Leben/Gesellschaft

"Schatzi": Warum wir dem Partner Kosenamen geben

Erklärungsansätze für die Psychologie der Kosewörter wurzeln in der Kindheit. Baby Talk, ein Begriff der das abgewandelte Sprechverhalten mit Kleinkindern bezeichnet und Koseformen umfasst, wird weltweit von Müttern angewandt, weiß Dean Falk, Neuroanthropologin an der Florida State University. Im Interview mit der Online-Plattform Broadly erklärt sie: "Es (Babysprache) unterstützt die Sprachentwicklung des Kindes, drückt Zuneigung aus und erleichtert den Aufbau einer Bindung zwischen Mutter und Kind."

Emotionen aus der Kindheit

Studien hätten gezeigt, dass Kinder Babysprache und Kosenamen als angenehm empfinden, vor allem von der Mutter. Falk ist überzeugt, dass Erwachsene die zärtliche Aussprache verwenden, um sich in die Kindheit zurückzuversetzen und die ersten Empfindungen von Liebe, nämlich die zur Mutter, abzurufen. Damit sind Kosenamen eine natürliche Art, eine liebevolle Bindung zum Partner aufzubauen.

Andere Experten gehen davon aus, dass Kosenamen Menschen dabei helfen, sich dem Partner zu öffnen und das Wohlbefinden innerhalb der Partnerschaft zu steigern. "Es erlaubt Menschen, gewisse Freiheiten auszuleben, die sonst in der Rolle des Erwachsenen Restriktionen unterworfen sind", sagt Sprachwissenschaftler Frank Nuessel von der University of Louisville gegenüber dem Independent.

Ein weiterer Grund für Kosenamen: Die Abwandlung der Sprache ist Ausdruck unseres natürlichen Spieldrangs. "In jungen Jahren lernen alle Lebewesen durch das Spiel", betont Psychotherapeut Nan Wise im Gespräch mit der britischen Zeitung. "Diese sozialen Bindungen sind wesentlich für das Wohlbefinden. In Babysprache miteinander zu reden ist also ein Weg diese angeborenen Bindungsmuster des Spiels und des Kümmerns auszuleben."

Wer den Partner also gerne in verniedlichter Form anspricht, muss sich nicht schämen. Im Gegenteil: Es bringt einen wohl emotional noch näher an den anderen heran.