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Stella 2012 - die Begründungen

Martha im Koffer

Ausgezeichnet wird eine Produktion, die durch ihren Eigensinn besticht, nicht durch Perfektion. Ausgezeichnet wird eine Inszenierung, die durch ihre Wachheit gegenüber dem Publikum und einem zugleich ernsthaften wie heiteren spielerischen Umgang mit ihm überzeugt. Die internationale Jury sieht in der vielfältigen Kreativität dieser Arbeit ein Potential, welches neugierig macht auf kommende Produktionen. Hier bleibt eine Künstlerin sich treu und versteht ein Publikum jeden Alters zu überraschen, zu irritieren und auf ganz besondere Weise zu unterhalten. Der Stella12 in der Kategorie „Herausragende Produktion für Kinder"  geht an „Die Marta im Koffer"  von Martha Laschkolnig.

Es gibt viele Geschichten, in denen ein Koffer vorkommt. In dieser Geschichte ist es anders. Martha packt sich selbst in ihren Koffer. Mit dabei sind eine ganze Menge Akkordeons, welche unterschiedlicher nicht sein können: vom zuckersüßen Babyakkordeon über Akkordeonschuhe bis zu einem brummigen alten Bajan. Dabei trifft sie nicht immer die schönsten Töne, aber oft die spannendsten.

6

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Ausgezeichnet wird ein Ensemble, das versteht mit Wirklichkeiten zu dealen und zugleich glaubhaft daherkommt. Ausgezeichnet wird eine Produktion, welche es persönlich meint und zugleich auf ganz persönliche Weise mit Persönlichkeit spielt. Hier wird ein heißes Thema eiskalt angepackt. Auf besondere Weise erlebt ein jugendliches Publikum eine lustvolle Druckbefreiung im Umgang mit diesem auch für Erwachsene nicht einfachen Thema. Der Stella12 in der Kategorie „Herausragende Produktion für Jugendliche"  geht an  „6" von der schallundrauch agency.

Alles Porno, oder was? Übersexualisierung der Gesellschaft oder Trendwende hin zu neuer Keuschheit? Und was ist mit Liebe? Das Stück 6 zeigt Sexualität von schrägen und braven Seiten, Ein Raum voller Geständnisse, Tabus, Lieder, Tänze und Hormone entsteht und erzählt mit unverschämter Offenheit von Gefühlen, Begierden und Unsicherheiten.

Die Tanz- und Performancegruppe schallundrauch agency wurde 2003 in Wien gegründet. Die Performances und Stücke der agency finden in den verschiedensten Ereignissen Gestalt: Bühnenstücke, Straßenperformances, Wohnzimmererlebnisse, interaktive Ritualtänze im öffentlichen Raum und Pannenbusfahrten im Industriegebiet.

Ausstattung

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Nominiert ist „Karussell": Mit spärlichen Mitteln werden große/kleine Welten gezaubert: aus Hemden werden Pferde, aus einem roten Regenschirm und einer Kaffeemühle ein Ringspiel, die Kiste ein Luftschutzkeller.

Nominiert ist auch „Es war einmal das Kind", das seine Figuren aus einem bühnengroßen Märchenbuch entschlüpfen lässt.

Im Stück „H. Eine Verweigerung" vermittelt die Bühne zunächst die Atmosphäre kleinbürgerlicher Normalität. Durch die Art, wie sie im Laufe des Stückes benutzt wird, entwickelt sie aber eine Symbolkraft, die nie aufdringlich wird, sondern das Spiel der Darsteller begleitet, verstärkt und dem Zuschauer eine weitere Ebene des Verstehens und Interpretierens anbietet. Der Preis für herausragende Ausstattung geht an Bernhard Bauer und Clemens Zabini und für die Ausstattung der Produktion „H. Eine Verweigerung", weil hier die Bühne als äußere Form des Lebensgefühls einer sinnsuchenden Generation fassbar wird. Der Raum wird sprechend.

Musik

Hannes Dufek für die Produktion Momo oder die Legende vom JetztMakeMake Produktionen, DSCHUNGEL WIEN & Wien Modern / Wien

Diese Musik dient nicht dazu ein Schauspiel konzertant zu unterfüttern und sie ist nicht so dominant, dass man meinen könnte, es handle sich um ein mit Szenen angereichertes Konzert. Von Anfang an ist spürbar, dass die Musik im Dienste eines dramaturgischen Konzepts steht, dass sie in enger Kommunikation mit Stückentwicklung und Inszenierung komponiert wurde. Kompositorisch eine gute Balance zwischen zeitgenössischer Klassik und eingängigen Songs, ist diese Musik dicht und anspielungsreich und nicht ohne Witz.  Und die immer wiederkehrenden, aber verschieden instrumentierten Motive sorgen für Durchgängigkeit. Der STELLA für herausragende Musik geht an Hannes Dufek für seine Musik für „Momo oder die Legende vom Jetzt" von MakeMake Produktionen & DSCHUNGEL WIEN & Wien Modern.

