Moderne Hundeschulen setzen auf Belohnung
Von Hedwig Derka
Anschreien, treten, überfordern – das geht gar nicht. Die moderne Hundeschule ist kein Abrichteplatz, auf dem Vierbeiner stundenlang bei Fuß gehen müssen und durch Gebrüll und Strafen gedrillt werden. Sie ist vielmehr ein Ort des Lernens, Wohlfühlens und des Spielens, an dem Haustiere und ihre Besitzer gewünschtes Verhalten durch positive Verstärkung üben. Lob und Leckerlis statt Leinenrucks und Leistungsdrucks.
"Der Besuch einer Hundeschule macht immer Sinn", sagt Zoodoc Katharina Reitl. Die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team weiß, dass dort nicht nur Welpen spielerisch mit unbekannten Situationen vertraut und gesellschaftstauglich gemacht werden. Auch erwachsene Hunde können hier unter professioneller Anleitung neue Befehle oder Sportarten einstudieren und Manieren auffrischen bzw. die eine Unsitte oder die andere Eigenheit gezielt vergessen. In jedem Fall verbessert die gemeinsame Zeit Beziehung und Kommunikation zwischen Tier und Mensch.
Impfschutz
Im Alter von zwölf bis 16 Wochen sollten Jungtiere durchgeimpft sein. Mit dem Schutz steht der Hundeschule nichts mehr im Weg. "Hier können schon die Kleinen den Umgang mit Artgenossen lernen. Anders als auf der Wiese passen geschulte Trainer auf und greifen ein, noch bevor gefährliche Raufereien entstehen", erklärt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Die Gruppenerfahrung tut den Hunden gut. Oft ergeben sich unter Gleichgesinnten auch Freundschaften, die über die wöchentliche Übungsstunde hinaus gehen. Nicht zuletzt bieten Hundeschulen verschiedene Freizeitaktivitäten an – von Agility bis Obedience. Kostenloses Schnuppern ist meist möglich; Vertiefung erfolgt in Privatunterricht.
Nähe
"Der Anreiseweg zur Hundeschule soll nicht zu lang sein. Sonst wird der Aufwand schnell zu viel", nennt Reitl ein Auswahlkriterium. Geschulte Trainer sind ein weiteres: Sie verfügen über fundiertes Wissen, kennen sich mit der Lern- und Entwicklungspsychologie von Hunden aus und verstehen ihre Körpersprache. Nicht zuletzt können sie die Theorie weiter geben. "Der Trainer muss aber auch einem liegen. Man muss sich am Platz wohlfühlen. Und der Hund muss sich wohlfühlen. In einer positiven Stimmung lernt sich’s leichter", rät der KURIER-Tiercoach. Ein Preis-Check für Jahresbeitrag und einzelne Kurse versteht sich von selbst. Mitunter hat sich eine Hundeschule auf eine bestimmte Rasse spezialisiert, auch das gilt es zu berücksichtigen. Eine Probestunde muss sein. "Eventuell passt man nicht hinein, obwohl die Schule super ist", sagt Reitl. Dann geht die Suche weiter.
„Hundesport ist eine wunderbare Freizeitbeschäftigung“, sagt KURIER-Tiercoach Katharina Reitl. Das gemeinsame Training stärkt die Mensch-Tier-Beziehung. Und macht Spaß.
„35.000 Österreicher aller Altersstufen verbringen jährlich ihre Freizeit im organisierten Hundesport“, kennt der Österreichische Kynologenverband die aktuellen Zahlen. Das Angebot an Kursen ist breit:
Agility hat den Springreitsport zum Vorbild – allerdings bewältigt der Hund den Parcours alleine. So schnell wie möglich überwindet er Hürden und Stege, rennt Slalom an Hütchen vorbei oder durch den Tunnel. Der Hundeführer steht neben den Geräten und leitet seinen Kameraden durch Körpersprache oder Hörzeichen an.
Begleithundesport beinhaltet Gehorsam- und Gewandtheitsübungen. Er eignet sich für jede Hunderasse. In Wettbewerben und bei Prüfungen kann das Hund-Halter-Team zeigen, was es kann.
Dogdancing ist eine relativ junge Sportart. Beim „Hundetanz“ bewegen sich Zwei- und Vierbeiner rhythmisch zur Musik. Vorwärts, rückwärts, seitwärts und im Kreis.
Fährtenlesen kommt dem Schnüffelbedürfnis des Hundes entgegen. Bei der Sportart soll der Hund freilich nicht nur das gesteckte Ziel erreichen, er soll vielmehr den ganzen Weg gleichmäßig mit tiefer Nase und konzentriert absuchen. Für Frischluftfanatiker.
Flyball ist eine Hundesportart, bei der sowohl Apportierfreude, als auch Schnelligkeit im Vordergrund stehen. Im Wettkampf geht es Hund gegen Hund: Jeder muss ohne Hilfe des Führers über vier Hürden zu einer Ballmaschine, den Auslösemechanismus bedienen, den herausgeworfenen Ball fangen und mit diesem wieder die Hürdenbahn bis zur Startlinie zurück laufen. Tempo, Tempo.
Obedience wird auch als „Hohe Schule“ der Unterordnung bezeichnet. Ziel ist die harmonische, schnelle und exakte Ausführung bestimmter Übungen. Gefragt sind Gehorsam und Sozialverträglichkeit.