Tanzen ist ihre Leidenschaft...
Von Heinz Wagner
Roter Tanzboden, Bühnenpodest-Elemente in unterschiedlicher Höhe und Breite im Halbkreis. Einer spielt Gitarre, sieben andere schreiben an Texten. Texte, die später fast immer aus dem Off kommen. Dann wenn der entsprechende Autor im Fokus der Scheinwerfer, im Rampenlicht steht.
Bewegung kommt ins Spiel, die einen kicken mit einem Tennisball, andere schießen Papierflieger durch die Gegend, andere klappen ein Playboy-Heft auf. Die Bewegungen versprühen gleich einmal tanzartigen Charakter.
Buben weinen nicht. Sagt der Titel. Was dahinter liegt/steht war der Ausgangspunkt für die neueste Arbeit von TheaterFOXFIRE. Buben weinen nicht, tanzen nicht, sind immer stark, und, und, und was der Vorurteile mehr herumschwirrt, die unsere Gesellschaften Buben und Männern überstülpen, umhängen, anlasten... Und zwar ziemlich egal, ob in Europa, Afrika, Asien... sogar ob Christen, Moslems...
Bewegtes und bewegendes Spiel
Und so suchte Corinne Eckenstein acht Jungs aus verschiedensten Kulturen, um mit ihnen ein Tanztheaterstück zu erarbeiten, wo diese Vorurteile aufgegriffen und be/verarbeitet werden/wurden. Und obwohl das nun pädagogisch und streng politisch korrekt klingt, vielleicht auch im Endeffekt ist... keine Sorge, es ist ein fast eineinhalbstündiges spannendes, sehr bewegtes und teils auch bewegendes Stück Tanztheater. Das die acht Charaktere immer wieder einzeln, aber auch in ihrem Zusammenspiel zur Geltung kommen lässt. Ihr verbindendes Element: Sie alle stehen auf Tanzen.
Vorurteile
Auch wenn manche dadurch mit dem Vorurteil, sie wären schwul, konfrontiert wurden und werden. Einer meint, hin und wieder spiele er sogar damit. Ein anderer, sein Vater lache ihn noch heute aus, weil er Ballett tanze. Was er sich selbst mit 15 auch noch nicht vorstellen hätte können. Auch das ein wichtiges Element: Die Tanzstile reichen von Ballett bis Breakdance (vor allem von Yu Lei, der in seiner Schulzeit in China schon auf der Straße diese akrobatischen Bewegungskunst auslebte).
Von Breakdance bis MJ
Der Jüngste, Flavio de Pina Soares de Carvalho (12) gibt gegen Ende den jungen Michael Jackson, für den die Bühnenelemente in Form einer Treppe angeordnet werden. Auf- und Abstieg. Ein anderer (Richard Schmetterer, mit 30 der Oldie) philosophiert zart und leise darüber, weshalb Männer Freundschaften oft nicht brechen, sondern einfach „nur" spurlos verschwinden lassen und vermittelt, wie sehr ihn das kränke. Profi wie er ist auch Future Sibanda Love, der Tanzstudent am Konservatorium Wien, der seit Jahren auch mit der Gruppe IYASA aus Simbabwe immer wieder durch Österreich tourte, überzeugt durch seine fast akrobatischen Tanzbewegungen. Immer wieder gibt ein anderer der acht 12- bis 30-Jährigen den Takt an, die Bewegung vor. Und mitten drin ist unter anderem Adil Embaby im Rollstuhl. Ganz selbstverständlich Teil der Tanzenden wie auch die bisher noch nicht genannten Hisham Morscher, Joaquin Ylo und Ben Pascale.
Infos
Boys don`t cry
TheaterFOXFIRE & Dschungel Wien
Tanztheater, 80 Minuten
Regie, Konzept: Corinne Eckenstein
Choreografie: Corinne Eckenstein & Ensemble
Tanzcoach: Richard Schmetterer
Darsteller: Adil Embaby, Ben Pascal, Flavio de Pina Soares de Carvalho, Future Sibanda, Hisham Morscher, Joaquin Ylo, Richard Schmetterer, Yu Lei
Musik: Sue-Alice Okukubo
Bühne: Andreas Pamperl
Kostüme: Ulli Nö
Foto, Video: Rainer Berson
Assistenz: Roxana Rahnama
Im Rahmen von szene bunte wähne Tanzfestival für junges Publikum
23. Februar 2013
DschungelWien, 1070 MuseumsQuartier
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