Leben/Gesellschaft

Historische Postkarten zum Verschicken

Es ist wieder modern, auf Ansichtskarten herzliche Grüße zu kritzeln und diese mit Briefmarke frankiert an die Liebsten daheim zu senden. Auch deshalb, weil so ein persönlich beschriftetes Poststück nicht so schnell aus der Erinnerung gewischt werden kann wie die schnell fotografierten Sonnenuntergänge in den sozialen Medien.

Alte Ansichten

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Der letzte Schrei in diesem Sommer sind historische Ansichtskarten. Jan Mokre, Direktor der Kartensammlung in der Österreichischen Nationalbibliothek, erzählt bei der Visite eines gekühlten Kartenspeichers in der Hofburg, dass man hier 75.000 historische Ansichtskarten ausgewählt und einem neuen Online-Portal zugeführt hat.

Das Portal ist seit heute geöffnet – und bietet folgendes Zuckerl: Man suche auf der digitalen Weltkarte seinen Urlaubs-, Geburts- oder Wohnort. Zu jedem Ort werden – je nach Bekanntheit – mehr oder weniger viele alte Ansichten angezeigt. Durch eine Kooperation der Nationalbibliothek mit einer privaten Firma ist es möglich, das Kartenmotiv als reale Ansichtskarte mit eigenem Text zu verschicken. Das Senden einer Karte kostet 1,99 Euro.

Darüber hinaus sind die Zeit-Dokumente nun auch für die Forschung leichter zugänglich. Jan Mokre, ein international anerkannter Kartografiehistoriker, relativiert jedoch: "Die Motive von Ansichtskarten bilden nie die Realität eins zu eins ab, sie sind mehr das Zeugnis von Publikumserwartungen, die von kommerziellen Unternehmen bedient werden."

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Auch wenn der Urlaub ein Horror ist oder das bereiste Land arg in der Krise steckt: Die meisten Karten bedienen heute wie damals gängige Klischees, zeigen eine unbefleckte Idylle, die durch nachträgliche Kolorierung oft unwirklich anmutet.

Im Kartenarchiv erzählt Jan Mokre von einem Projekt, das von langer Hand geplant und durchgeführt wurde: Ein kleines Team aus Kartografen und Technikern hat hier in den vergangenen zwei Jahren aus einer Unzahl von topografisch relevanten Motiven 75.000 Ansichtskarten herausgefiltert, einscannen lassen und dem Online-Portal zugeführt.

Von allen Kontinenten

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Die Karten zeigen Orte in Österreich, Europa, aber auch auf allen anderen Kontinenten. Die ältesten stammen vom Ende des 19. Jahrhunderts, die jüngsten aus dem Jahr 1942. Dies hat mit dem Urheberrecht zu tun, das in Österreich erst nach siebzig Jahren erlischt.

Generaldirektorin Johanna Rachinger erhofft sich, mit dem leicht zugänglichen digitalen Karten-Archiv die Öffentlichkeit für die Bestände der Nationalbibliothek weiter zu faszinieren. Das gelang zuletzt auch bei der Öffnung des Online-Portals Anno. Dieses Angebot erlaubt es, per Knopfdruck alle historischen Ausgaben der österreichischen Zeitungen fern der Bibliothek zu lesen.

Zum neuen Ansichtskarten-Portal der Nationalbibliothk geht es hier.