Im Insektenhotel wird nur gebrütet
Von Hedwig Derka
Die Betten sind gemacht. Schilfmatten laden Wespen zum Verweilen ein, angebohrte Stammscheiben bieten Holzbienen Herberge an. Florfliegen können neben Marienkäfer einziehen und einen Stock über Schwebfliegen hausen. Strohhalme dienen Ohrenschlüpfern als Unterschlupf. Es summt und brummt und schwirrt. Soweit der Traum vom Insektenhotel – Werbung und Info-Material nähren die Illusion. Die Realität sieht anders aus.
"Insektenhäuser sind kein Lebensraum, sondern eine Nisthilfe", stellt Ingrid Hagenstein vom Naturschutzbund klar. Nützlinge und Vertreter von bedrohten Arten suchen anderswo ihr Zuhause. "Es ist besser, man konzentriert sich auf Bienen und Wespen und beschränkt sich auf wenige Strukturen im Haus", sagt Bernadette Pokorny von "die umweltberatung". Dann steigt die Chance, dass solitär lebende Hautflügler die Gaststätte tatsächlich als Brutstätte nützen.
Gefahren
Hartholz & Hinterwand
"Der Nistblock soll aus Hartholz eines Laubbaumes sein. Die zwei bis zehn Millimeter großen, zehn bis zwanzig Zentimeter tiefen Löcher müssen im rechten Winkel zur Holzfaser gebohrt sein", führt Hagenstein aus. Löcher im Stirnholz reißen auf und öffnen so die Tore für Parasiten oder Fressfeinde. Wegen dieser Gefahren bleiben auch die Hintereingänge des Traumhauses geschlossen. Idealerweise steht es fix an der Sonnenseite des Lebens, geschützt vor extremer Hitze wie vor Feuchtigkeit und Regen. Wilde Blütenpflanzen, die Nektar und Pollen spenden, Sträucher, Obstbäume oder Kräuter müssen vor der Haustür wachsen – und das vom Frühjahr bis in den Spätherbst.
Beobachtung
"Nisthilfen haben vor allem einen pädagogischen Wert, Insekten lassen sich dort gut beobachten", sagt Pokorny. Für den Schutz gefährdeter Arten haben sie dagegen kaum Bedeutung: Insekten, die im Hotel einchecken, sind nicht bedroht, ihre Förderung ist dennoch sinnvoll. Sie sind wichtige Bestäuber.