Leben/Gesellschaft

Klimaforscher: Weiße Weihnachten bleiben die Ausnahme

Schneeflocken, die vom Himmel tanzen und Häuser wie Straßen in eine weiße Decke hüllen: So idyllisch sieht Weihnachten in unseren Vorstellungen aus. Doch die Realität war in den vergangenen Jahren eine andere: Bis zu 20 Grad haben Meteorologen der ZAMG wie Alexander Orlik (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) an Feiertagen gemessen.

Eine Folge des Klimawandels? Ganz so einfach lässt sich das nicht beantworten, weiß der Experte. Denn so weiß, wie wir vermuten, war Weihnachten früher auch nicht. Plustemperaturen gab es vor allem in niedrigen Lagen im Osten – im Grazer Becken, im Marchfeld oder im Weinviertel – in den Wintermonaten häufig. Und da Weihnachten nur drei Tage im Jahr ist, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass es ausgerechnet da kalt ist und Niederschlag fällt.

Genaue Daten mit täglichen Wetteraufzeichnungen haben Meteorologen übrigens erst seit 1951. Auffallend ist: In den 60er Jahren gab es eine längere Kälteperiode mit viel Schnee. Wohl ein Grund, warum die Babyboomer denken, dass es früher weißer war. „Von 1951 bis 1982 gab es in den Landeshauptstädten doppelt so oft einen Heiligen Abend mit einer geschlossenen Schneedecke wie in der Zeit von 1983 bis heute“, weiß Orlik. Wer noch weiter in Klimakarten zurückschaut – Wetteraufzeichnungen gibt es seit 1767 – stellt fest: Insgesamt waren die Winter früher kälter. Und das Jahr 2018 ist das wärmste, das seither je gemessen wurde (Grafik).

Klimawandel

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Natürlich spiele da der Klimawandel eine Rolle. „Wenn es insgesamt wärmer wird, ist es logisch, dass die Chancen steigen, dass es ausgerechnet zu dieser Zeit Plusgrade hat,“ sagt Klimatologe Orlik. Wobei die Auswirkungen des Klimawandels im November weitaus stärker zu spüren seien als im Dezember. Erinnern Sie sich noch? Vor sieben Wochen hatte es in Wien noch 18 Grad.

Beruhigend: „Im alpinen Raum zwischen 800 und 1000 Meter Höhe wird es zukünftig ziemlich sicher weiß sein“, prophezeit der Klimatologe. Wobei es da lokale Unterschiede geben kann. Spannender werde es laut Orlik in Lagen unter 800 Meter.

Übrigens: Das Tauwetter kurz vor dem Heiligen Abend ist nichts Außergewöhnliches. Es zählt zu den Singularitäten, also Wettersituationen, die zu bestimmten Zeiten im Jahr immer wieder vorkommen und sehr mildes oder sehr kaltes Wetter bringen. Dazu gehören z. B. die Eisheiligen, die Schafskälte.