Leben/Gesellschaft

Mikroplastik: Gefahr für Umwelt und Mensch

In einem neuen Einkaufsratgeber weist Greenpeace in Österreich 553 Kosmetik-Produkte aus, die Mikroplastik enthalten und fordert nun ein EU-weites Verbot. Die meist weniger als einen Millimeter großen Plastik-Kügelchen in Peeling, Zahncreme, Duschgel und Co. gelangen über die Haushaltsabwässer in die Umwelt.
Weltweit tragen sie zur Verschmutzung von Flüssen, Seen und Meeren mit Plastikmüll bei. Wird das Mikroplastik von Tieren mit Nahrung verwechselt, gelangt es in die Nahrungskette.
"Mikroplastik versteckt sich in etlichen Körperpflegeprodukten und ist in den meisten Badezimmern zu finden. Ohne es zu ahnen, spülen Millionen von Menschen täglich Plastikmüll über den Ausguss in die Umwelt", so Greenpeace-Expertin in Österreich, Antje Helms. Winzige Plastik-Perlen aus Polyethylen (PE) werden von der Industrie beispielsweise in Peeling, Waschgel oder Zahncreme eingesetzt, um die reinigende Wirkung zu verstärken. Weitere Kunststoffe wie Polyamid (PA), Polypropylen (PP) oder Polyethylenterephtalat (PET) werden als Füll- und Bindemittel genutzt oder sollen, u.a. auch in Kinderprodukten, für Glitzer- oder Farbeffekte sorgen.

Globales Problem

"Plastikmüll in unseren Gewässern ist ein ernstzunehmendes Umweltproblem mit globaler Dimension - in der Donau genauso wie im Gardasee oder im Nordpazifik in Form des bekannten 'schwimmenden Plastikmüllteppichs'. Plastik ist äußerst langlebig und jedes Jahr kommen Millionen Tonnen Plastikmüll hinzu", so Helms. In Trinkwasser, Milch und Honig wurde Mikroplastik bereits nachgewiesen. Die möglichen negativen Auswirkungen von Mikroplastik - auch Microbead genannt - auf die menschliche Gesundheit sind noch nicht ausreichend erforscht, manche dem Plastik zugesetzten Stoffe gelten jedoch als hormonell wirksam und krebserregend. Dabei gibt es genug Alternativen: Kunststoffe können in Kosmetika durch in der Natur vorkommende und biologisch abbaubare Stoffe wie beispielsweise gemahlene Nuss- und Kokosschalen, Mandelkleie, Pflanzenpulver oder Tonerde ersetzt werden.

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Ausstiegsplan gefordert

„Wir brauchen dringend eine Evaluierung über die aktuelle Verwendung von Mikroplastik in Kosmetika, Zahnpasten und Reinigungsmitteln, die auf dem österreichischen Markt erhältlich sind, aber auch über mögliche Verunreinigungen in Lebensmitteln. Grundsätzlich sollte die Verwendung von Mikroplastik in diesen Produkten bis 2015 in Österreich und EU-weit verboten werden“, fordert der Grüne Abgeordnete zum Nationalrat, Wolfgang Pirklhuber,von Gesundheitsminister Alois Stöger und Konsumentenschutzminister Rudolf Hundstorfer Pirklhuber appelliert an die großen Lebensmittelketten REWE, Hofer und SPAR, diese Produkte freiwillig so rasch wie möglich auszulisten bzw. einen Ausstiegsplan zu erstellen. "Durch die massive weltweite Nutzung von Plastik und mikroplastikhältigen Produkten entstehen Gefahren für die Umwelt, die Natur und den Menschen, deren Reichweite bisher offensichtlich unterschätzt wurden“, argumentiert Pirklhuber anlässlich des aktuellen Berichtes des NDR Magazins „Markt“ über Mineralwässer und Biere, die teilweise mit mikroskopisch kleinen Fasern aus Plastik verunreinigt seien. Bei den analysierten Mineralwässern und Bieren handelte es sich um die in Deutschland meistverkauften Marken. Laut „Markt“ enthielten alle Mikroplastik.


Weltweit steigt die Produktion von Kunststoff wie Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) welche preiswert und vielfältig einsetzbar sind. Mikroplastik (Plastikteilchen kleiner als fünf Millimeter) passieren sogar Kläranlagen und gelangen so in die Flüsse und Meere. Das am stärksten betroffene Meeresgebiet im Nordpazifik dürfte so groß wie Frankreich sein, tausende Tonnen Plastik werden dort wie in einer Waschmaschine herumbewegt. In einer riesigen Strudelbewegung dreht sich der Abfall im Uhrzeigersinn. Die Strömung und UV-Licht sorgen dafür, dass Kunststoffe in kleine Partikel zerlegt werden. Bis zu 200.000 Plastikstücke je Quadratkilometer wirbeln im Nordpazifik herum, und nach und nach tauchen sie in der Nahrungskette auf. Vögel und Meeressäugetiere schlucken etwa Flaschenverschlüsse und gehen daran zugrunde. Ihre Mägen oder Verdauungstrakte sind verstopft, sie verhungern quasi. Laut einer Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) sind mehr als 250 Tierarten dadurch gefährdet. Die Plastikmikropartikel werden aber auch von Fischen gefressen - und landen so auch im menschlichen Verdauungstrakt. Neun Prozent der Fische in der Region des Nordpazifikwirbels haben laut Studien Plastik in ihren Mägen. „Plastikmüll muss massiv reduziert, Mehrwegsysteme ausgebaut und Re- und Upcycling umgehend gestärkt werden“, sagt Pirklhuber.