"Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor" in einem wunderbaren Schauspiel-Musik-Mix derzeit im Wiener WuK
Ein einsamer Fuchs. Liegt da auf einer Bank vor dem Wald und schläft. Die zweite Bühnenakteurin, am Rande postiert hinter ihrem DJ-Pult eröffnet mit einem gellenden Klagelied der Hühner, bevor sie den Fuchs in praktisch nicht mehr zu toppenden Lobhudelliedern ankündigt: besonders toll, besonders schlau, rot, furchtlos, elegant, besonders alles. Das erweckt ihn, reckt und streckt sich, lobt sich selbst auch noch mal, spielt mit einem Gummihendl, das er auch als Zahnbürste, Händy und was sonst noch alles verwendet.
Elegant, witzig – teils sogar mit einem Schuss Selbstironie – erzählt der Fuchs (Martin Brachvogel) – immer wieder im con-genialen Wechselspiel mit der Live-DJane und vor allem traumhaften Sängerin mit einer riesigen Bandbreite an Stimme und Musik-Genres Irina Karamarković von seinen gar unglaublichen Abenteuern, denen er allen Codenamen gibt – ebenso den beteiligten Mitfüchs_innen, beispielsweise 1979 Operation weites Land, 10.000 Freilandhühner, er und so klingende Mittäter_innen wie Marie, die Mähdrescherfüchsin, Kasimir, der Kamikazefuchs, Theo, der TNT-Fuchs…. – die natürlich alle in der Art und Weise ihrer Namen Hühner jagen…
Nur bei der plastischen Schilderung des Überfalls auf ein Tierschutzheim verlassen ihn gegen Ende die geistigen Kräfte. Nicht und nicht will ihm der Name des Fuchses am als Krankenwagen getarnten Hühnergrills einfallen. Wunderbar, erst wirkt’s wie ein tatsächliches Live-Blackout, bevor sich herausstellt, das ist schlicht und ergreifend Bestandteil des gespielten Alterungsprozesses bei dem er zu schlechter Letzt nicht einmal mehr weiß, wer er ist, in einem Rätsel, das nur mehr mitleidige, wegen schlechten Gewissens fast verschämte Lacher hervorruft, die Sängerin fragt, ob er vielleicht Kuh, Hase … sei.
Ein sanftes, im Kreise der lieben spürendes Ende, wenngleich davor ob mancher Länge das Publikum zeitweise verloren geht.