Im Tal der Schwarzbeeren und der Feuerlilien
Von Martin Burger
Plötzlich bleibt sie stehen und deutet mit dem rechten Zeigefinger auf die Borke der Lärche. "Sehen Sie?" Manuela Siller zwängt einen Finger in einen Riss und kletzelt den Rest eines Fichtenzapfens heraus. "Das ist die Zapfenschmiede des Buntspechts." Soll heißen: Die Spechte sammeln die Samenträger anderswo, bringen sie hierher, klemmen sie in die Borke und picken die Samen mit dem Schnabel heraus. "Rindenklemmschmieden" nennt man das auch, sagt die Zoologin. Der seltsame Baumschmuck zieht sich den halben Stamm hinauf – der Beweis, dass es sich nicht um "Landart" handelt, sondern um unverfälschte Natur. So wie man das von einer Region, die sich "Naturpark des Jahres 2014" nennt, auch erwarten darf.
Der Weißensee liegt in den Gailtaler Alpen in Kärnten, einem Juwel mit botanischen Raritäten wie der Feuerlilie, die hier am Seeufer noch recht häufig aus den Feuchtwiesen leuchtet. Familienfreundliche Wanderwege führen auf mehrere Almhütten rund um den Weißensee. Die vielleicht schönste ist die "Alm hinterm Brunn", auf 1275 m, in einer Stunde Fußmarsch vom Talort Techendorf zu erreichen.Johanna Brandtner und ihr Team servieren hier flaumige, mit Apfelspalten garnierte Schwarzbeernudeln (Heidelbeeren, ktn: Schwårzpa) und eine Kräutersuppe. Die Zutaten wie Gundelrebe sammelt die Wirtin selbst. Auf der mittels Sessellift leicht zu erreichenden Naggler Alm auf der anderen Talseite wird Schwarzbeer-Schmarrn serviert.
Damit sind die Hauptwanderrouten beschrieben. Faszinierend für Siller sind die abseits gelegenen Stellen des Naturparks, die Feuchtwiesen am Paterzipf oder die Hangwälder "in der Laka", hier streifen Luchs, Marderhund und Braunbär, hier nisten Habichtskauz und Steinadler. Siller: "Wild".
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