Bis zur Patentreife: Preisgekrönte Erfinderinnen und Erfinder
Von Heinz Wagner
1670 Jugendliche hatten 539 Projekte für den Bewerb Jugend Innovativ eingereicht, 75 schafften es in den Kategorien Science, Engineering, Design und Business sowie den beiden Sonderpreise – Klimaschutz und idea.goes.app (bis zum Vorjahr IKT) – in die regionalen Halbfinale. 30 bekamen dort ein Ticket fürs Finale. 29 präsentierten ihre Arbeiten in der Vorwoche am Fachhochschul-Campus Laaerberg ihre Arbeiten der Öffentlichkeit und den Jurys. Für die war’s heuer besondes hart. Doch sie mussten sich zur Preisvergabe durchringen. Wobei gewonnen haben viele noch viel mehr: Manche der Erfindungen und Entwicklung werden schon praktisch eingesetzt.
„Luftdusche“ für die Kameralinse
Eine „Luftdusche" zur Reinigung der Linse einer Kamera, die Produktionsprozesse überwacht, erfand ein Quintett aus der HTL Wels für die Linzer voestalpine. Der Prototyp ist im Werk seit Monten im Testeinsatz. Bislang mussten die Linsen, oft mehrmals im Monat getauscht werden. Hohe Temperaturen, Staubteilchen, Wasserdampf, Ölfilm – all das beeinträchtigte bislang die Linse. Manuel Scheipner, Johannes Rammler, Claudia Moser, Philip Huprich und Daniel Zindl haben den Auftrag übernommen und ihn zu ihrem Maturaprojekt gemacht. „zuerst haben wir lang getüftelt, viele Vorschläge gesammelt und dann sind wir auf die Idee gekommen, einen ständigen Luftstrahl vor der Linse vorbei zu blasen", erzählt das Gewinnerteam der Kategorie Engineering dem KiKu. Inspirationsquelle, so gestehen sie, war das Prinzip des Luftvorhangs, der bei Händetrocknern angewandt wird.
Doch auch dazu galt es erst noch eine Konstruktion zu entwickeln und einen Prototypen zu bauen. Ein mit Hilfe eines 3D-Druckers hergestelltes Modell zeigen sie beim Finale von Jugend Innovativ. Vor die Linse wird eine Halterung montiert, in ihr sind Schlitze angebracht, durch die die Luft geblasen wird.
Der Prototyp der Cam Guard hat übrigens das Paradeunternehmen derart überzeugt, dass er seit Monaten im Werk im Testeinsatz betrieben wird. Und seit Jänner patentiert ist.
Schnellere & bessere Bakterien-Detektive
Clostridien heißen die Bösewichter, die Milchprodukte wie Käse ziemlich verderben können. Schwerer Durchfall ist meist die Folge. Diese Bakterien bilden Sporen, die nicht nur Zimmertemperatur lieben und sich auch vermehren, wenn das Produkt luftdicht verschlossen, sondern 140 Grad auch noch gut aushalten. Damit sie doch nicht ins Verkaufsregal kommen, sollten diese Lebensmittel ein Testverfahren durchlaufen. Das dauert derzeit rund 48 Stunden. Und es kann nicht unterscheiden zwischen gefährlichen und harmlosen Arten dieser Bakterien.
Die krankheitserregenden Bakterien schneller zu entdecken und die bösen von den harmlosen unterschiedne zu können, stellten sich Lucas Sulzberger und Robert Gautsch als Ziel. Und, die beiden Schüler der HTBLuVA Salzburg probierten mit verschiedenen Nährlösungen im Labor der Firma Woerle. „Wir haben viel und alles mögliche ausprobiert, unter anderem auch mit einer konzentrierten Eigelb-Emulsion", gewähren die beiden ein bisschen Einblick in die Testphase, in der sie mehr als ein halbes Dutzend Nährmedien genauer untersuchten bis hin zu Pferdeblut.
Die Bakterien in den jeweiligen Nährböden ließen sie zu Kolonien heranreifen, das Duo experimentierte danach aber auch noch mit Wachstumsbeschleunigern, um den Testprozess zu verkürzen.
