Leben/Gesellschaft

Wenn die Katze viel trinkt

Wenn Katzen auffallend viel trinken, stimmt etwas nicht. Ist der Vierbeiner zudem müde und matt, mag er nicht fressen und muss er oft brechen, kann das auf ein Nierenleiden hinweisen.
„Bis zu zwanzig Prozent aller Katzen haben im Laufe ihres Lebens mit der Niere zu tun“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn kennt die Zahlen genau: Fünfzig Prozent der Erkrankten sind älter als sieben Jahre, fünfzig Prozent sind jünger. Auch Zoodoc Katharina Reitl aus der Tierärztlichen Ordination Tiergarten Schönbrunn weiß, dass Niereninsuffizienz bei Katzen keine Frage des Alters ist – aber eine der häufigen Todesursachen. Die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team erklärt, warum eine frühe Diagnose betreffend dieses lebensnotwendige Organ kaum möglich ist und welche Behandlungen sinnvoll sind.

Schädigung

Die Niere der Katze hat viele Aufgaben. Sie hält den Wasserhaushalt des Vierbeiners im Gleichgewicht, sie filtert wertvolle Substanzen aus dem Blut, sie sorgt für die Entgiftung, nicht zuletzt produziert sie wichtige Hormone. „Niereninsuffizienz hat oft einen schleichenden Beginn. Die Krankheit fällt erst spät auf, das System funktioniert lange“, sagt Reitl. Bei älteren Vierbeinern, die jährlich routinemäßig durchuntersucht werden sollten, fallen zuerst veränderte Blut- und Harnwerte auf. Dann sind jedoch bereits siebzig bis achtzig Prozent des Nierengewebes zerstört. Unheilbar. Bei jungen Katzen rechnen Heimtierhalter nicht mit einem Nierenleiden. Bemerken diese die ersten Symptome, stellt der Tierarzt die Diagnose, ist die Krankheit oft schon deutlich weiter fortgeschritten.
Kommt der Patient in die Praxis, werden zunächst Laborwerte erhoben. Sie liefern Anhaltspunkte über den Zustand der Niere. Röntgenbilder tragen zur Abklärung der Erkrankung bei, Ultraschall macht die Schädigung des Gewebes sichtbar. Eine Nierenbiopsie ist mit großem Aufwand, Schmerzen und höheren Kosten verbunden. „Es gibt sehr verschiedene Ursachen für das Nicht-Funktionieren des Organs“, sagt der Zoodoc. Virale Infekte, bakterielle Entzündungen, eine Schwäche des Immunsystems, Nierensteine, Tumore, Schilddrüsenüberfunktion, genetische (Rasse bedingte) Veranlagung und industriell hergestelltes Katzenfutter in minderer Qualität können die gesundheitlichen Probleme auslösen.

Therapie

Die Behandlung der Niereninsuffizienz beginnt immer mit einer Ernährungsumstellung. Optimal sind spezielle Fertigfutter-Diäten für Katzen. Die Mischungen enthalten wenig Proteine, auch der Phosphatgehalt ist gering. „Viele Hersteller bieten solche Nieren-Diäten an. Die Chancen stehen gut, für jeden Feinschmecker etwas zu finden“, beruhigt die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team. Das Angebot von reichlich frischem Trinkwasser – z. B. aus einem Katzenbrunnen – hilft. Angefeuchtetes Futter (einerlei, ob Nass- oder Trockennahrung) fördert bei trinkfaulen Nierenpatienten die Ausscheidung. Ergänzend tragen Futterzusätze zur Lebensverlängerung des Vierbeiners bei. Phosphat-Binder können die Blutwerte verbessern. Darüber hinaus wirken sich Medikamente, die gegen Übelkeit, Anämie oder die Unterversorgung mit Kalium verabreicht werden, positiv auf die Lebensqualität der Katze aus. Mit der Therapie von hohem Blutdruck und Herzschwächen lassen sich Erfolge erzielen. Regelmäßige Infusionen bringen den Flüssigkeitshaushalt ins Gleichgewicht. Akutfälle werden stationär behandelt. Nierensteine müssen operativ entfernt werden.

Kontrollen

Leider gibt es nicht immer erkennbare Ursachen für eine Niereninsuffizienz“, sagt Reitl. Wichtig für die chronisch Kranken sind jedenfalls laufende Kontrollen – das ganze Katzenleben lang. Greifen die Maßnahmen, können selbst betagte Tiere noch einige Jahre genießen.

Das paarig angelegte Organ des Harnsystems spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung des Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen- Haushalts. Darüber hinaus sorgt es für die Ausscheidung giftiger Stoffwechselabbauprodukte. Die Niere hilft bei der Rückgewinnung wertvoller Substanzen wie Traubenzucker, Aminosäuren und Mineralstoffe. Schließlich baut sie körpereigene und körperfremde Stoffe um- und ab. Nicht zuletzt stellt sie einige hormonaktive Stoffe her, die für die Regulation des Blut- drucks, die Blutneubildung und den Knochenstoffwechsel wichtig sind.