Spezialpreis der nationalen Jury

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Nominiert ist Mavie Hörbiger für ihre wahrhaft zauberhafte Darstellung der eifersüchtigen Fee Tinkerbell in „Peter Pan", wo sie in einem an nordischen Sprachen orientierten Kauderwelsch mit tiefem Timbre unentwegt Schimpftiraden vorträgt, die nicht nur in reizvollem Gegensatz zu ihrer zierlichen Erscheinung stehen, sondern es dem Zuschauer überlassen die Kraftausdrücke zu konkretisieren.

Preiswürdig ist aber auch das Wiener Klassenzimmertheater, das über die Kraft des Theaters, des szenischen Spiels, Jugendliche berührende Themen aufgreift, sie direkt anspielt und dafür die Intimität des Klassenzimmers nutzt. Ob Aufklärung, Bücherverbrennung oder Flüchtlingssituation – immer steht Theater im Vordergrund und nicht etwa die Pädagogik mit szenischen Mitteln.

Den Spezialpreis vergibt die nationale Jury einem Theater, das seit mehr als 30 Jahren jungen Kindern oft die erste Begegnung mit dem Theater ist. Mit oft poetischem, manchmal überraschendem und immer gediegenem Figurenspiel jenseits modischer Strömungen verzaubert dieses Figurentheater auch durch die Zusammenarbeit mit KünstlerInnen verschiedenster Sparten nicht nur das junge Publikum. Dafür vergibt die nationale Jury den Spezialpreis an das Figurentheater LILARUM.

Das Figurentheater LILARUM zeigt seit 1980 Figurenspiele für Kinder ab 3 Jahren. Der Stil der Gründerin und künstlerischen Leiterin Traude Kossatz prägt das 27 Eigenproduktionen umfassende Repertoire und ist über die Jahre zum Markenzeichen gewachsen. Seit 1997 ist das Theater im dritten Wiener Gemeindebezirk ansässig und zeigt dort jährlich ca. 360 Vorstellungen für rund 35.000 BesucherInnen.

Weitere Sonderpreise

Preis der internationalen Jury

Die Zusammenarbeit von Theatern und Schulen ist leider keine Selbstverständlichkeit. Zu viele Hindernisse stehen dieser Praxis im Weg. Wir konnten in diesen Tagen den Start zu einer Initiative erleben, welche über das angestrebte Miteinander hinaus gerade durch eine Sensibilisierung der Bildungspolitik UND der Kulturpolitik Weichen stellt. Nur ein gemeinsames Handeln von Kulturpolitik UND Bildungspolitik schafft den dringend notwendigen Rahmen für eine lustvolle und vielfältige Begegnung der Institution Schule mit dem Theater. Das hier alle Akteure von Politikern über Lehrer bis hin zu Künstlern an einen Tisch geholt wurden, bildet die großartige Basis der gemeinsamen Initiative vom TAK und der ASSITEJ Liechtenstein.

Der Jurypreis der internationalen Jury geht für diese Initiative stellvertretend an Barbara Ellenberger und Georg Biedermann.

Die Integration von Kunst und kultureller Bildung ist in den Schulen europaweit als dringliches Thema erkannt worden. Man spricht von Kulturkompetenz, künstlerischem Denken, Kunst als Methode des Lernens, ästhetischer Bildung.

Wo kann die Schule von den professionellen TheatermacherInnen profitieren? Wie kann das Theater zu einem Lernort für die Schule werden? Anhand  verschiedener Praxisbeispiele stellen namhafte VertreterInnen der Theaterszene Modelle der künstlerisch-theatralen Zusammenarbeit der Institutionen Theater und Schule vor.

Sonderpreis des Vorstandes der ASSITEJ für herausragende Leistungen umdie darstellende Kunst für junges Publikum in Österreich

Manfred Weissensteiner wurde in Winterthur (Schweiz) geboren, studierte Germanistik in Graz und Kulturmanagement in Salzburg. Seit 1985 ist er zahlreichen Produktionen als Schauspieler tätig. 1992 gründete er das Theater am Ortweinplatz als theaterpädagogisches Zentrum und als Jugendtheater in Graz und leitet es bis heute, daneben ist er für zahlreiche Inszenierungen verantwortlich. Außerdem obliegt ihm gemeinsam mit Hanni Westphal die künstlerische Leitung des biennalen Kinder- und Jugendtheaterfestival spleen*graz.

Die Chefdramaturgin des Dschungel Wien, Marianne Artmann, würdigte den - in der Szene nur unter "Ossi" bekannten Schauspieler, Regisseur, Theaterpädagogen, -leiter nicht zuletzt dafür, dass er auch allen Widernissen zum Trotz sperrige Themen für und teils auch mit Jugendliche(n) regelmääßig entwickelt und programmiert.

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