Streicheleinheiten
Von Hedwig Derka
365 Tage im Jahr machen Hunde ihre Halter glücklich. Meistens mehr, manchmal weniger. An einem Tag im Jahr sollen die Vierbeiner das Glück doppelt zurückbekommen. Der 10. Oktober ist Welthundetag.
Mischling oder Rassetier, groß von Statur oder groß im Kläffen, Welpe oder Senior – jeder Hund hat seinen Charme. Am Welttag des Hundes soll an dessen tolle Talente erinnert werden: Die treuen Begleiter trösten in guten wie in schlechten Zeiten, sie erleichtern Blinden den Alltag, warnen Diabetiker bei Blutzuckerschwankungen, therapieren Menschen, animieren Senioren, helfen Kontakte zu knüpfen, retten Verschüttete, spüren Drogen auf und orten Sprengstoff. Allem voran machen die Rudeltiere rundum froh.
„Um Hunde zu verwöhnen, ist es am wichtigsten, sich Zeit zu nehmen“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn empfiehlt Haustierhaltern, ihre Zuneigung mit einer Extraportion Streicheleinheiten, Spiel und Auslauf zu zeigen. Zoodoc Karen Barker-Benfield kennt noch ein Spezialprogramm für den Liebesbeweis. Die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team erklärt, wie gesunde Hunde Massage genießen können.
Besondere Druck- und Zugbewegungen, Streichen und Klopfen wirken sich positiv auf die Gesundheit des Vierbeiners aus. Vor allem, wenn Profis am Werk sind. „Massage löst Verspannungen und fördert die Muskelelastizität. Sie verbessert die Durchblutung und reduziert Verklebungen zwischen den Gewebsschichten. Lymphdrainagen verbessern den Lymphabfluss. Schmerzen können gelindert werden“, zählt Barker-Benfield auf. Von Berufs wegen dürfen nur geprüfte Physiotherapeuten und Veterinärmediziner die Therapie anbieten.
Legen Laien im Privaten Hand an, steht das Wohlbefinden des Hundes im Vordergrund. Der Halter lernt seinen Liebling besser kennen. Die Zuwendung stärkt die Bindung zwischen Mensch und Tier.
Voraussetzung für das Durcharbeiten ist, dass der Vierbeiner ganz gesund ist – das muss der Tierarzt vorab klären. Schließlich können sich Bakterien durch bestimmte Griffe im ganzen Körper verteilen oder Lymphdrainagen das Herz überfordern. Auch Hunde mit Hautproblemen, Allergiker und Tumor-Patienten finden keinen Gefallen an den intensiven Berührungen. „Hundehalter sollen nicht aufs Geratewohl loslegen, sondern sich die Massage vom Profi zeigen lassen“, sagt Barker-Benfield. Einzelne Techniken freilich lassen sich daheim gut anwenden:
Eine vertraute Umgebung trägt zur Entspannung bei. Mit Hotpack, Kirschkernkissen oder unter der Infrarotlampe kann die Muskulatur des Hundes aufgewärmt werden. Auch aktive Bewegung macht geschmeidig. Wenn der Vierbeiner ruhig liegt oder sitzt, beginnen die Streichungen – hinter den Ohren über Hals und Rücken bis zum Hinterteil, inklusive Schultern, Oberschenkel und Beine. Der sanfte Druck der kreisenden Bewegungen wird fester und geht langsam in die Tiefe, schnell bringt nichts. Der Kopf, die sensiblen Pfoten sowie die Wirbelsäule bleiben ausgespart. „Man sollte nicht direkt über Knochen oder Knochenvorsprüngen massieren“, sagt die Expertin.
Kibler’sche Falten fördern die Durchblutung. Eine dicke Hautfalte wird hochgehoben und gehalten. Sie lässt sich vom Hals bis zum Hinterteil rollen. Zwicken verboten.
Beim Klopfen mit den Fingern einer hohlen Hand sind die großen Muskeln an der Reihe. Labrador und Golden Retriever eignen sich dafür besser als Chihuahua und Pekinese. Der Hals ist in diesem Fall tabu, so der Zoologe: „Halter können nicht einschätzen, ob das dem Hund guttut.“
Auch beim Dehnen und Durchbiegen darf keine Gewalt angewendet werden. Nach 20 Minuten verträgt jeder Vierbeiner eine Pause. Barker-Benfield: „Wenn es dem Hund reicht, geht er. Dann soll man ihn auch in Ruhe lassen.“