Nicht nur Promis: Klarer Trend zum dritten Kind
Diese Promi-Mamas sind guter Hoffnung: Schauspielerin Jessica Alba ist zum dritten Mal schwanger. Kim Kardashian bekommt ein drittes Kind mit einer Leihmutter, weil es für sie selbst nach einer Gebärmutteroperation unmöglich ist. Und auch die nobelste Mama der Welt, Herzogin Kate, schenkt George (4) und Charlotte (2) ein Geschwisterchen. Die 35-jährige Prinzessin bricht mit der Tradition des Königshauses, dass Familien nur zwei Kinder haben wie bei der Queen-Mum Elizabeth und allen Kindern von Queen Elizabeth.
Michaela Geisler zählt zu den Frauen, die mehr als die laut Statistik üblichen 1,52 Kinder bekommen haben. Ihre drei Buben sind sieben, fünfeinhalb und zwei Jahre alt – ein ähnlicher Altersabstand wie bei der britischen Herzogin. Dafür braucht sie gute Nerven: "Beim ersten Kind ist man am meisten überfordert, mit der Erfahrung wird es leichter, finde ich. Beim dritten Kind kommt die Gelassenheit. Wenn ich mir die Fotos von Kates Reisen mit Kindern ansehe, habe ich den Eindruck, sie hat alles gut im Griff."
Dreifachkinderwunsch
Sie selbst wünschte sich immer drei Kinder, erzählt Geisler – die Reaktionen waren aber oft skeptisch: "Respekt, ein Drittes! Das würde ich mir nicht zutrauen", bekam sie hören. Doch nach Studium und Karriere entscheiden sich viele Mütter für mehrere Kinder, beobachtet die studierte Betriebswirtin in ihrem Umfeld: "Bei uns im achten Bezirk in Wien hat gefühlt jede Familie drei Kinder."
Norbert Neuwirth vom Österreichischen Institut für Familienforschung bestätigt diesen Trend mit seinen Daten: "Wir beobachten derzeit einen Zuwachs bei Neugeborenen mit zwei älteren Geschwistern" (siehe unten).
Auch Andrea Schöniger fühlte sich erst mit dem dritten Kind komplett, erzählt die Mama von drei Buben im Alter von fünf, dreieinhalb und eineinhalb Jahren. Vor den Kindern arbeitete sie im Marketing, doch während der ersten Karenz wurde klar, dass sie in ihren alten Job nicht zurück konnte. "So war ich wenigstens nicht unter Druck, sonst hätte ich mein Kind wahrscheinlich mit einem Jahr in die Krippe gegeben und wäre arbeiten gegangen. Daher habe ich bald mein zweites Kind bekommen." Und sich als Job ein neues Projekt überlegt: Für ihre Webseite "Babymamas" recherchiert sie Veranstaltungs- und Lokaltipps für Wiener Mütter und versendet einen wöchentlichen Newsletter. Demnächst kommt das Jüngste in die Krippe und dann ist wieder mehr Zeit zum Arbeiten. Beruf und größere Familie lassen sich nämlich nur schwer vereinbaren: "Heute kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich einen Job wie früher mache, mit mehr als 40 Stunden im Büro. Und ich kenne viele Mütter, die so denken."
Entscheidung treffen
Die Finanzfrage ist für Familien natürlich wichtig: Ein Teil des Familieneinkommens fällt weg und die Ausgaben steigen deutlich. Aber es geht für Mütter auch um einen beruflichen Ausgleich zur intensiven Kinderzeit. Geisler: "Ich habe eine Ausbildung zur Trainerin gemacht und halte schon jetzt eine regelmäßige Sportstunde für Mütter ab." In dieser Zeit kümmert sich ihr Mann – von Beruf Arzt – um die Kinder. Das möchte sie in Zukunft ausbauen.
Der Alltag mit den Kindern zu Hause sei intensiv, beschreibt Schöniger die Anstrengungen mit Humor: "Dauernd will einer etwas zu essen, braucht frische Windeln oder muss getröstet werden. Ich bin ständig damit beschäftigt, die Kinder am Leben zu erhalten."
So anstrengend wird es bei Kate wohl nicht werden. Auch wenn sie ihre Kinder wie eine bürgerliche Mutter selbst betreuen möchte, hat sie doch die Hilfe von Nannys: "Für mich war es eine wundervolle Erfahrung, Mutter zu werden. Aber es gab auch Zeiten, in denen es eine große Herausforderung war – obwohl ich Unterstützung zu Hause habe, die die meisten Mütter nicht bekommen", so die Prinzessin.
Für manche Mamas ist auch bei drei noch nicht Schluss, zeigte sich kürzlich in einer Frauenrunde. Dort fragte eine Dreifach-Mama nach Erfahrungen mit mehr Kindern. Das Leben werde noch etwas komplizierter, so der Tenor der Vierfach-Mütter. Der Sprung von drei auf vier sei riesig – größeres Auto, mehr Wohnraum, weniger Angebote an Hotelzimmern, sogar Familien-Eintrittskarten gelten oft nur für zwei oder drei Kinder. Aber die gerade Zahl hat auch ihre Vorteile, erzählt eine Architektin: "Bei uns hat das vierte Geschwisterchen die Sandwich-Kind-Problematik total entspannt."
Der Trend begann in Skandinavien, inzwischen zeigt sich der Wunsch nach einem dritten Kind auch in Deutschland und in Österreich. Norbert Neuwirth vom Österreichischen Institut für Familienforschung beobachtet diese Entwicklung: "Im Jahr 2016 kamen 8,8 Prozent mehr Kinder mit mindestens zwei größeren Geschwistern auf die Welt als im Jahr zuvor." Es gehe nicht nur um Familien mit Migrationshintergrund, zeigt seine Auswertung von Müttern, die in Österreich geboren sind: "Bei denen gibt es um 6,3 Prozent mehr dritte Kinder als im Vorjahr, die Zahl der Drittgeborenen steigt am meisten. Die Zahl der ersten Kinder ist unverändert, die der zweiten Kinder steigt und jene der vierten Kinder wird geringer."
Als "Familien-Luxus" bezeichnete Die Welt den Wunsch nach drei Kindern und stellte die provokante Frage, ob Familien so ihre finanziellen Möglichkeiten oder Mütter ihr unendliches Energiepotenzial beweisen wollen. Die deutsche Zeitung Die Zeit schrieb, dass "in Deutschland vor allem Wohlhabende und Hartz-4-Empfänger viele Kinder haben".
In England sorgte die finanzielle Belastung von Großfamilien jetzt sogar für Unmut über die dritte Schwangerschaft von Herzogin Kate. Die Kritik: Gerade erst wurde ein Steuergesetz verabschiedet, das Familien mit einem dritten Kind benachteiligt. Im Gegensatz zu Frankreich: Dort gibt es beim dritten Kind deutliche Steuererleichterungen.