Im Endeffekt entschieden sie sich bei ihrer innovative clostridien analysis genannten Methode für jene, die innerhalb von 24 Stunden (also der halben Zeit) mit Hilfe eines Farbindikators eine fast schwarze Färbung anzeigt, wenn beispielsweise der Käse von den gefährlichen Bakterien befallen ist. Und nicht reagiert, wenn es sich um die harmlose Sorte handelt. Die ICA-method brachte den beiden den Sieg in der Kategorie Science bei Jugend Innovativ 2012 ein.
Klasse promotet starke Apfelbeere
Kleine Kunststoff-Stamperl mit dunkelrot, fast schwarzem Saft. Ziemlich bitter. Fünf bis sechs Mal so viel Wasser dazu und die Aronia (so ihr botanischer Name), die zu Saft verarbeitete Apfelbeere schmeckt kräftig, fruchtig. Und sie enthält obendrein viel Vitamin C und K sowie etliche Mineralien. Sie senkt unter anderem das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen und wird aufgrund weiterer Eigenschaften (antioxidativ) sogar bei Krebserkrankungen verschrieben. Und trotzdem kennt sie in unseren Breitengraden kaum wer. Das will eine ganze Klasse der Höheren Land- und Forschwirtschaftlichen Schule im Salzburger Ursprung ändern. Mit ihrem beerenstarken Projekt Viva Aronia gewannen sie die Kategorie Business des diesjährigen Forschungsnachwuchsbewerbs Jugend Innovativ. Karoline Mödlhammer und Bernhard Sampl erklären dem KURIER, dass sie es sich zur Aufgabe machen wollten und wollen, diese Frucht und ihre Produkte bekannter zu machen, weil sie bei uns auch ganz gut wachsen kann. Dabei konnten sie schon auf Feldversuchen, mit denen sie in der 3. Klasse auf 0,8 Hektar begannen, aufbauen. Auf der schulischen Pflanzfläche setzten sie Pflänzchen des Aronia-Strauches.
Die 4. Klasse im Zweig Umwelttechnik gründete darauf aufbauen in diesem Schuljahr eine Übungsfirma, die im Gegensatz zu den allermeisten ihrer Gattung aber nicht nur virtuell, sondern mit echten Produkten handelte. In Zusammenarbeit mit einer Brauerei, die einen Softdrink aus der Apfelbeere herstellt sowie eigens „gebrautem" Trink-Joghurt (angereichert mit Vanille-Aromen), selbst zubereitetem Fruchtgummi für den der eher bitteren Aronia noch Holler bzw. Himbeer oder andere Früchte beigemengt wurden, führten die Schülerinnen und Schüler Info-Veranstaltungen (mehr als 300 Gäste) mit Verkostungen durch – mit Erfolg.
Tipps und Tricks für junge Filmschaffende
Du willst einen Film drehen, kommst auf die Idee, du bräuchtest so ein cooles Teil, das an eine steady-Cam erinnert, um bewegte Kamerafahrten zu machen, dein Gerät aber doch recht stabil zu halten. Verwackelt sollen die bewegten Bilder ja nicht sein. Geht nicht, urteuer. Muss gar nicht sein. Okay, ja im Internet herumsuchen, und vielleicht verkauft wer auf eBay billig so ein älteres Modell. Viel Suchzeit, vielleicht nicht allzu viel Erfolg.
Es muss doch auch viel einfacher gehen, dachten sich vier Filmfreaks der HTL am Wiener Rennweg. Lass uns doch eine Homepage ins Leben rufen, auf der wir Tipps und Tricks, die wir selber gemacht oder irgendwo gefunden haben bündeln. Mit „The Movie Bundle – der richtige Dreh" gewannen Lukas Böhm, Marco Hnelozub, Stefan Schönberger und Alexander Ott die Kategorie Design des diesjährigen Jugend-Inniovativ-Finales. „Wir haben auch schon fünf Episoden als Video-Tutorials gedreht, die wir nun nach und nach online stellen." Die erte ist schon drauf. Und dazu ein etwas mehr als halbstündiger Spielfilm, den die vier selbst gedreht haben.
Im Moment hindert sie der Maturastress auch ein wenig daran, sich mehr um die Befüllung der Homepage zu kümmern. Und für sie ist auch klar, „auch wenn das Projekt jetzt mit dem Schulabschluss zu ende geht, ist unser Plan, weiter zu machen."
Achja, so eine coole Stabilisierungs-Halterung für die Kamera, „die normalerweise gut 300 Euro kostet, lässt sich für Material um rund 20 Euro selber herstellen – aus Kupferrohren beispielsweise, das haben wir gemacht."
