Von Indien über Tirol nach Mariazell
Von Heinz Wagner
Österreich trifft Bollywood. Nicht zum ersten Mal. So manche der farbenprächtigen Filme mit üppigen Tanzszenen aus Indien werden seit Jahren vor allem in Tirol gedreht. Neu an „Servus Ishq“ ist, dass nicht nur die Kulisse verwendet wird. Der seit Jahren in Wien lebende Filmemacher Sandeep Kumar hat sich auch eine Geschichte ausgedacht, die den Bogen von Österreich nach Indien und zurück schlägt. Die junge in Indien aufgewachsene Maya kommt nach Österreich, um in Mariazell die Urne mit der Asche ihrer aus Tirol nach Indien ausgewanderten Großmutter zu beerdigen. Hier trifft sie auf Jay. Rasch funkt es.
Hindi gelernt
Eingebaute Komplikationen und Stolpersteine: Maya steht vor einer arrangierten Hochzeit mit Ramesh, einem reichen Geschäftsmann. Der Koffer mit der Urne ist nicht in Wien angekommen. Und Jay wiederholt mit Maya fast eine alte Liebesgeschichte, die er versemmelt hat …
Über Wiesen tanzen
Eingebaut sind in die von Höhen und Tiefen gezeichnete Geschichte immer wieder klassische Bollywood-Szenen – aufeinander zu schweben über grüne Wiesen, Tanz und Gesang. Für letzteren lernte Maya-Darstellerin Victoria Nogueira (halb Österreicherin/halb Brasilianerin) ein bisschen Hindi. „ich hab's nicht nur auswendig gelernt, sondern versteh's auch“, verrät sie dem KURIER (der übrigens in einer Szene auch gelesen wird!) Den Jay gibt Regisseur und Drehbuchautor und Tausendsassa Sandeep Kumar.
Low-Budget
Seiner Hartnäckigkeit und gewinnenden Art verdankt dieser Low-Budget-Film überhaupt seine Entstehung. Hunderte freiwillig Mitwirkende ermöglichten die tiefe Verneigung, ja Dienerschaft (servus) vor der Liebe (auf Hindi Ishq).
Bitterkalt. Mitten im Winter, wenige Tage vor Weihnachten. Der Tirolerhof in Schönbrunn. Hier dreht das Team jene dramatische Szene, in der die aufkeimende unbeschwert wirkende Liebe zwischen Jay und Maya erstmals gebrochen wird. Ramesh, ihr Verlobter, von dem sie Jay nie etwas erzählt hat, ist angekommen. Dutzende Male wird dieser Blickwechsel von beiden Seiten aufgenommen. Wie so oft beim Film passt immer irgendwas nicht. Einmal fällt Jay das rote Tuch zu früh, einmal zu spät aus der Hand. Einmal läuft im Hintergrund wer vorbei, ein anderes Mal sind Besucher aus dem Erdgeschoß zu laut...
Sommer im Winter
Dazwischen müssen sich die leicht bekleideten Darsteller_innen ein bisschen aufwärmen. Die Szene spielt ja eigentlich im Sommer in den Tiroler Bergen. Nur das Haus vor dem bei Sonnenschein in Tirol gedreht wurde, war nur Fassade. Innen passte es nicht dazu. Darum das Ausweichen auf den Tirolerhof. Und den gab's für Dreharbeiten nur zur kalten Jahreszeit, weil er da nicht so stark besucht wird wie sommers. Achja, dass außerhalb des Fensters Schnee auf den Bäumen zu sehen war? „Das machen wir in der Postproduktion weg!“, meint das Team.
Hochzeit
Der KURIER besuchte die Dreharbeiten zum Austro-Bollywood-Film noch an einem zweiten Set. Im „Gschwandner“ in Wien-Hernals, wo das Happy End, die Hochzeitsfeierlichkeiten gedreht wurden und sogar der indische Botschafter dem Set einen Besuch abstattet und so kurz in „Servus Ishq“ verewigt wurde.