Leben/Gesellschaft

Langhaarkatzen: Prestige zum Pflegen

Es liegt in den Genen: Kurzhaar dominiert. Bauernhofkatzen und andere Mischlinge sind fast ausnahmslos kurzhaarig. Nur dem Nachwuchs von zwei Langhaar-Exemplaren wächst garantiert üppiges Fell. Die Gesetze der Natur sorgen für Exklusivität.

"Für viele Katzenfans sind Langhaar-Rassen immer noch Prestigeobjekte", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß, dass die flauschige Schönheit ihren Preis hat und gibt Tipps, wie Kamm und wann Schere zum Einsatz kommen.

Kurzhaar-Gene

Ursprünglich hatten Katzen kurzes Fell. Eine Gen-Mutation ließ Haare länger werden. Die Vererbungslehre mit dem dominanten Merkmal spiegelt sich in den Rassen wider. Allein Perser, die vermutlich aus der Türkei stammen und seit zirka 400 Jahren in verschiedenen Farben gezüchtet werden, gelten als echtes Langhaar. American Bobtail Longhair über Birma, Maine Coon und Norwegische Waldkatze bis hin zu Türkisch Angora zählen bereits zu den Halblanghaarkatzen. Für die Haltung freilich spielen Zuchtbedingungen und Definitionsfeinheiten keine Rolle, die Arbeit mit dem langen Haar dagegen schon.

"Man muss sich wirklich vor der Anschaffung ganz genau überlegen, ob man eine Langhaarkatze haben will. Sie ist sehr viel aufwendiger in der Pflege als eine Kurzhaarkatze", warnt Schratter. Das Fell muss täglich gekämmt werden – vom Kopf bis zur Schwanzspitze. Weder das feine Wollhaar noch abgestorbene Haare fallen von alleine aus.

Verletzungsgefahr

Filzknoten, die meist am Hals des Heimtieres, hinter den Ohren, in den Achseln und am Bauch entstehen, gehören mit den Fingern ausgezupft und dann ausgekämmt. Verfilzungen, die sich nicht lösen lassen, können mit einer stumpfen Schere abgeschnitten werden. Doch Vorsicht: Die Haut der Katze ist sehr dünn und dehnbar, es besteht Verletzungsgefahr. Die Schur unter Narkose bleibt letzter Ausweg bei großflächigen Verfilzungen. "Das Hinterteil muss regelmäßig auf Kotreste kontrolliert werden", erklärt der KURIER-Tiercoach. Verschmutzung kann ebenso wie Verfilzung zu Hautirritationen und Entzündungen führen.

Katzen verbringen bis zu fünf Stunden am Tag mit dem Putzen. Trotzdem müssen langhaarige Tiere dabei unterstützt werden. Und zwar von klein auf: "Schon Babys, die noch keine langen Haare haben, müssen an die Fellpflege gewöhnt werden", sagt die Expertin. Wenn das Kämmen noch nicht reißt, lassen sich die Jungtiere die Prozedur gefallen und werden mit Leckerlis oder Spiel belohnt. Später wird beim systematischen Durchkämmen erst recht belohnt und immer dann pausiert, bevor die Katze richtig unruhig wird. Sobald das Tier beißt, knurrt, pfaucht und kratzt, geht nichts mehr.