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Wanderwal mit Tierhotel und Garten-Krokodil

Update, 17. November 2017, 23.04 Uhr: Textauszug der Preisträgerin hinzugefügt.

Der langjährige beste Freund ist weggezogen. Die Neuen, die in dieses Haus in der Siedlung einziehen rücken mit einem Schlauchboot auf dem Autodach an. Das erweckt Oskars Neugier und er entdeckt ein Krokodil im Garten von Fred und seiner Familie. „Oskar und Fred“ heißt das – noch - unveröffentlichte Kinderbuch von Isabella Thurin. Mit diesem Text mit überraschenden Wendungen und verschiedenen sprachlichen Akzenten, die die Reiselust der Autorin ein bisschen wiederspiegeln, gewann sie den diesjährigen Dixi-Kinderliteraturpreis in der Kategorie Text - Textauszug weiter unten in einem eigenen Abschnitt.

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Ein Krokodil ist sicher kein alltägliches Haustier. Als Musiker ist es auch ungewöhnlich. Mit einer Reihe von sehr fein und differenziert hand-gezeichneten am Computer nachbearbeiteten Tieren, die ihnen zugeschrieben Klischees über den Haufen werfen samt der ungewöhnlichen Bilderbuchgeschichte „Der Wanderwal“, gewann Lukas Vogl diesen Preis in der Kategorie Illustration. Auch das Buch wartet nun auf eine Veröffentlichung.

Ungewöhnliche Tiere und Stifte

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Doch nicht nur ungewöhnliche Tiere verbinden die Wienerin und den Vorarlberger in ihrem Schaffen. Beide beschrieben – unabhängig voneinander – den Beginn ihrer Leidenschaft mit dem Zeitpunkt, ab dem sie als Kinder einen Stift halten konnten. Der Illustrator zeichnete viel mit seinem Bruder, später entwarf er ganze Welten bzw. einige Charaktere für Computerspiele. Die Autorin erinnert sich an Büchleins mit Schloss und Schlüsselchen „in die ich als Volksschulkind vor allem Notizen geschrieben habe“. In einem freiwilligen sozialen Jahr in Frankreich arbeitete sie bei einer NGO vor allem mit Flüchtlingskindern, wieder zurück in Wien wurde sie Lehrerin – schreibt meist nachts, wenn ihr zweijähriges Kind schläft. Ihr Preisträger-Kollege arbeitet auch mit Kindern – bei Kletterkursen.

Der Dixi-Kinderliteraturpreis – zum zweiten Mal im Figurentheater Lilarum verliehen - zeichnete zum bereits 17. Mal Nachwuchskünstler_innen aus, die Kinderbücher schreiben bzw. illustrieren. Als Preise winkt kein Geld, sondern Begleitung durch bekannte Kinderbuch-Profis, die als Tutor_innen den jungen Kolleg_innen hilfreich – nicht zuletzt durch Kontakte zu Verlagen usw. zur Seite stehen. Die seit 2001 mit diesen Preisen ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstler haben mittlerweile 85 Buchpublikationen veröffentlicht. In diesem Jahr sind die Tutorinnen Saskia Hula (Text) und Verena Hochleitner (Illustration).

Einige Illustrationen des Preisträgers

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Fotos von der Preisverleihung im Lilarum

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Die Text-Preisträgerin Isabella Thurin stellt den Kinder-KURIER-Leser_innen einen Teil ihres preisgekrönten Textes hier zur Verfügung:

Was Oskar vor sich sah, grenzte an ein Wunder.

Ein alter Bus, einer von der Art, in der man wohnen konnte, tuckerte durch die engen Gassen der Maikäfersiedlung.

Im Winter wäre das Küchenfenster, an dem Oskar saß, beschlagen gewesen. So weit stand sein Mund offen.

Das Erstaunliche war aber gar nicht der wuchtige Bus oder der Lärm, den die Blechdosen am Ende des Auspuffs machten.

Es war das Wasser, das bei jeder Kurve vom Dach des Busses schwappte.

Beim Einbiegen in die Feldgasse bekamen die Hecken der Müllers und ihr frisch lackierter Gartenzaun gleich mehrere Ladungen ab. Oskar sah Herrn Müller vor sich. Wie sein Doppelkinn wackeln würde, wenn er den Zaun sah.

„Was zum Teu..“, Oskars Papa kam die Treppen hinunter gestolpert.

„Fel“, ergänzte Oskar und machte ihm und seiner Mama widerwillig ein wenig Platz vor dem Fenster.

Auf dem Dach des Busses - nur mit ein paar Schnüren - war ein blau-gelbes Schlauchboot befestigt und noch bevor Oskar „Boooh“ sagen konnte, schwappten wieder mehrere Liter Wasser auf die gepflegten Gärtchen der Einfamilienhäuser.

„Das werden doch wohl nicht die Neuen sein, die bei den Grasmucks einziehen?!“

Oskar warf seiner Mama einen scharfen Blick zu, obwohl - sie konnte auch nichts dafür, dass Luki letzte Woche aus der Siedlung gezogen war.

Sein bester Freund: einfach weg. Weg in eine andere Stadt, in ein anderes Leben.

Der Bus war nun außer Sichtweite und mit ihm wohl das einzige

Ereignis der nächsten Wochen, Monate – vielleicht sogar Jahre...