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Jugendliche erfinden schlaue Technik

Zehn Teams beim kleinen aber feinen AX-Award bewiesen einmal mehr – wie auch bei Jugend Innovativ und anderen Bewerben – Jugendliche haben nicht nur viele Ideen, so manche klemmen sich auch Hunderte, teilweise ja sogar Tausende Stunden dahinter, um diese in Projekten auch zu einem guten Ende zu bringen. Allein beim AX-Award, der heuer zum fünften Mal ausgetragen wurde, bewarben sich 100 Projektteams, die zehn besten kamen ins Finale dieses von einer Privatfirma (Xtest), die Messgeräte vertreibt, organisierten Bewerbs für Schülerinnen und Schüler der Bereiche Elektro-, Nachrichten-, Hochfrequenz-, Kommunikationstechnik, Mechatronik, Technische Informatik und Technische Kommunikation.

Der Sieg ging an das einzige Mädchenteam – Julia Huber und Kerstin Reichinger (HTL Braunau) haben ein halbautomatisches Verfahren zur Bekämpfung der Varroa-Milbe, die den Bienen zusetzt, erfunden. Platz 2 ging für ein pulsgesteuertes eBike nach Leonding (Thomas Ziegler und Robert Reschauer) und „Bronze“ an ein Abendschüler-Team des TGM WienMichael Eder, Alexander Bachmeier und Martin Plattner. Dieses Trio hat ein Handschuh mit Sensoren und Vibratoren entwickelt, mit dessen Hilfe mit Menschen, die weder sehen noch hören können, kommuniziert werden könnte.

Die Siegerinnen - Bienenschutz

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Die Zweiten - pulsgesteuertes eBike

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Die Dritten - Lorm-Handschuh

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Es ist heiß, die Sonne brennt aufs Auto, ein Baby sitzt im Auto und Vater, Mutter oder wer auch immer vertratscht sich beim Einkaufen oder „vergisst“ sonst irgendwie aufs eigene Kleinkind. Blöd. Kann doch nicht sein! Darf nicht, kann aber schon. Manche dieser Fälle schaffen’s in die mediale Berichterstattung, andere nicht, jedenfalls kommen in den USA jährlich sogar 40 Kinder auf diese Art ums Leben. Wenn’s nach der Erfindung von Simon Kreiter und Thomas Wögebauer von der HTL Saalfelden in Salzburg geht, dann würde künftig einfach das Handy der erwachsenen „vergesslichen“ Begleitperson läuten. Ist dieser irgendwas passiert oder hat sie auch das Handy im Auto vergessen oder abgedreht, lautlos gestellt..., dann würde Alarm bei einem weiteren Mobiltelefon aus der Notfall-Kontaktliste ausgelöst – samt GPS-Daten, wo das Auto steht, um gegebenenfalls schnell zu entscheiden, geht sich’s aus, hinzudüsen, oder Rettung, Polizei usw. zu alarmieren.

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Die beiden Schüler kamen mit ihrem Projekt „Safety Seat“ mit neuen anderen Teams ins Finale des diesjährigen, zum fünften Mal ausgetragenen AX-Awards. Dieser von einer Privatfirma (Xtest), die Messgeräte vertreibt, organisierte Bewerb richtet sich an Schülerinnen und Schüler technischer Schulen in den Bereichen Elektro-, Nachrichten-, Hochfrequenz-, Kommunikationstechnik, Mechatronik, Technische Informatik und Technische Kommunikation. Das Saalfeldner Duo baut in den neuartigen Kindersitz fürs Auto Sensoren ein, die die Innentemperatur und den Druck messen – und bei einer kritischen Grenze selbsttätig via SMS an vordefinierte Nummern den Notfall-Alarm auslöst. Kritische Anmerkung aus den Reihen der Jury: Würde so eine Erfindung nicht dazu führen, dass die Menschen noch weniger mitdenken und sich voll auf die Technik verlassen?!
Wie auch immer, das Duo aus Salzburg ist in guten Gesprächen mit Kindersitz- und Autoherstellern und sagt nicht zu Unrecht, dass damit immerhin Babyleben gerettet werden könnten.

