichkeit für die grazilen Geschöpfe. Hier können sie auftanken. "Ob Garten oder Balkonkisterl – das ökologisch giftfreie Garteln hilft den Schmetterlingen", sagt Manuela Lanzinger von die Umweltberatung. Die Biologin rät zum Anbau von heimischen Blütenpflanzen, Wild- und Küchenkräutern. Und zum Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Dünger, die bringen die Insekten um.

"Lassen Sie ein wildes Eck auf der Wiese oder mähen Sie in Abschnitten, damit Schmetterlinge Nahrung und einen Platz an der Sonne zum Flügel-Aufwärmen finden", empfiehlt Lanzinger. Auch Brennnesseln sollen dort wuchern dürfen, das Unkraut ist Lebenselixier für viele Raupen, die später als Himmelsstürmer hoch hinaus wollen.

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