Steuerung nutzt Sonnenstrom besser
Klar, die Sonne scheint nicht immer. Genauso klar aber, wenn ihre Kraft ein Haus mit Strom (mit) versorgt, die Wäschewaschen beispielsweise muss vielleicht nicht genau jetzt passieren. könnte vielleicht warten. Das eine oder andere auch. Wenn genug Solarenergie da ist, schaltet sich um beim Beispiel zu bleiben die Waschmaschine ein. Oder der Geschirrspüler... Dafür hat Lukas Bernhofer von der HTL Braunau eine intelligente Steuerung entwickelt. Ist genügend alternative Energie vorhanden, schalten sich solche Geräte ein, bei denen es nicht unbedingt nötig ist, sie sofort in Betreib haben zu müssen oder brauchen.
Aber auch die Waschmaschine bleibt nicht mitten im Waschgang stecken, wenn dunkle Wolken die Sonne „verschwinden" lassen. Sein Konzept ist nicht für autarke Häuser gedacht, die sich ausschließlich aus der Kraft der Sonne oder des Windes energiemäßig „ernähren", die Steuerung kommuniziert zwischen den alternativen Energiequellen und dem herkömmlichen Stromnetz. In dem fall würde der Strom dann eben von dort geholt.
Sein System, so erklärt er dem KiKu, erfordert gar keine groben Umbauten. In siebenmonatiger Tüftelei und Arbeit entwickelte er eine Steuerung, die einfach zwischen Stromleitung und Steckdose eingebaut würde und die entsprechenden Daten codiert hin- und herschicken. Und um zu veranschaulichen, was sein System bringen könnte, errechnete der Sieger des Raiffeisen-Klimaschutz-Sonderpreises, dass 420.000 Tonnen CO2-Ausstoß eingespart werden könnten, wenn alle Waschmaschinen Österreichs mit dieser Steuerung ausgerüstet würden. Allein mit dieser Maßnahme könnte auf drei Kohelkraftwerke verzichtet werden.
Erste Hilfe ganz leicht gemacht
Echt passiert. Plötzlich lag ein Mitschüler regungslos am Boden. Was tun? Schock bei den Vorbeikommenden. Hilflos. Zum Glück kam gerade ein Turnlehrer vorbei und leistete Erste Hilfe. Das sollte nie wieder so vorkommen, dachten sich Stephan Stadlmair, Anant Sangar und Oliver Prexl, nahmen das einschneidende Erlebnis zum Anlass, ein Maturaprojekt zu entwickeln. First Aid Live brachten dem Schülertrio aus der HTBLuVA Salzburg gleich – nicht zuletzt ob seiner extremen Praxistauglichekit – den Sieg beim neu benannten Sonderpreis von T-Systems idea.goes.app ein.
„Wir wollten jedenfalls was tun, eine App entwickeln, die ganz leicht und Schritt für Schritt schnell erklärt, was zu tun ist", nennen die drei Jugendlichen dem KURIER ihren Ausgangspunkt. Dafür setzten sie sich mit einer großen Rettungsorganisation, dem Roten Kreuz, zusammen, nahmen auch Kontakt mit der Fachhochschule Salzburg auf. Dabei wurden erste Ideen wie etwa ein live stream verworfen, dafür aber beschlossen, die zu entwickelnde App gleich mit der Homepage des Roten Kreuzes zu verknüpfen.
Die Apps wurden mit einer eigenen Homepage verlinkt, die zwar schon programmiert ist, an deren Grafik jedoch noch endgefeilt wird.
Mit einfachen ja/nein-klicks werden Situationen abgefragt – Bewusstsein, Atmung, Herztätigkeit.
Und für den Kontakt zu Einsatzkräften können gleich vollautomatisiert die GPS-koordinaten übermittelt werden.
Wenn die – auf Android schon bald verfügbare kostenlose – App (für Apple dauert`s noch) installiert ist, funktioniert sie natürlich auch dann, wenn kein Netz vorhanden sein sollte, speichert aber im Hintergrund erforderliche Daten um sie sobald möglich, an die RK-Site zu übermitteln. Im Testbetrieb funktionierte alles sowohl auf Smartphones als auch auf Tablets bereits einwandfrei, vermelden die drei, die sehr arbeitsteilig vorgingen, stolz dem Reporterteam.
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