Traum- und andere Welten
Von Heinz Wagner
Eine stille, poetische, fast meditative dreiviertelstündige Performance zaubert Rebekah Wild in "Stonebelly" mit ihren hölzernen und metallenen Objekten auf die Bühne. Die Teile werden unter ihren Händen und mit der Macht ihrer - und der ZuseherInnen Fantasie - zu unterschiedlichsten Tieren und Fabelwesen. Dieses Stück Figurentheater für Erwachsene eröffnet die Herbstreihe des kleinen Festivals "dreizurdritten" im vorwiegend als Kindertheater bekannten Lilarum in Wien-Landstraße. Seit ein paar Jahren öffnet sich das Kindertheater Lilarum mit dreizurdritten-Figurentheater-Spielserien auch dezidiert Erwachsenen. Auf dem Programm stehen Koproduktionen, ebenso wie internationale Gastspiele und vor allem immer wieder auch Nachwuchs-Initiativen.
Treibholz auf "Sand"=Salz
Da Stonebelly die Preview schon hinter sich hat, kann dieses Stück hier ausführlich beschrieben werden. Alles spielt sich auf drei kreisrunden Podesten ab, die mit je einer dicken Schicht vermeintlichen Sands gefüllt sind - oder ist es doch kein Sand? Und wenn, dann sehr feiner, heller… Gut, das Geheimnis dessen, was den Kritiker selbst und viele andere im Publikum während der Vorstellung noch zum Grübeln brachte, sei hier gelüftet: Bei dem rieselfreudigen Etwas handelt es sich um Salz. Dieses lässt die Figurenspielerin ganz am Anfang aufs mittlere Podest rinnen, wo es in der Mitte auf einer Art Sieb, einem alten Reiskocher, abprallt - ein wunderschönes Bild - und sanfte, nur leicht hörbare Geräusche - sofern kein Handy im Publikum läutet (!)
Noch beeindruckender das Bild, als Wild auf einem weiteren Podest mit kleiner Drehbühne mit zwei metallenen huf-artigen Teilen mit den Händen geht. Immer schneller und schneller, läuft. Das Salz spritzt wie eine Art Vorhang im Kreis. Hier "zaubert" die neuseeländische Figurenspielerin aus Zangen, Scheren und anderen Werkzeugen alle möglichen Tiere in den salzigen Untergrund. Eine dicke Feder wird zur fliegenden Schlange, die den dritten "Planeten" besucht.
"Tierisches" Holz
Dort wachsen die Tiere aus Treibholz, das die gute Frau am Strand ihres Heimatlandes so gesammelt hat. "Die hat dafür ein unheimlich gutes Auge", verrät Gerhard Pichler, ihr österreichischer Partner im "Wild Theatre" anschließend. Wie bei den bei vielen Kindern beliebten Transformer-Figuren aus Kunststoff, so verwandelt Rebekah Wild ihre Wesen - ob aus Holz oder Metall - stets aufs Neue. Immer wieder andere, die sich zurechtfinden müssen, mit anderen in Kontakt kommen wollen, oft auch abgelehnt werden - oder sich zumindest so fühlen. Wieder zurück in ihre Heimat gehen. Doch die Sehnsucht, neue Welten zu entdecken bleibt, wird immer wieder versucht, in Angriff zu nehmen…
Zwei wesentliche Elemente dieses Stücks, in dem jede und jeder auch noch viel mehr sehen kann - von der Schöpfungsgeschichte bis zu einfach "nur" Spiel - sollen nicht unerwähnt bleiben: Licht und Musik bzw. Geräusche. Sie ergeben mit den Treibholz- und den alten, rostigen Metallteilen eine wunderbare Gesamtkomposition.
Klara BlancoTheater Parzelle (D)...
... verknüpft bildende Kunst, Objekt-, Klang- und Schattenspiel zu einer experimentellen Performance. In einem vornehmen Panzer steckt eine Frau, die ihr mustergültiges Dasein im besten Licht leuchten lässt und zwei menschengroße Puppenschuhe ihrer lebendigen Suche nach sich selbst den Weg bahnen.
Der Fall der Klementine K....
Lebensgroße Figuren, Maskentanz, Schattentheater, Live-Musik und Interaktion mit dem Publikum bietet die Geschichte der alten, verbitterten Hexe Klementine, die eines Tages unverhofft mit der Frage konfrontiert ist: "Bist du glücklich?"
Bademeister
Wie wird man Bademeister? Wie schaut in diesem Beruf ein Schlechtwetter-Tag aus? Diese und mehr Fragen stellte die Kompanie Freispiel echten Bademeistern - und machte aus den Antworten und und aosozierenden Gedanken das gleichnamige Stück.
Creation of uncanny matter
Mit "Creation of uncanny matter" ist auch eine Preview zu sehen, von der sich die Gruppe "Dekolta's Handwerk" auch Rückmeldungen erwartet, um weiter an einer endgültigen Version der Ges(chich)te eines Synthetikers zu arbeiten, der aus dem Chaos der Elemente einen Kosmos erschafft, bei dem seltsame Kreaturen entstehen.
Infos
dreizurdritten
Sonebelly (Wild Theatre, NZL/A): 14./15. September, 20 Uhr
Klara Blanco (Theater Parzelle, D), 16./17. September, 20 Uhr
Der Fall der Klementine K. (Masakali, A); 17. Sept. 22 Uhr,
Bademeister (Kompanie Freispiel, A), 29./30. Sept., 1. Okt.., 20 Uhr
Creation of uncanny matter (Dekolta's Handwerk, A), 30. Sept., 22 Uhr
Figurentheater Lilarum
1030, Göllnerg. 8
(01) 710 26 66.