Kiku

Wer ist da anders?

Eine Tonband-Kassette unterm Brett des Fußbodens einer Hütte - dieser Fund bildet den Ausgangspunkt des Stücks "Lulje - Tagebuch aus Anderland". Die Koproduktion von Triad Zürich (Schweiz) & Theater am Kirchplatz (Schaan, Liechtenstein) erzählt auf berührende, streckenweise aber auch sehr witzige Art die Geschichte des zehnjährigen Flüchtlingsmädchens Lulje. Dem Krieg im Heimatland, das bewusst auch offen gelassen wird, aber stark auf den Kosovo hindeutet, entkommt die vierköpfige Familie (nur ein kleiner Teil, "unsere Familie ist klein, wir sind nur 31.") in Anderland, aufgrund des Dialekts als Schweiz erkennbar.

Blickwinkel

Aus Luljes Perspektive wird dieser Zufluchtsort geschildert. Mit all seinen für sie recht komisch wirkenden Eigenheiten. Hier muss man was abmachen, besucht nicht einfach so Freunde oder Verwandte. Hier tauchen sie Fleisch in heiße Käsesoße (Fondue). Und als sie in der Schule, wo sie als Viertklässlerin in die zweite gesteckt wird, vom Lehrer gestellte Rechnungen blitzschnell löst, will der "die Zwischenschritte" wissen. Und was sie gar nicht packt: Worte, die draußen verwendet werden wie A… darf sie in der Schule nicht sagen!?
All diese und noch viel mehr Eindrücke hält sie im akustischen Tagebuch auf dem alten Aufnahmegerät mit Kassette fest. Ein exemplarisches Flüchtlingsschicksal, das das Leben im neuen Land aus dem Blickwinkel der Ankommenden, wo die "Eingeborenen" die Fremden, die Anderen, die Merkwürdigen sind…

Infos

Lulje - Tagebuch aus Anderland
Text, Regie: Eveline Ratering
Darsteller_innen: Ute Sengebusch (Lulje), Philippe Graff (ihr Bruder Valon und Lehrer), Eleni Haupt (Mutter, Mitschülerin Monika, alte, schräge Frau Rose), Ingo Ospelt (Vater, Onkel Dardan, Mitschüler Tim)
Ausstattung: Bozena Civic, Simone Müller
Musik: Frank Gerber
Lichtdesign: Alesandra Beiro
Theaterpädagogik: Roman Weishaupt
Produktionsleitung: Gabi Bernetta

Dienstag, 27. September, 10.30 und 19.30 Uhr
Dschungel Wien
1070, MuseumsQuartier