Leben/Gesellschaft

Mama von 13: Claudia Krausams Alltag mit ihrer Großfamilie

13 Kinder. Wie schafft eine Mutter das, fragt man sich, und warum überhaupt? Sehr religiös, sehr chaotisch, sehr arm – schnell hat man voreilige Erwartungen im Kopf. Aber zu Claudia Krausam und ihrer Familie passen sie nicht. Ihr Haus in Wien Floridsdorf liegt in einer Gartenidylle, die an Astrid Lindgrens Bullerbü erinnert. „Manchmal läuten bei uns an der Tür Leute, die den Kindergarten eine Straße weiter suchen“, erzählt die 39-jährige Mama von Kindern zwischen 1 und 21 Jahren. Auf dem Tisch im Garten steht ein frisch gebackener Kuchen, drei Kinder sind gerade zu Hause. Die kleine Madleine, ihr vierjähriger Bruder Emil und Tamara (20), die derzeit für den Führerschein lernt, die anderen sind im Kindergarten und der Schule.

Auch Ehemann Eugen ist zu Hause. Claudia hat ihn im Alter von 16 Jahren kennengelernt. „Bei unserem dritten Date habe ich ihm gesagt, dass ich viele Kinder haben möchte, und ihn gefragt, ob das für ihn ok ist“, erinnert sie sich. Es war ok und schon mit 18 passierte das erste Kind, „an einem Silvesterabend. Ich habe mich gefreut.“ Dann ging es rasch weiter, fast alle zwei Jahre kam ein Kind, einmal sogar Zwillinge. Jetzt ist Schluss, ist sie sicher: „Als meine kleine Prinzessin auf die Welt kam, habe ich gespürt, dass wir jetzt komplett sind. Es war wieder Silvester und der Kreis hat sich geschlossen.“

Von ihrer erwachsenen Tochter bekam sie ein Kompliment, das sich jede Mutter wünschen würde: „Als Sonja alt genug war, ist sie ausgezogen und hat sich eine Wohnung gemietet. Zuerst wollte sie gerne, dass eine Schwester bei ihr übernachtet, aber dann hat sie gesagt, dass sie wieder nach Hause kommen will. Ich konnte das gar nicht verstehen, ich selbst bin mit 16 ausgezogen“, lacht Claudia.

Volles Haus

Viel Platz für die Kinder hat sie nicht: Das Haus hat 150 Quadratmeter für 15 Personen – die Kinder teilen sich zu zweit oder dritt ihre Zimmer. Im Winter ist es eng, aber im Sommer verlagert sich das Leben in den Garten. Es klingt wie im Ferienlager: „Am Abend sitzen die großen Mädels hier draußen, ihre Freunde kommen auch.“ Tamara bestätigt das: „Es gibt immer jemanden zum Reden hier.“

Das ist auch ein Vorteil im Umgang mit den pubertierenden Kindern, denn manche haben viel Unfug im Kopf, sind Mutter und Tochter lachend einer Meinung: „Manchmal sagt eine größere Schwester: ‚Hör auf, dich so blöd aufzuführen.‘ Das ist anders, als wenn sich die Eltern aufregen.“

Doch für Claudia bleibt genug zu tun: Aufstehen um 6.30 Uhr, Frühstück für alle, Jausenboxen, Kinder in Kindergarten und Schule, einkaufen, kochen. Natürlich schmeckt auch bei ihr nicht allen Kindern dasselbe: „Meist gibt es mehrere Speisen, damit jeder etwas findet – wir haben ja auch Vegetarier.“ Auch das Aufräumen ist eine Herausforderung: „Man darf die Disziplin nicht schleifen lassen: Wenn bei einer kleinen Familie das schmutzige Geschirr in der Abwasch stehen bleibt, ist das ok. Bei uns ist das gleich ein riesiges Chaos. Und die Wäscheberge müssen wir auch gleich erledigen, sonst wird es zuviel.“ Ihr ist wichtig, dass die Kinder immer ordentlich angezogen sind: „Als große Familie wird man besonders kritisch angeschaut.“ Ein Mal im Monat ist Großeinkauf: „Da kaufe ich Zucker und Mehl in der Zehnerpackung.“

Der Tag ist genau durchgeplant. Um 12 Uhr kommen die Volksschulkinder, essen und machen Hausübungen. „Lernen kann ich mit den Kleineren am Nachmittag – oder die Geschwister übernehmen das – und mit den Älteren am Abend. Das Lesen ist wichtig. Aber um zehn Uhr bin ich erledigt.“

Am Nachmittag sind die Kinder im Garten oder im nah gelegenen Jugendzentrum. Wenn sie frei haben, unternimmt die Familie etwas gemeinsam: „Dann nimmt jeweils ein großes Kind ein kleines an der Hand. Da schauen die Leute.“

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Zeit einteilen

Was tut Claudia Krausam für sich? „Ich habe ein Hobby – Hunde züchten. Das habe ich zu meiner Arbeit gemacht. Ich fahre zu Hundeausstellungen und demnächst bekommen wir vier Welpen, die wir verkaufen.“

Für die gelernte Kindergärtnerin ist die Familie aber der Hauptberuf: „Sonntagabend mache ich ein Wochenprogramm. Andere Eltern glauben, ich habe für nichts Zeit, aber das stimmt nicht. Im Elternverein haben sie gesagt, ich brauche keine Aufgaben zu übernehmen, weil ich so viel zu tun hätte. Aber oft bin ich die Mutter, die Kuchen für das Buffett bäckt, oder Gemüse für die gesunde Jause in der Klasse einkauft.“

Kann man bei 13 Kindern überhaupt den Überblick behalten? Claudia bringt ein Beispiel: „Ich fange im Sommer mit den Weihnachtsgeschenken an. Wenn ein Kind einen Wunsch hat, schreibe ich ihn mir gleich auf. Damit ich für jeden das Richtige finde.“

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