Kiku

Der Krise ein Schnippchen spielen

Spielen bringt Geld. Nein, hier ist nicht die Rede vom Glücksspiel, es geht um Spielware. Zwischen glücklich und durchwachsen bilanzierten die großen Hersteller und Vertreiber anlässlich der 63. Nürnberger Messe, der größten einschlägigen Fachmesse der Welt.

Ein generelles Plus von sieben Prozent bei den Umsätzen verzeichnet die Branche für Deutschland, wobei mehr als die Hälfte davon auf den Online-Handel entfalle. Für Österreich liege das Wachstum noch ein Alzerl darüber, freuen sich vor allem Lego und Ravensburger.

Erstere bauten die Marktführerschaft aus – in Österreich auf den höchsten Anteil des Konzerns in Mitteleuropa (15,7 Prozent). Der Umsatz der Dänen wuchs im Vorjahr in Österreich, Deutschland und der Schweiz um 14 Prozent auf 347,7 Millionen Euro. Nachdem die großen Bringer mit Ninjago (zusammenbaubare Kampfkreiselfiguren), Star Wars und Technic eher unter den jungen und älteren männlichen Spielern zu finden waren, will Lego heuer vor allem Mädchen als Zielgruppe wieder (stärker) gewinnen.

Girls

Alle Inhalte anzeigen

Fünf Mädchenfiguren, die menschenähnlicher sind als die üblichen eher klobigen Maxerln, firmieren als Friends. Mit zusätzlichen neuen Pastellfarben laden sie dazu ein, was einer mehrjährigen Untersuchung zufolge Girls gerne tun: (Rollen)spielen. Aber davor, auch das ergab die Studie, „wollen Mädchen genau so bauen. Die Entwicklung war fast eine Co-Creation, weil wir die Spielewelten nach den Rückmeldungen und Wünschen der Mädchen gestalteten“, meinte der neue Lego Europa-Chef Dirk Engehausen.

Ravensburger verzeichnete ebenfalls eine weitere Aufwärtsentwicklung, so Österreich-Sprecherin Eleonore Ditye. „Den Marktanteil konnten wir leicht – von 5,2 auf 5,3 Prozent erhöhen.“ Neben TipToi – dem elektronischen Lesestift, der Bücher, einen Globus und neuerdings auch ein Spiel – sozusagen zum Sprechen und Rätseln bringt –, schlagen vor allem das Dauerbrennerspiel „Lotti Karotti“, aber auch die beiden „Schlag den Raab“-Boxen als Verkaufshits zu Buche.

Bei der heuer (fast zu) häufig anzufindenden Kombination von Spielzeug zum Angreifen mit digitalen Tools, vor allem iPhone und iPad liefert Ravensburger mit der Erweiterung fertiggestellter Puzzles durch bewegte Bilder bzw. Spiele eine der brauchbarsten Anwendungen.

Frech

Alle Inhalte anzeigen

Die Umsätze des größten europäischen Verkaufsrings von Fachgeschäften (VEDES) stiegen 2011 in Österreich von 64 auf 70 Millionen Euro. Diese Gruppe sieht sich im Aufwind und möchte mit einer pfiffig-frechen Werbelinie neuerdings sogar auch Konsumenten direkt ansprechen.

Andere wie Playmobil, dessen weltweiter Umsatz leicht gesunken ist, hüllen sich in Schweigen, schicken dich beim Recherchieren im Kreis, um im zehnten Anlauf ausrichten zu lassen: „Unsere Umsätze sind stabil geblieben, die Absätze durch den Verkauf kleinteiligerer Ware gestiegen, aber wir dürfen keine Zahlen bekannt geben.“

Die Messe setzte heuer auf die (Rück-)Gewinnung jugendlicher Käufer mit „Toys 4 Teen“ für 13- bis 17-Jährige. Wobei eine Studie im Vorfeld ein merkwürdiges Auseinanderklaffen feststellte: 85 Prozent der Jugendlichen gaben an, gern oder sehr gern (nicht nur elektronisch) zu spielen. Der Spielwarenhandel hingegen glaubte, solche Begeisterung nur bei jeder/jedem Zweiten auszumachen.

Teenager haben auch gute Vorschläge für den Fachhandel: Mehr Möglichkeit zum Ausprobieren von Spielen, Einstellung junger Verkäufer und Einsatz neuer Technologien.

Infos

Nürnberg: Größte Messe der Welt

Toy Fair die – nunmehr 63. – Spielwarenmesse im deutschen Nürnberg ist die größte derartige Fachmesse der Welt.

Aussteller: 2.687 Firmen aus 63 Ländern der Welt stellen ihre Produkte aus. Rund 80.000 Fachleute und vor allem Händler aus 114 Ländern kamen in die 17 Hallen am Rande Nürnbergs.

Vielfalt: Eine Million Produkte, darunter 70.000 (angebliche) Neuheiten wurden vorgestellt. Bei nicht wenigen der "Neu"heiten handelt es sich um nur sehr geringfügige Adaptionen.

Preise: Alljährlich werden vier Preise in den Kategorien Kleinskind/Vorschulkinder/Kinder sowie Teens & Family vergeben. Dafür werden jeweils drei produkte nominiert. Kriterien dafür scheint es keine zu geben. So manche der Nominierungen und Auszeichnungen lassen die meisten Fachleute und viele der rund 2500 JournalistInnen eher die köpfe schütteln...Infos

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Reportage