Frau Franzi spielt "Jeeeeeedermaaaann"
Von Heinz Wagner
Die hat aber ganz schön arge Schimpfwörter gesagt", lächeln nach der rund dreiviertelstündigen Vorstellung in einem kleinen Hof des Gemeindebau-Hochhauses beim Matzleinsdorfer Platz ein paar Kinder. "Die", das ist die Frau Franzi, ein uriges Original. Eine spätberufene Schauspielerin, die große Klassiker, am liebsten Shakespeare, bei ihr Schäggsbia, auf den Kern der Geschichte zugespitzt, erdig und im Dialekt szenisch erzählt. Meist obendrein zum Niederknien komisch.
Jedermann im Gemeindebau
Nun tourt sie mit ihrer Version von "Jedermann" durch zwölf Gemeindebauten - im Rahmen des Festivals "Wir sind Wien", vormals Bezirksfestwochen. In ihrer urigen Art wirkt sie fast wie eine ein wenig aus der Zeit gefallene Bewohnerin des jeweiligen Baus, vielleicht die Hausmasterin von der sowieso Stiagn, die im Hof den Umstehenden Gschichtln erzählt. Nur, dass die anderen nicht im Vorbegehen stehen bleiben und lauschen, sondern sich extra auf Bankerln, Stufen oder den Boden setzen, um mehr oder weniger konzentriert zuzuhören. Und nicht vor allem ihren eigenen Senf dazu geben wie "Ja, genau", "I hab's ja scho allerweil g'sagt..."
Oage Mama
In diesem Setting erzählt also die Frau Franzi die - vor allem von den Salzburger Festspielen her bekannte - Geschichte vom Sterben des reichen Mannes, der den Großteil seines Lebens nur reich, hochnäsig und nicht gerade ein angenehmer Zeitgenosse war. Leid kann er einem in Marika Reichholds Fassung auch tun. Dann wenn die Schauspielerin in die Rolle der Mutter des 40-Jährigen schlüpft und ihm Verhaltensmaßregeln aufbrummt und vorbetet wie, "zieh dich ja warm an. Und trink nix Kaltes. Und sag immer ordentlich bitte und danke, sonst hab i wieda a schlechte Nachred..."
Sparsame Requisiten
Wie immer reichen Reichhold ganz wenige Requisiten: Ein Wischmob wird Himmelvater, ein schwarzer Müllsack der Teufel, die um die Seele des Jeeeeeedermaaaaann kämpfen, der noch eine Stunde erbettelt, bevor ihn der „Kwikwi“ holt, wie Frau Franze ein Altwiener Wort für den Tod verwendet. So knapp vor seinem Ende kommt er auch drauf, dass „des letzte Hemd kane Tasch’n hat“.
Infos
Bis 23. Juni in verschiedenen Gemeindebauten
www.wirsindwien.com