Leben/Gesellschaft

Kinder lernen Gärtnern

Strom kommt aus der Steckdose und Paradeiser kommen aus dem Supermarkt. Kinder in der Stadt erleben Natur als penibel gepflegte Rasenflächen, die sie oft nicht einmal betreten dürfen. Zu weit weg sind Felder und Gärten, in denen Obst und Gemüse wachsen.

Die Hände in die Erde stecken, schmutzig machen, den Boden spüren – um dieses Erlebnis bemühen sich daher immer mehr Kindergärten und Schulen. So bringen sie den kleinen Städtern bei, wo ihre Vitamine wirklich herkommen.

Wettbewerb

Der Wettbewerb der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft zeichnet jedes Jahr die besten Projekte aus. Im Vorjahr zählte dazu der Wiener Kindergarten am Hugo-Meisl-Weg: Dort legten die Kinder gemeinsam mit Lehrern und Eltern einen „Erlebnis- und Traumgarten“ an. Die Volksschule Mondsee punktete bei der Jury mit ihrem Lehrgarten zum botanischen Experimentieren. Und im ZPC-Kindergarten pflanzten die Kinder Gemüse an und ernteten selbst ihre Radieschen. Solche Vitamine essen auch Gemüse-Muffel gerne.

Für Kindergärten und Schulen ohne eigene Grünflächen stehen zunehmend öffentliche Plätze zur Verfügung. Die Kinder mehrerer Volksschulen im 20. Bezirk kümmern sich jetzt um einem neu eröffneten Gemeinschaftsgarten am Donaukanal. Auch auf der City Farm Schönbrunn lernen die Kinder in Workshops, wie sie selbst ihr Feld bestellen. Ausgezeichnet wurde gerade ihr Projekt „Vielfaltsgarten“, bei dem 20 Kinder aus verschiedenen Ländern 20 Pflanzen und Früchte aus der ganzen Welt anpflanzen und betreuen.

Zum Erleben mit allen Sinnen laden auch die Wiener Gärtnereien Schulklassen auf ihre Felder und in ihre Glashäuser ein. Dort stecken die Kinder einen Tag lang Setzlinge in Töpfe und schnuppern an den Blumen. Pelargonien werden hier etwa gezüchtet, die später auf den Balkonen der Stadt hängen werden. Besonders beeindruckt sind die jungen Besucher immer von der Computersteuerung für Licht und Bewässerung. Und von der Größe der Glashäuser. Wie viele Pflanzen hier wohl wachsen? „200? 500? 2000?“, schätzen die Kids. „500.000“, antwortet die Gärtnerin.

Zuhause anbauen

Schon eine einzige Pflanze zu Hause reicht für den nachhaltigen Eindruck bei einem Kind. Super- und Baumärkte bieten kindertaugliche Planzensets von Erdbeeren über Salat bis Paradeisern an. Um rund drei Euro bescheren Eltern ihren Kindern ein Naturerlebnis am Balkon oder auf dem Fensterbrett.
Und wer nicht einmal dafür Platz hat, greift auf das Lieblingsexperiment aller Kindergärtnerinnen zurück: Watte in ein Glas, Kressesamen draufstreuen, feucht halten, abwarten. Und dann ein köstliches Kresse-Butterbrot aus eigenem Anbau genießen.