Leben/Gesellschaft

IMP-Gründer Max Birnstiel gestorben

Der Gründungsdirektor des Forschungsinstituts für Molekulare Pathologie (IMP), Max Birnstiel, ist am 15. November 81-jährig in Männedorf bei Zürich verstorben. Der Schweizer Molekularbiologe leitete das IMP von 1986 bis 1996 und gestaltete das Vienna Biocenter, dessen Keimzelle das IMP war, und die österreichische Forschungslandschaft erheblich mit. "Wir haben einen einflussreichen Mentor, brillanten Wissenschafter und visionären Leiter verloren, der das IMP geformt und die Fundamente für das Vienna Biocenter gelegt hat", heißt es in einem Nachruf des Instituts. "Uns wird Prof. Birnstiel als ein herausragender Wissenschafter und eine visionäre Führungspersönlichkeit in Erinnerung bleiben, aber auch als ein väterlicher Freund, dem das Wohlergehen des IMP und seiner Mitarbeiter sehr am Herzen lagen", so IMP-Direktor Jan-Michael Peters.

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Birnstiel wurde am 12. Juli 1933 in Bahia in Brasilien geboren, nach seiner Promotion im Jahr 1958 arbeitete er bis 1963 an der Abteilung für Biologie des Institute of Technology in Pasadena im US-Bundesstaat Kalifornien. Dann folgte er einem Ruf an die Universität von Edinburgh und wechselte 1972 an das Institut für Molekularbiologie der Universität Zürich.

1986 wurde er auf Empfehlung von Peter Swetly und Gottfried Schatz nach Wien berufen, um das vom deutschen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim und dem US-Gentechnik Pionierunternehmen Genentech neu gegründete Grundlagenforschungsinstitut IMP aufzubauen. Durch gezielte Rekrutierung und Schaffung einer herausragenden Infrastruktur gelang es ihm in wenigen Jahren, das IMP zu einer internationalen Spitzenforschungseinrichtung zu machen.

Neben seiner Rolle im IMP war er wesentlich an der Entscheidung der Universität Wien beteiligt, ihre molekularbiologischen Abteilungen in unmittelbarer Nachbarschaft des IMP anzusiedeln. Heute bilden sie mit Einrichtungen der Medizin-Uni Wien die Max F. Perutz-Laboratories. Aus dieser Konzentration ist das Vienna Biocenter in Wien-Erdberg hervorgegangen, das formal 1992 gegründet wurde. Mittlerweile sind dort an mehreren Forschungsinstituten, universitären Abteilungen und Biotech-Firmen rund 1.400 Wissenschafter und 700 Studenten tätig.

Birnstiel war aber nicht nur als Forschungsmanager, sondern auch als Wissenschafter erfolgreich. Er war der erste, der noch vor der Entwicklung sogenannter DNA-Klonierungsmethoden Gene isolieren konnte und charakterisierte als einer der ersten Forscher die Mechanismen, mit denen Gene an- und abgeschaltet werden.

Der Pionier im Bereich der Life Science Forschung in Wien wurde vielfach geehrt, u.a. mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen der Republik, dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien und der Wilhelm Exner Medaille, sowie durch zwei Ehrenprofessuren der Universität Wien.