Leben/Gesellschaft

Was sich Kinder von der Politik wünschen

Kinder sollen bei Entscheidungen, die sie selbst betreffen, angemessen eingebunden werden und ihre Meinung äußern können. So lautet eines der Grundprinzipien der UN-Kinderrechtskonvention, die im November 2014 ihr 25-jähriges Jubiläum begeht. Dieses Grundprinzip gilt auch und ganz besonders für Kinder im Vorschulalter. „In diesem Alter wird ein wichtiger Grundstein für ein selbstbestimmtes und selbstbewusstes Leben gelegt. Die Wiener Kindergruppen leben dieses Prinzip seit fünf Jahren – Tag für Tag“, so Nicolaus Cortolezis, Geschäftsführer des Vereins der Wiener Kindergruppen.

„Unser 5. Geburtstag und der Internationale Tag der Kinderrechte am 20. November sind ein willkommener Anlass, um das Recht der Kinder auf Mitbestimmung, Respekt und Raum zum Thema zu machen“, erklärte Cortolezis weiter. Auf einem Kongress des Vereins Wiener Kindergruppen, der am 20. November in Wien stattfindet, stellen sich Eltern, MitarbeiterInnen und ExpertInnen aus pädagogischen Fachbereichen der Frage: „Wie schaffen wir als Kindergruppen ein Umfeld für die Umsetzung und Einhaltung der Kinderrechte?“.
Nähere Infos über den Kongress: https://www.wienerkindergruppen.org/kongress-2014/

Geburtstagstorte und Wunschzettel für Stadtrat Oxonitsch

„Um die wertvolle Arbeit der Kindergruppen auch in Zukunft in voller Qualität bieten zu können und das Entstehen neuer Kindergruppen zu ermöglichen, ist ein ‚Kindergruppen-Wachstumsprogramm‘ notwendig“, betonte Cortolezis. Ein Anliegen, das anlässlich des Jubiläums am Mittwoch, 19. November an den zuständigen Stadtrat für Bildung und Jugend, Christian Oxonitsch, herangetragen wurde. Eine Delegation von Kindern, Eltern und BetreuerInnen der Wiener Kindergruppen übergaben dem Stadtrat, der quasi auch „Geburtshelfer des Vereins“ ist, eine bunte Geburtstagstorte und einen Wunschzettel der Kinder. Ihre Hauptforderung: „Lasst die Kinder (mit)reden!“

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Die konkreten Wünsche
  • Mitbestimmung der Kinder beim Planen von Spielplätzen und Lebensräumen, Sichtweise von Kindern bezüglich Stadtgestaltung und -politik miteinbeziehen und ihnen mehr Freiraum zum Forschen, Spielen und Entdecken geben.
  • Qualitätsvolles Wachstum der Kindergruppen in ihrer bewährten Art tatkräftig unterstützen.
  • Entbürokratisierungsschub: Sinnvolle Zusammenarbeit der Magistratsabteilung mit den Trägern der Wiener Kindergruppen, um ein Umfeld für aktives Lernen der Kinder zu schaffen. Das erfordert eine grundlegende Durchforstung der geltenden Auflagen. Etliche Bestimmungen, Auflagen und Prozesse sind redundant bzw. nicht mehr zeitgemäß und erschweren den Kindergruppen als lebensnahe Bildungs- und Betreuungseinrichtung den Alltag erheblich.
  • Sicherung der hohen Qualitätsstandards durch den Ausbau und Förderung praxisorientierter Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen entsprechend Erfordernissen der Kindergruppen.

Rückblick und Ausblick

Der 5. Geburtstag des Vereins ist Anlass, Rück- und Ausblicke auf die Tätigkeit der Wiener Kindergruppen zu geben sowie die Öffentlichkeit über Werte, Grundprinzipien und Ziele zu informieren.
Fünf Jahre Wiener Kindergruppen, das bedeutet qualitativ hochwertige sowie bedürfnis- und altersgerechte Betreuung von Wiener Kindern in kleinen Gruppen. Werte wie Verständnis und Vertrauen, wertschätzende Auseinandersetzung in speziell kleinen Gruppen und gut ausgebildete PädagogInnen unterstützen die eigenständige Entwicklung der Kinder und fördern die Fähigkeit, der eigenen Meinung Gehör zu verschaffen. „In den Kindergruppen wird die Kindheit als gleichwertige Lebensphase betrachtet. Die BetreuerInnen stärken gemeinsam mit den Eltern das Selbstbewusstsein der Kinder und fördern ihre Kreativität. Die permanent starke Nachfrage nach Kindergruppenplätzen gibt dem Konzept Recht“, so Cortolezis.


Zur Geschichte der Wiener Kindergruppen:
Die Geschichte der Wiener Kindergruppen beginnt Ende der 1960er Jahre mit der Gründung des „Ersten Wiener Kinderkollektivs“ – einer elternverwalteten Kindergruppe. Aus der Studentenbewegung kommend, kritisierten die Eltern den autoritären und reglementierten Umgang mit ihrem Nachwuchs. Zentrale Grundprinzipien waren Elternbeteiligung, Mitspracherecht und gerechte Rollenverteilung. Auf Grund der ausgeprägten Individualität der Mitglieder waren die ersten Gruppen nur von kurzer Dauer. In den 70er und 80er Jahren folgten Gründungen – nach dem Vorbild des Kinderkollektivs – welche die gruppendynamischen Prozesse überstanden und so als Vorreiter der heutigen Kindergruppen zu sehen sind. Ende 2008 waren in Wien 35 elternverwaltete Kindergruppen aktiv.

Auf Grund der Umstellung der Förderungen für Kinder in vorschulischen Betreuungseinrichtungen in Wien haben sich im Herbst 2009 über 50 autonome Kinderbetreuungseinrichtungen 
(Kindergruppen, Kindergärten, Horte) zum Verein Wiener Kindergruppen zusammengeschlossen, um die gemeinsame Position in der Wiener Betreuungslandschaft abzusichern und weiter zu stärken. Der anfangs auf fünf Jahre befristete Vertrag wurde im August 2014 neu verhandelt und für unbefristete Zeit abgeschlossen.

Derzeit gibt es im Verein der Wiener Kindergruppen 75 Gruppen mit über 1.000 betreuten Kindern im Alter von 0-14 Jahren sowie 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nähere Infos unter www.wienerkindergruppen.org