Gleich ist nicht gleich gleich
Von Heinz Wagner
Ein Lehrstück von der Gewalt im Kleinen bis zu jener im Großen – das versucht „2050 – Alle Menschen sind gleich“ darzustellen. In einer Art Vorspiel zeigen Schülerinnen und Schüler ein paar kleine alltägliche Reibereien. Von der Schere, die ein Bub seinem Mitschüler nicht borgen will über eine Ranglerei und Streiterei zwischen zwei Gruppen beim Ballspiel, den Konflikt, der sich auftut, weil am Döner-Stand nur mehr ein Kebab zu haben ist, aber mehrere Kunden da sind, oder einander beschimpfende Autofahrer_innen vor einer Kreuzung mit verletzten Fußgängern. Praktisch jede Szene wird mit einem „typisch... Mädchen, Buben... und mit einer Weisheit wie, dass Streiterein nix bringen...
Der zweite, größere und längere Teil, lässt praktisch alle zum Spielen kommen. Er borgt sich die Grundgeschichte von George Orwells Animal Farm aus. Utopische Gesellschaft, alle sind gleich, doch bald schon findet sich eine Gruppe, die sich gleicher und überlegener fühlt und die anderen zu unterdrücken beginnt. Gespielt wird im Jahr 2050, vier Diktator_innen faseln hin und wieder von der Gleichheit, halten sich aber eine rund zehnköpfige Armee. Die Soldaten haben das Volk im Zaum zu halten.
Das muss sich im Sinne der Gleichheit mit weißen Masken und dünnen weißen Overalls bekleiden. Alle. Einheitlich.
Alle? Natürlich die Soldat_innen sowie die Diktator_innen NICHT.
Ein paar Rebellen finden sich, werden erst gefangen genommen und ins Strafzimmer verbannt. Doch dann... Alles sei nicht verraten.
Sara-Rosi Ouf und Deilin Montilla Rodriguez, zwei der Diktator_innen, erzählen nach dem Stück, dass sich alle Schülerinnen und Schüler ihre Rollen selber ausgesucht hätten, wenngleich schon Lehrer_innen manchen empfohlen haben, diese oder jene Figur zu spielen. Warum sie sich für die Herrscherinnen entschieden haben? „Weil wir Zicken sind!“, verpacken sie einen Schuss Ironie in ihre Antwort.
Er sei auch im echten Leben ein Rebell, begründet Florencio Abeso Ada seine Rollenwahl als Aufmüpfiger im Volk gegen die Uniformierung und Gleichmacherei, statt allen gleiche Rechte einzuräumen. Ob das Rebellieren im Leben immer einfach sei? „Nein, aber man muss immer stark bleiben, ganz viel Geduld und Mut haben und sich Freunde suchen!“
Auch eine Rebellin gab Mirella Stojičević, „ich bin neu zur Gruppe gekommen und hab die anderen Rollen nicht so gut gekannt, da hab ich mir Rebellin genommen, obwohl ich im echten Leben eher zurückhaltender bin. Aber es ist dann schon bald irgendwie gegangen, das zu spielen.“
Auf der gegenteiligen Seite agierte unter anderen (neben den zwei auch schon Genannten) Dominik Birk. „ob er sich als einer der Diktator_innen überhaupt wohl gefühlt habe? „Ja, weil da kann man mehr reden als wenn du nur Volk oder Soldat bis“.
Rijad Skrijelj und Dario Ikić, Angehöriger der Soldaten der erstere und des Volkes der zweitere, schildern, „durch das viele Proben hat man sich dann schon zeitweise so gefühlt wie die Rolle, also zum Beispiel als Soldat“. Trotz der Proben gesteht vor allem der Erstgenannte, „als wir heute vor Publikum angetreten sind, hab ich davor schon ein bisschen Sch... gehabt.“
Haneen B. Eshba erzählt, „dass ich erst mit der Zeit drauf gekommen bin, dass jede Rolle urwichtig ist!“
Richard Pinter fühlte sich als Soldat ganz wohl, „es hat mir sehr viel Spaß gemacht“.
Janelle Marinković wiederum „hat es gefallen, Volk zu spielen, weil ich mich da mit der Maske und dem Gewand verkleiden konnte“.
Daniel Zivković gibt zu, „schon ein bisschen gezittert“ zu haben, „aber es war dann doch nicht so schwer“.
Navjeet Kariha wurde Soldat, „weil ein Lehrer gesagt hat, ich habe so eine gute Stimme, das würde gut zur Rolle passen.“
2050 – Alle Menschen sind gleichTheater selber machen
Mitwirkende Schüler_innen (aus Neue MittelSchule Hainburger Straße, KMS Leibnitzgasse, SonderPädagogisches Zentrum Quellenstraße) Patriot Abazi, Florencio Abeso Ada, Marina Arica, Elma Berovik, Carina Brunnbauer, Burçu Atesli, Bervian Bastug, Dominik Birk, Sabrina Bonti, Ali Cavdaroğlu, Milan Dimić, Driton Dobruna, Eda Ergin, Haneen B. Eshba, Pascal Frohna, Janine Hauer, Faysal Hossain, Dario Ikić, Navjeet Kariha, Haley Kistler, Nadine Kreuzthaler, Ajla Lekpek, Christian Loidl, Aida Mahmić, Elisabeth Marinković, Janelle Marinković, Ismanuel Penta Mata, Marina Obradović, Sara-Rosi Ouf, Leopold Pfeifer, Richard Pinter, Deilin Montilla Rodriguez, Albin Sadiki, Reinhart Schratter, Patrick Schuch, Dominik Siegl, Rijad Skrijelj, Sevginar Stoyanova, Mirella Stojičević, Brenda Toure, Mustafa Vural, Ibrahim Yıldırim, Ceyda Yılmaz, David Zisler, Daniel Zivković
Projektleitung: Raphael Protiwensky-Schenk und Birgit Maria Langeder
Vorstellungen: 18. April, 18 Uhr, Festsaal Volksschule Jagdgasse, 1100 Wien 25. April, 18, Jugendzentrum Erdberg, 1030, Schlachthausgasse 30
Die bundesweite Theaterinitiative Macht|schule|theater ist ein Teilprojekt der Initiative des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur „Weiße Feder - Gemeinsam für Fairness und gegen Gewalt“ und Leitprojekt der Initiative des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur für kulturelle Bildung an Schulen „Kunst macht Schule“. Durch die Abhaltung von Dialogveranstaltungen zum Thema „beteiligen und mitgestalten“ ist Macht|schule|theater auch in die „Aktionstage Politische Bildung“ eingebunden. Ziel ist die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt und Gewaltprävention sowohl von Seiten der bei den Produktionen mitwirkenden Schülerinnen und Schüler als auch von Seiten des jugendlichen Publikums. Macht|schule|theater wird vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur gemeinsam mit KulturKontakt Austria und DSCHUNGEL WIEN durchgeführt.