Leben/Gesellschaft

Heidi Klum: Jetzt schlagen die "Mädchen" zurück

#NotHeidisGirl – unter diesem Hashtag tun zahllose junge Frauen ihrem Unmut über Heidi Klum und die ihr auf den Leib geschneiderte Casting-Sendung "Germany's Next Topmodel" (GNTM) kund. Auf Instagram wird im Zuge dessen zum Boykott der 13. Staffel aufgerufen.

Warum gerade Instagram? Klum forderte Frauen Anfang August auf dem sozialen Netzwerk dazu auf, sich für die neue Staffel zu bewerben. Dabei solle man den Hashtag #ichbingntm2018 nicht vergessen, wie sie in einem Video betont.

Infolgedessen meldeten sich neben potenziellen Bewerberinnen auch viele Userinnen zu Wort, die genau das nicht tun wollen. Und das hat Gründe.

#NotHeidisGirl, weil ...

"#notheidisgirl, weil ich mir nicht sagen lasse, wie ich sein soll und auszusehen habe", ist beispielsweise auf einen Plakat zu lesen, welches von einer Nutzerin in die Kamera gehalten wird. "#notheidisgirl, weil ich keine Bewertung brauche, um mich schön zu fühlen", betont eine andere. Mit dem Satz "#notheidisgirl, weil Vergleichen scheiße ist", macht eine weitere Userin gegen die Show und die dadurch verstärkten Schönheitsideale mobil. "#notheidisgirl, weil ich mir für meine Töchter ein ausgeglichenes Schönheitsideal in den Medien wünsche", befindet eine Mutter auf der Plattform.

Ins Leben gerufen wurde die Kampagne von Vulvarines, einem feministischen Kollektiv aus Mönchengladbach. Die Idee hinter der Initiative: "Wir sind feministische Aktivistinnen, die es satt haben, sich gesellschaftlich auferlegten Standards zu unterwerfen. Und wir glauben, wir sind nicht die Einzigen, denen es so geht", so eine Vetreterin der Gruppe gegenüber kurier.at.

GNTM stelle ein Symptom dar, welches auf gesellschaftlich konstruierten Schönheitsstandards fuße und in der Mode- und Werbeindustrie stetig reproduziert werde. Auch im Privaten sei man tagtäglich mit Sexismus, Lookism und Patriarchat konfrontiert. "Unsere Kampagne zielt darauf ab, Menschen eine Stimme zu geben und sie darin zu bestärken (körperliche) Vielfalt zu zeigen und zu leben. Uns geht es nicht darum Frauen gegeneinander auszuspielen, sondern dafür zu sensibilisieren, dass die Wertigkeit eines Menschen nicht abhängig vom äußeren Erscheinungsbild sein darf."

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Klums kontroverse Model-Maschinerie

Es ist freilich nicht das erste Mal, dass Heidi Klum mit und wegen ihrer Casting-Show für Jungmodels in der Kritik steht. Seit das Format 2006 vom deutschen Fernsehsender ProSieben ins Leben gerufen wurde, werfen Mediziner der Deutschen vor, ihre Modelshow fördere Magerwahn und vermittle ein Schönheitsideal, das für Jugendliche, und insbesondere für junge Mädchen, gefährliche Folgen haben kann.

In einer repräsentativen Umfrage der Meinungsplattform mingle gaben 2010 außerdem 78 Prozent der Befragten an, in Klums Modelshow eine Gefahr für junge Mädchen zu sehen. Insbesondere ältere Personen und Eltern sehen die Auswirkungen der Sendung auf Jugendliche kritisch.

Auch das in der Sendung vermittelte Frauenbild wird angeprangert. 2014 rief die Lobbygruppe Pinkstinks - eine Initiative, die unter anderem Kampagnen gegen sexistische Produkte organisiert - zu einer Demonstration gegen die Show auf. Im Interview mit dem Spiegel sagte Sprecherin Stevie Meriel Schmiedel damals: "Bei Sexismus denken viele, es ginge um Sex oder Sexyness. Tatsächlich geht es um die Abwertung eines Geschlechts. Wir haben kein Problem mit wenig Kleidung, wir haben ein Problem damit, dass nur die wenig Kleidung tragen dürfen, die einem Barbie-Bild entsprechen. Wenn das zu dem Idealbild wird, dem alle Frauen nacheifern, dann bedeutet das natürlich eine Form der Unterdrückung von Frauen."

Auch aus der Branche kommt Kritik: Louisa von Minckwitz, Geschäftsführerin von Louisa Models, einer der größten deutschen Modellagenturen, sagte der Süddeutschen Zeitung in einem Interview, dass die Sendung ein falsches Bild der gesamten Branche zeichne.