Leben/Gesellschaft

Kaninchen leiden häufig unter Harnsteinen

Kalzium baut Knochen auf und stärkt die Zähne, es steuert die Muskeln, beeinflusst Hormone und reguliert Enzyme. Der Nährstoff ist lebenswichtig. Zuviel oder Zuwenig des Minerals machen krank. Vor allem Kaninchen: Denn der Stoffwechsel der Kleintiere funktioniert anders als bei Hund, Katze und Mensch. Dazu begünstigen Futtervorlieben die schmerzhaften Probleme.

„Harngries und Harnsteine kommen beim Kaninchen relativ häufig vor“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach kennt die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten und erklärt, worauf Halter achten müssen.

Stoffwechsel

Hund, Katze & Co verwerten mit Hilfe von Vitamin D so viel Kalzium, wie ihr Organismus braucht. Kaninchen dagegen nehmen alles Kalzium aus dem Magen-Darm-Trakt auf und scheiden den Überfluss über Nieren und Harn wieder aus. Der Vorgang belastet den Körper. Dazu kommt, dass der Harn der Pflanzenfresser nicht – wie bei Fleischfressern – sauer ist, sondern alkalisch, Kalzium kann deshalb besonders einfach Kristalle, Sand und schließlich Steine bilden.

Kaninchen haben natürlicher Weise mehr oder weniger Sludge, also Schlamm, im Urin und kommen damit gut zurecht“, sagt Reitl. Die Natur kennt die Eigenheiten der Hasenartigen und hat vorgesorgt. Doch bei feuchtfutterarmer, kalziumreicher Ernährung mit z.B. Luzernen-Heu, Broccolie-Blättern und Körnern über Jahre können Ablagerungen entstehen. Kommt Bewegungsmangel dazu, kann sich die Blase nicht komplett entleeren. Ein Teufelskreis beginnt.

Schmerzen

„Trüber Harn und kleine Sandhaufen in der Klo-Ecke sind normal“, beruhigt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Strengt sich das Kaninchen aber beim Urinieren an, streckt es dabei das Hinterteil in die Höhe, braucht es Hilfe. „Eine Blasenentzündung ist sehr schmerzhaft, lässt sich aber gut behandeln“, sagt Reitl. Steine in der Harnröhre müssen entweder mit Gleitgel heraus massiert oder in die Blase zurückgedrängt werden, Steine in der Harnblase können operativ entfernt werden. Solide Steine im Nierenbecken verlangen eine große Bauch-OP. Blockiert ein Stein den Ausgang, staut sich der Harn bis in die Nieren, Organversagen droht.

Reduktion

„Man muss die Symptome ernst nehmen und mit dem Tierarzt besprechen“, sagt der KURIER-Tiercoach. Denn auch eine Kalzium-Reduktion verlangt Fachkenntnis. Junge Tiere brauchen den Mineralstoff für den Knochenaufbau, älteren für gesunde Zähne – und die wachsen bei den Dauerfressern lebenslang nach.

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