Milch im Glas: Die Mär von der Mehrwegflasche
Von Nina Horcher
Ein gefeiertes Comeback in heimischen Supermarktregalen: Milch wird neuerdings wieder in Glasflaschen angeboten. Warum? Weil es gut aussieht, erklärt Rewe Österreich im Bezug auf ihr Produkt aus dem Bio-Sortiment: „Wir möchten ein Produkt zur Verfügung stellen, das man auch gerne auf den Tisch stellt.“ Die Nachfrage liege über den Erwartungen.
So umweltbewusst wie sie scheint, ist die gläserne Alternative zu Plastikflasche oder Karton aber nicht. Im Gegensatz zu den Mehrweg-Glasflaschen von früher müssen die modernen Einwegflaschen erst wieder aufwendig zu Glas recycelt werden. Das ist energieintensiv.
Wiederverwendbar
Warum werden also nicht wieder Mehrwegflaschen produziert? Mitte der 90er-Jahre kaufte man in Österreich vor allem Mineralwasser in Glasflaschen. Heute wird nur noch selten in Mehrwegflaschen abgefüllt. Laut Wiener Umweltanwaltschaft ist der wiederverwendbare Anteil von Getränkeflaschen alleine von 2007 bis 2010 von 24 auf 18 Prozent gesunken. Manfred Tacker, Studiengangsleiter für Verpackungstechnologie an der FH Campus Wien, erklärt, warum: „Das Problem bei der Mehrwegflasche ist, dass sie mit hohen Kosten verbunden ist. Für die Sammlung, Reinigung und Wiederverwendung braucht es eine Logistik – und dafür mehr Mitarbeiter.“
Außerdem sei die Mehrwegflasche nicht immer die beste Lösung, sagt Tacker: „In der Flasche können sich Schadstoffe absetzen, wenn etwas Falsches eingefüllt wurde. Es bräuchte ein teures System, um solche Flaschen vor der Wiederverwendung herauszufiltern.“
Ökologisch gesehen seien Einweg-PET-Flaschen besser als jene aus Glas – wenn sie passend entsorgt werden. Einige Unternehmen kooperieren bereits nach dem „bottle-to-bottle-Prinzip“, bei dem PET-Getränkeflaschen recycelt und danach wiederverwendet werden. „Umwelttechnisch ist das eine sehr gute Lösung“, sagt dazu Tacker.