Wenn Katzen Erste Hilfe brauchen
Von Hedwig Derka
Katzen haben im Volksglauben neun Leben. Das stimmt natürlich nicht. Aber sie sind in vieler Hinsicht sehr widerstandsfähig", sagt Katharina Reitl. Die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team weiß, dass Katzen von Natur aus vorsichtig sind. Sie jagen mit Bedacht und ohne wilde Hetze. Wie Hunde Unbekanntes hinunterzuschlingen oder aufzuschlecken ist nicht ihre Sache.
Das katzentypische Verhalten verringert ihr Risiko, an Leib und Leben Schaden zu nehmen. Verletzt oder vergiftet sich der Vierbeiner doch, ist Erste Hilfe gefragt. "Katzen, die sich bei einem Sturz aus dem Fenster oder im Straßenverkehr Knochen brechen oder Rippen eindrücken, müssen zum Tierarzt", sagt Zoodoc Reitl aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Der Transport erfordert behutsames Vorgehen. Selbst der Besitzer muss sich durch Handschuhe oder eine Decke vor den Krallen und Bissen des Patienten schützen. Das verunfallte Tier soll sich in einer Box hinlegen können. Keine Schienen, kein Festhalten. Der Experte kümmert sich um die Versorgung.
Erstbehandlung
Bei der Erstbehandlung von stark blutenden Wunden kann bereits der Laie Hand anlegen – und mit einem sauberen Tuch oberhalb der Verletzung einen Druckverband anbringen. "Es muss nicht gleich steril sein, sondern eine Notlösung bis zum Tierarzt. Wenn man alle zehn Minuten kontrolliert, kann nichts schief gehen", beruhigt der Zoodoc. Blut, das aus Nase, Maul oder After rinnt, darf nicht gestoppt werden. Coolpacks tun bei Verbrennungen gute Dienste.
Kehrt der Streuner mit einem lädierten Aug heim, besteht dringender Handlungsbedarf. Tupfer oder sauberer Stoff decken die Verletzung ab und verhindern eine weitere Verschmutzung des sensiblen Organs. Ausspülen scheitert meist an heftigem Protest. Keinesfalls dürfen Fremdkörper aus der Hornhaut entfernt werden. Der Veterinärmediziner sediert den Patienten oder er verabreicht ihm Schmerzmittel, bevor er das Leid lindert.
"Eine Katze, die mit offenem Maul atmet, muss so rasch wie möglich zum Arzt", sagt der KURIER-Tiercoach. Meist steckt ein Herzproblem hinter diesem Symptom. Der Experte ist auch gefordert, wenn sich die Katze vergiftet hat. Eine Probe des Erbrochenen hilft bei der Diagnose.
"Erbricht die Katze wegen Viren oder einer bakteriellen Erkrankung, muss man Flüssigkeit zuführen und einen Fasttag verordnen", sagt Tierärztin Reitl: "Dann erledigt das Immunsystem meist den Rest."