Leben/Gesellschaft

Hunde verstehen, was Menschen sagen

Nun ist belegt, was Hundefreunde längst wissen: Ihre Lieblinge verstehen mehr als "Sitz" und "Platz"; auch wenn sie nicht immer folgen. Wie britische Forscher herausgefunden haben, nehmen die Vierbeiner Sprache ganz ähnlich wahr wie Menschen. Die Haustiere können viele Informationen, die in einem Wort oder einem Satz stecken, aus der menschlichen Sprache heraushören. Verschiedene Sprachbestandteile, wie z.B. die Bedeutung der Wörter oder ihre Betonung, werden dabei in unterschiedlichen Hirnhälften verarbeitet.

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Victoria Ratcliffe und David Reby von der University of Sussex in Falmer/GB hatten in verschiedenen Experimenten jeweils 25 Hunden Laute vorgespielt, und zwar auf beiden Ohren gleichzeitig. Dann beobachteten sie, in welche Richtung der Hund seinen Kopf drehte. Dies erlaubt Rückschlüsse darauf, in welcher Hirnhälfte einzelne Sprachbestandteile verarbeitet werden.

„Der Input der Ohren wird zum größten Teil in die jeweils gegenüberliegende Hirnhälfte übertragen“, erläutert Ratcliffe: „Wenn eine Hirnhälfte besonders spezialisiert für die Verarbeitung bestimmter Informationsanteile ist, dann wird das so wahrgenommen, als wenn sie von dem gegenüberliegenden Ohr kommen.“ Schaut ein Hund also nach einem bestimmten Laut nach links, heißt das, dass die darin steckenden Informationen vor allem in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet werden.

Na los

Im ersten Experiment betonten die Forscher nun zum Beispiel die bedeutungstragenden Bestandteile des Ausdrucks „come on then“ („Na los“). 80 Prozent der Hunde drehten den Kopf daraufhin nach rechts. Das deute darauf hin, dass die bedeutungstragenden Sprachbestandteile in der linken Hirnhälfte verarbeitet werden. Verstärkten die Forscher hingegen die emotionale Betonung eines Befehls, wendete ein Großteil der Hunde den Kopf nach links – diese Sprachbestandteile werden also eher in der rechten Hirnhälfte verarbeitet, folgern die Wissenschaftler.

Menschlich

„Die Ergebnisse legen nahe, dass die Sprachverarbeitung im Hundegehirn auf zwei Hirnhälften und damit sehr ähnlich wie beim Menschen aufgeteilt ist“, erläutert Reby: Das bedeute nicht, dass Hunde alles verstehen, was ein Mensch sagt. Aber sie achteten vermutlich darauf, wer etwas wie sagt und was gesagt wird.

Ob die ähnliche Sprachverarbeitung zwischen Mensch und Hund eine Folge der Domestizierung ist und ob sie auch bei anderen Haus- und Wildtieren ähnlich ist, müsse weiter untersucht werden. Die Studie ist im Fachblatt „Current Biology“ veröffentlicht.

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