Leben/Gesellschaft

Petition für stillende Mütter in der Öffentlichkeit gestartet

Vor rund einer Woche wurde Johanna Spanke, Mutter eines drei Monate alten Sohns, in einem Berliner Café in Prenzlauer Berg vom Besitzer untersagt, ihr Kind dort zu stillen. Die Meinungen, wie sich der konkrete Fall abgespielt hat, gehen jedoch auseinander. Der Betreiber sagt, dass es in seinem Café kein pauschales Stillverbote gebe, sich die Mutter aber direkt vor dem Schaufenster ausgezogen habe. Johanna Spanke meint, dass sie bereits bei der Bestellung auf das Stillverbot hingewiesen worden sei. Das wollte die 30-Jährige nicht auf sich sitzen lassen und startete prompt eine Online-Petition, die ein Gesetz zum Schutz stillender Frauen in der Öffentlichkeit fordert.

"Ich hätte nie gedacht, dass Stillen in der Öffentlichkeit in Deutschland ein Tabu ist", schreibt Spanke auf der Petitions-Plattform "We Act". Zwar ist das Stillen in der Öffentlichkeit in Deutschland nicht verboten, die Besitzer von Cafés und Restaurants können aber von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und das Stillen untersagen. Spanke sieht bei dieser Regelung einen gesetzlichen Handlungsbedarf. So sei zum Beispiel in Großbritannien im Jahr 2010 ein Gleichheitsgesetz verabschiedet worden, das verbietet, stillende Mütter zu diskriminieren. "Wir fordern ein solches Gesetz auch in Deutschland!", appelliert Spanke an die deutsche Familienministerin Manuela Schwesig. Die Petition hat mittlerweile über 16.000 Unterschriften, 20.000 sind Spankes Ziel.

Lage in Österreich

Auch in Österreich gibt es für das Stillen in der Öffentlichkeit keine gesetzliche Grundlage. Geregelt ist nur das Stillen am Arbeitsplatz. Frauen wird pro Tag 90 Minuten "Stillzeit" zugesprochen.

Noch immer ein Tabuthema

Obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Kinder bis zum sechsten Lebensmonat zu stillen, haben Frauen beim Thema Stillen in der Öffentlichkeit noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen. Aus einer internationalen Stillumfrage aus dem Jahr 2015, bei der 13.000 Mütter befragt wurden, geht hervor, dass eine von vier Frauen Diskriminierungserfahrungen machen mussten, wenn sie ihr Kind in der Öffentlichkeit gestillt haben.

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