Leben/Gesellschaft

Intelligenzbestie Pfeilgiftfrosch

Das hat der Regenwald von Französisch Guyana vermutlich noch nie gesehen: Frösche, die kleine Reflektoren für Radiowellen umgebunden haben. Forscher vom Department für Kognitionsbiologie an der Uni Wien wollten auf diese Weise herausfinden, wie sich Pfeilgiftfrösche der Spezies "Allobates femoralis" in ihrer Umgebung zurecht finden. Mit der technischen Miniausrüstung konnten sie die Bewegungen der Männchen verfolgen. Die Wiener Wissenschaftler rund um Andrius Pasukonis kommen nun zu dem Schluss, dass die Amphibien weniger simpel gestrickt sind als von vielen vermutet.

Experiment

Über den Orientierungssinn von Amphibien ist wenig bekannt. Das Wiener Forscherteam wollte diese Wissenslücke schließen: Sie setzten Pfeilgiftfrösche ein paar hundert Meter von ihrem Territorium entfernt aus und beobachteten das Verhalten der Tiere. Die Frösche kamen mit Hilfe ihres scheinbar detaillierten Wissens über das Gebiet innerhalb weniger Tage sehr zielgerichtet zurück. Brachten die Forscher die giftigen Lurche hingegen in eine für sie unbekannte Umgebung, wussten die Pfeilgiftfrösche nicht, wohin die Heimreise gehen könnte. Das werten die Wissenschaftler als Indiz für eine stark ausgeprägte innere Landkarte. Übergeordnete Hinweise, wie das Magnetfeld der Erde oder der Stand der Gestirne, dienen den Amphibien offenbar nicht zur Orientierung.

Viele Verhaltensbiologen hätten Fröschen eine solche kognitive Leistung eher nicht zugetraut. Der Befund sei darüber hinaus auch deshalb interessant, weil es sich hierbei nicht nur um eine abstrakte Fähigkeit der Frösche handelt, sondern weil die Notwendigkeit des Kaulquappentransports der "direkte biologische Grund" für die Entwicklung dieser erstaunlichen Fähigkeit sein dürfte.

Die Ergebnisse der Forschung sind in der Fachzeitschrift "Biology Letters" der britischen Royal Society veröffentlicht.