Kiku

Bunte Hände und Friedenszeichen

„Ein kaputtes Gewehr – wenn du es angreifst, verletzt du dich selbst, weil es mit Stacheldraht umwickelt ist. Und wenn wer schießt, trifft die Kugel den Schützen selbst!“ So beschreibt der zehnjährige Venko aus der mazedonischen Hauptstadt Skopje dem Kinder-KURIER seine Zeichnung. Mit dieser reihte er sich unter die 500 Gewinner_innen des Bewerbs „Male dein Bild vom Frieden“ ein. Als Lohn dafür verbringen er – und natürlich die 499 anderen Kinder zwischen 9 und 13 Jahren - die letzten Stunden eines zweiwöchigen Aufenthalts in einem von vier Camps in Österreich. Der Kinder-KURIER besuchte das Camp in Wien auf dem Gelände der Schulbrüder in Strebersdorf (Floridsdorf).

Kids Camps in Österreich

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Zum achten Mal hat der Wiener Städtische Versicherungsverein, Hauptaktionär der Vienna Insurance Group (VIG), die Kinder der 24.000 Mitarbeiter_innen in 25 Ländern, in denen dieser Versicherungskonzern Niederlassungen hat, aufgerufen, Bilder zu zeichnen oder zu malen. Eine Jury wählt jedes Mal die 500 besten – bei der Bewertung anonymisierten – Bilder aus. Deren Schöpfer_innen werden zu den zweiwöchigen Camps eingeladen, die in Wien und – wechselnden – Bundesländern in Österreich stattfinden. Spannende Freizeitaktivitäten – vom Praterbesuch bis zu Akrobatik-Workshops gehören ebenso dazu wie eine Talente-Show an einem der letzten Abende, Auftritte in einer Sozialreinrichtung – heuer in Alten- und Pflegeheimen - sowie ein Kreativitäts-Workshop.

In diesem Jahr wurde dieser vom arrivierten Fotografen Lois Lammerhuber geleitet. Die teilnehmenden Kinder fotografierten, was ihnen zum Frieden eingefallen ist. Die Fotos der Kinder können auch zum renommierten Alfred-Fried-Fotopreis eingereicht werden. Bei diesem nach dem Friedensnobelpreisträger 1911 benannten Bewerb gibt es 2017 erstmals eine Kategorie U14 (Einsendungen nur mehr bis 7. August 12 Uhr mittag möglich – über diese Homepage hier

Interviews

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Zurück zum eingangs genannten Venko aus Skopje. Auf die Frage, ob er lange nachgedacht und viele Entwürfe gemacht habe, bevor er zu seinem starken symbolischen Bild kam meinte er: „Das war mein einziges Bild, die Idee war fast sofort da – ein bisschen nachgedacht hab ich aber schon!“ Er ist „zum ersten Mal bei diesem und überhaupt zum allerersten Mal bei einem großen internationalen Treffen. Es ist aufregend all diese Erfahrungen machen zu dürfen“, drückt sich der 10-Jährige wohlüberlegt und gewählt auf Englisch aus.

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Eher zu einem klassischen Motiv griff Lenka (10) aus dem tschechischen Hradec Kralove. „Ich hab zwei Hände gezeichnet, die die Weltkugel halten. Gemalt hab ich mit Wasser- und Pastellfarben.“ Vom KiKu befragt, was für sie selber Frieden bedeutet oder bedeuten würde, meint Lenka: „Wenn keiner auf der Welt böse zu anderen ist. Dafür sollten alle gleichberechtigt sein, niemand sich über andere drüberstellen und alle genug zu essen haben.“ Wenn sie einen Konflikt mitkriege, „dann greif ich schon ein und red‘ mit den Streitenden.“ Beim VIG-Camp „bin ich schon zum zweiten Mal. Wichtig ist, dass es da nie langweilig wird, wir alle Spaß haben und Action und dass niemand zu den anderen böse ist“.

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Ana (13) ist schon das vierte Mal auf einem der Camps. „Ich bin in dieser Zeit auch viel selbstständiger und kommunikativer geworden – ich trau mich jetzt viel mehr mit anderen zu reden“, meint die Jugendliche aus der georgischen Hauptstadt Tbilissi. Ihr diesjähriges erfolgreiches Bild ist eine ganze Welt von Kindern, die einander an den Händen halten, dem Slogan: Kinder als Friedensmacher" und Flaggen der 25 Länder aus denen Kinder mitmachen können, weil ihre Eltern in einer der 50 Gesellschaften der VIG arbeiten, egal welchen Job sie ausüben.Ana hat übrigens ihre Kollegin Elene (11) „von den Augen aufwärts und darüber nur Himmel, weil diese grenzenlose Freiheit ist für mich das Symbol für Frieden“, so Ana.

