Leben/Gesellschaft

Ein Zapfhahn direkt am Bienenstock

Während in Europa über Bienen meist über ihr Sterben diskutiert wird, sind australische Imker, so scheint es, mehr praktisch veranlagt. Stuart und Cedar Anderson aus Byron Bay basteln seit zehn Jahren an einem Bienenstock, der wie ein Bierfass funktioniert. Bedeutet: die Imker können den Honig abzapfen, ohne die Tiere zu stören.

Alle Inhalte anzeigen
In der Theorie funktioniert das so: Die Imker-Brüder setzen einen Rahmen mit halbfertigen Waben ein. Die Bienen vollenden die Waben, produzieren den Honig und versiegeln sie. So weit, so bekannt. Nun kommt die Erfindung der Andersons ins Spiel. Mit dem Bedienen des Zapfhahns werden die Waben längs geteilt, der Honig kann abfließen. Rückt man den Honig-Hahn zurück in die Ausgangsposition, wird auch der Kanal geschlossen, die Bienen im Stock übernehmen die Wiederbefüllung.

Auslöser war ein Erlebnis in seiner Kindheit, sagt Stuart Anderson im Vorführ-Video auf der Website der Erfinder (www.honeyflow.com). Obwohl er beim Herausnehmen der Bienen viel des beruhigenden Rauches in den Stock geblasen habe, seien die Tiere wild geworden und hätten ihn verjagt. Außerdem habe er sehr viele Bienen beim Herausholen der Waben zerquetscht. "Das muss auch anders gehen, dachte ich mir."

Weder Plus noch Minus

Josef Stich, Obmann von "Biene Österreich", hat sich das Video und die wenigen technischen Informationen auf der Website der Erfinder zu Gemüte geführt. Das Material lässt ihn aber eher ratlos zurück. "Technisch ist das nicht sehr ergiebig, es schaut sehr idyllisch aus, man sieht aber nicht, wie es im Inneren ausschaut." Zudem sei unklar, was mit Honig passiere, der in den Waben schnell fest wird, zum Beispiel mit Frühlingsblütenhonig – "der rinnt nicht". Stichs Resümee: "Weder Plus noch Minus."

Alle Inhalte anzeigen
Zum letzten Punkt räumen die Anderson-Brüder ein, dass das Füllen der Gefäße unter dem Zapfhahn, je nach Festigkeit, zwischen 30 Minuten und zwei Stunden dauern kann.

Und sonst? Die europäischen Winterverluste 2013/’14 blieben mit durchschnittlich neun Prozent im Rahmen, in Österreich haben 12,5 Prozent der eingewinterten Bienenvölker die kalte Jahreszeit nicht überlebt.