Leben/Gesellschaft

Rezept gegen den "Liebes-Burn-out"

Zu einer guten Ehe gehört Beziehungspflege. "Manche Paare zeigen spontan ein Lächeln oder einen aufmunternden Blick. Hier gibt es eine zarte Berührung beim Vorbeigehen, dort ein emotionales Wohlwollen in verbaler Form." So erklärt die Grazer Psychologin Luise Hollerer, wie Liebe durch Wertschätzung und Respekt gepflegt wird.

Manchmal werde der Alltag mit Beruf und Kindern so intensiv, dass die Liebesbeziehung darunter leide. "Dann besteht die Gefahr eines Liebes-Burn-outs." Die Symptome: Die Beziehung wird liebloser, die Körperkontakte werden weniger und man beginnt, einander verbal zu verletzen. "In diesem Fall muss man bewusst gegensteuern, eine andere Gangart, eine andere Sprache wählen." Ein Ansatz wäre zum Beispiel, sich fixe Zeiten, die man mit dem Partner verbringt, in den Terminkalender einzutragen.

Verständnis

Gute Ehen erkennt die Psychologin an mehreren Faktoren.

– Wer Interesse für die Entwicklung des Partners zeigt, sie ihm zugesteht und sich vielleicht auch dabei mitnehmen lässt, hat schon gewonnen. Hollerer: "Eine der größten Illusionen ist, dass man bei einer Person den Totalanspruch hat, dass sie immer so bleibt, wie man sie am Anfang des Zaubers der Verliebtheit wahrgenommen hat." Die Verliebtheit sei die Geburt der Liebe, dann müsse die Liebe wachsen und sich entwickeln können.

– Wer immer wieder wohlwollend an den Anfangspunkt der Liebe zurück denkt und wer sich bewusst macht, welche Entwicklung seither stattgefunden hat, wird gemeinsam alt werden können. "Auch so manche Schrulligkeit des anderen, die sich erst später entwickelte, humorvoll hinzunehmen, ist wichtig", so Hollerer.

Treue und Vertrauen sind absolut essenziell für eine Beziehung. "Das heißt, man soll wissen, wohin sich der andere begibt. Wenn vereinbart ist, dass beide andere Erkundungen machen dürfen, ist es etwas anderes, als wenn man den anderen im Unklaren lässt oder belügt."

Kommunikation und Konfliktbereitschaft sind auch sehr wichtig für eine gut gehende Beziehung. Das heißt, alles offen auszusprechen, zu versuchen, den Standpunkt des anderen zu erfassen und in einer wertschätzenden Kommunikation zu bleiben. Zuhören ist das Grundprinzip. Der berühmte Ton macht die Musik und damit eine harmonische Ehe.

Lösbare Probleme zu lösen und unlösbare Probleme leben, ist laut Hollerer ebenfalls Merkmal einer guten Beziehung. Wenn man keine verletzende Kritik übt, lässt sich eine gemeinsame Lösung finden. Für unlösbare Probleme, mit denen man lernen muss, zu leben, gibt die Psychologin folgende Beispiele: "Wenn ein Partner an Krebs erkrankt oder nach einem Unfall gelähmt ist, müssen beide lernen, damit zu leben." Bei der Bewältigung von Konflikten geht es nicht darum, den anderen zu ändern, sondern einen gemeinsamen Weg fürs Miteinander zu finden.Freiräume Liebe heißt, einander Freiraum zu geben. "Bauen Sie Ihr gemeinsames Lebenshaus", sagt Hollerer. In Teamarbeit werden die Grundlagen, die beide Herzen berühren, erforscht. Darauf wird das Haus gebaut. Da gibt es gemeinsame Räume, in denen Visionen und Ziele der Partner Platz haben. Dann gibt es für jeden eigene Zimmer. "Diese Freiräume soll man einander geben, zeitlich und örtlich. Wichtig ist, dass man sich von den Erfahrungen, die jeder in seinem Freiraum macht, berichten lässt." Ein Beispiel: Sie erzählt von der Ausstellung, bei der sie war, er von seinem Fußballmatch.