Ein wenig schüchtern, immer wieder aber verschmitzt lächelnd, erzählte diese georgische Elene dann, „ich bin überhaupt zum ersten Mal ohne Eltern unterwegs. Ein bisschen vermisse ich meine Mutter schon, aber es gefällt mir sehr hier mit all den vielen anderen Kindern.“ Für ihr Friedensbild „hab ich eine Welt gemalt mit Kindern, die rundherum stehen und ihre Hände halten und dazu Friedenstauben. Frieden ist für mich, wenn alle nicht streiten und zueinander lieb sind!“

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Überhaupt schon das vierte Mal ist die 13-jährige Ioana aus dem rumänischen Brașov bei einem der Camps. „Beim ersten Mal war ich in den Bergen, dann am Land und jetzt schon zum zweiten Mal in Wien. Heuer hab ich einen Hand und ein Herz gezeichnet und eine Waage, bei der die die Erde und das Friedenszeichen im Gleichgewicht sind – das ist mir zum Thema eingefallen. Frieden ist für mich dann, wenn nicht gekämpft wird und alle gleichberechtigt sind.“

„Ich hab ein Friedenszeichen mit regenbogen-bunten Figuren, Hände gemalt und PEACE (das englische Wort für Frieden, Anm. d. Red.) drunter geschrieben“, schildert Iosif (12) aus der rumänischen Hauptstadt Bukarest seine „Eintrittskarte“ für das Camp, „bei dem ich jetzt das dritte Mal mitmachen darf. Zusammenarbeit – wie hier – und nicht gegeneinander kämpfen, Meinungsverschiedenheiten mit Argumenten austragen – das ist für mich Frieden. Denn dann gibt’s hoffentlich nur gute und keine bösen Gefühle.“

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„Zwei Hände – die eine ganz leer und die andere mit vielen verschiedenen Farben, weil ich nicht eine bestimmte „Haut“farbe malen wollte“ – so beschreibt Diona (13) aus Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, ihr Bild, das ihr zum zweiten Mal die Teilnahme am internationalen Kindercamp in Österreich ermöglichte. „Das ist schon sehr spezielle, ich mag es, mit einigen der Mädchen aus dem vorjährigen Camp bin ich das ganze Jahr über in Kontakt geblieben.“

Gänsehaut

Bei der Talenteshow am Abend des Kinder-KURIER-Lokalaugenscheins waren natürlich Gesangsauftritte – eines albanischen Mädchenduos und zweier Soloauftritte aus Georgien – zu hören. Insbesondere die zehnjährige Mariam aus Tbilissi verschaffte vielen im Publikum mit ihrer Interpretation von Leonard Cohens „Hallelujah“ Gänsehaut. „Bisher hab ich nur für mich gesungen, das war das erste Mal vor Publikum“, verblüffte sie den Kiku-Reporter.

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Begeisterung löste auch der neunjährige Andrei aus Rumänien mit seinem Soloauftritt mit einem Kendama aus. Das japanische, hölzerne Geschicklichkeitsspiel aus einer Kugel an einer Schnur, einem Stab mit Spitze und „Tellern“ verlangt viel Fingerfertigkeit. Minutenlang ließ Andrei nicht nur die Kugel rund um das Teil und auf den „Tellern“ tanzen, sondern immer wieder warf er auch gleich das ganze Kendama in die Luft, um es natürlich wieder gekonnt aufzufangen und weiter zu spielen.

Nicht zuletzt zeigten Kinder unter anderem ein breites Spektrum an Tänzen: Vom Volkstanz aus Mazedonien über einen Kampftanz mit versöhnlichem Ende einer gemischten Gruppe aus Rumänien und der Republik Moldau bis zu mitreißenden Tänzen zu Pop-, Rock- und Hip-Hop-Musik mit Breakdance- und akrobatischen einlagen. Diese Gruppe von Kindern aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn holte gegen Ende ihrer Performance viele Zuschauer_innen, darunter sogar die Jury, auf die Bühne und animierte sie zum Mittanzen. Dieser Abschluss der Talente-Show konnte nicht passender sein – als Symbol des friedlichen Miteinanders, egal woher wer kommt.

Fotos - von der Talente-Show und vom Camp - siehe unten.

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