Maschine arbeitet schon im Werk

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Vier Burschen der HTL Eisenstadt kamen mit ihrem Projekt beim AX-Award von 100 Startern ins Finale der zehn besten. Dort schafften sie zwar keinen der Top3-Plätze, aber ihre Entwicklung ist als einzige schon real im Einsatz. Die Zwillingsbrüder Franz und Martin Schmidt, Nikola Palkovich und Rafael Magedler tüftelten monatelang an einer technischen Lösung für ein Spezialproblem der Firma Brevillier-Urban & Sachs. In ihrem Werk im burgenländischen Hirm werden unter anderem auch reine Grafitstifte hergestellt. Beim maschinellen Spitzvorgang entsteht Staub, der sich auf die lackierte Stiftoberfläche legt und – bis vor kurzem – händisch Stift für Stift wegpoliert werden musste. Marco Ollram, Projektleiter in der Firma und selbst Absolvent der HTL Eisenstadt, wandte sich mit der Frage/Bitte um eine technische Lösung an seine ehemalige Schule. Die vier Jungs, betreut von ihrem Lehrer Michael Türk, suchten zunächst theoretisch und in Skizzen nach Lösungsansätzen. Die Staubpartikel gleich beim Spitzen irgendwie abzusaugen wäre die eine – da kamen sie auf keinen grünen Zweig. Also galt es, die Stifte nach dem Spitzvorgang zu reinigen. Auch da fiel ihnen einiges ein, letztlich kamen sie auf die Idee, die Stifte auf einem Förderband zunächst auseinander zu rücken, sie unter einem Filztuch durchdrehen zu lassen und danach sofort der Reihe nach in die jeweilige Verpackung rollen zu lassen.
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Gedacht, gezeichnet, gebaut – erst in einem Modell. Dann bohrten, schraubten... die vier Schüler – einen Gutteil neben dem Unterricht – an einem echten Prototypen – samt allen Sicherheitsauflagen – wie Stopp, wenn jemand bei einem der Türchen reingreift... Gesamtstundenzahl für das Projekt: 2500; Materialwert: 10.000 Euro, Wert der Maschine zwischen 40.000 und 50.000 Euro. Erst bei der Finalpräsentation erfuhren die Schüler, dass ihre Maschine bereits seit einer Woche im Echt-Einsatz ist. 45 Stifte pro Minute werden fein säuberlich gereinigt, 200.000 Stifte sind schon unter dem Filz durchgerollt und noch immer musste er nicht getauscht werden.

Barrierefrei Rennbahn spielen

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Eine Weiterentwicklung einer barrierenfreieren Autorennbahn, wie sie schon im vergangenen Herbst beim Ars-Electronica-Festival im ehemaligen Linzer Postverteilzentrum ausprobiert werden konnte, ist Manuel Koller und Christoph Großauer von der HTL Steyr gelungen. Wer mit den Händen nicht den Controller bedienen kann, hat nun in der „SpeedWay4All“ der beiden Steyrer die Möglichkeit, die Rennbahn via Fußpedal zu bedienen – oder sie über eine Webcam beispielsweise durch Nase oder Kinn zu steuern.

Automatischer Notruf

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Nicht nur. Aber speziell für ältere Menschen entwickelten Robert Bachinger und Martin Stöglehner von der HTL Braunau ein System, das von einer Smart Watch aus via App im Fall eines Sturzes automatisch einen Notruf aussendet. „Ambient Assistant Living App“. Ausgangspunkt war, dass beide gelesen haben, dass Menschen ab 75 Jahren im Schnitt zwei Mal jährlich in den eigenen vier Wänden arg stürzen. Das von den beiden entwickelte Programm checkt, wenn die Trägerin/der Träger der Uhr stürzt – durch Messen von Beschleunigung usw. Kann die Person dann nicht gleich reagieren, wird an vordefinierte Nummern ein Notruf bzw. eine SMS versendet. Nach der Schule wird einer der Schüler in seinem Zivildienst in einem Altersheim die speziell programmierte Smart-Watch austesten, kündigte das Duo bei der Präsentation des Projekts an.

Sicherheits-Anzug

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Karol-Philipp Rirsch, Sebastian urban, Mario Rados und Fabian Jiranek vom Wiener TGM hatte es der „plötzliche Kindstod“ und eine mögliche Gegenmaßnahme angetan. Unerwartet und ohne Vorzeichen tritt dieser Tod bei Säuglingen und Kleinkindern in der Regel im Schlaf auf. In Österreich sterben daran sechs von 10.000 Neugeborenen.

Das Schüler-Quartett aus Wien zeigte ein T-Shirt, in das sie drei Sensoren – Puls-, Temperatur- und Atemmessung eingebaut haben. Werden Grenzwerte unter- oder überschritten, erfolgt automatisch ein Alarm bei einer vordefinierten Nummer.

Wohnung leicht und kostengünstig auf smart nachrüsten

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Von unterwegs aus die Heizung, den Backofen oder was auch immer ein- oder ausschalten, regulieren... – ohne dass die Wohnung oder das Haus von Anfang an „smart“ geplant und gebaut wurde – dafür haben sich Matthias Gruber, Simon Prichenfried, Michael Kusolitsch, Michael Humer und Georg Wurzer von der HTL Ybbs (Niederösterreich) eine schlauen und kostengünstige Lösung einfallen lassen. Mitis Home Control funktioniert über nachträglich bei Schaltern und Reglern eingesetzte kleine elektronische Teile. Über einen kleinen zwischengeschalteten Mini-Server und diverse (Funk-)Module lassen sich via Handy-App dann die gewünschten Steuerungen vornehmen. Üblicherweise bewegen sich die Kosten für ein neu „smart“ eingerichtetes Wohnhaus in einem fünfstelligen Bereich, so die Schüler aus Ybbs. „Unser System kommt mit rund 5% der Summen aus.“

Agrar-Drohne

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Last but not least – außer den ersten drei Plätzen nahm die Jury keine Reihung vor – kamen Alexander Maresch, Andreas Knoll und Tobias Moldan von der HTBLuVA (Höhere Technische Bundelehr- und VersuchsAnstalt) mit ihrer Agrar-Drohne ins Finale. Die von den Schülern entwickelte Software scannt sozusagen landwirtschaftliche Flächen und checkt die darauf wachsenden Pflanzen. Sie meldet dem Bauern/der Bäuerin, wo etwa wie weniger oder mehr zu düngen wäre...

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