Leben/Gesellschaft

Zwei Extrembergsteigerinnen umrunden Österreich

Anlässlich 25 Jahre Öffnung des Eisernen Vorhangs, aber auch des 20-Jahr-Jubiläums der ersten Österreichischen Frauenexpedition auf den Shishapangma (8013 m) - damals stand die erste Österreicherin auf einem 8000er - umrunden Expeditionsleiterin Gerti Reinisch-Indrich und einige Mitglieder des damaligen Teams Österreich. Insgesamt machen 50 Frauen mit, einige für ein paar Tage andere für mehrere Wochen. Das Kernteam bilden Reinisch-Indrich und Christine Eberl. Seit Ende Mai und noch bis Ende September sind sie entlang der grenznächsten Wege Österreichs unterwegs, nur mit der eigenen Körperkraft. Zu Fuß, auf dem Rad, mit dem Pferd, mit dem Boot, schwimmend und durch Grenzcanyons, denn 800 km der österreichischen Grenze verlaufen durch Gewässer.

Trotz des schlechten Wetters ist die Expedition im Zeitplan, die Ötztaler Alpen liegen hinter den Bergsteigerinnen, die Silvretta vor ihnen. Zu behaupten, dass jeder einzelne Schritt ein Genuss gewesen wäre, das wäre übertrieben, aber Reinisch-Indrich hat auch noch keinen Tag draußen bereut. "Beim Radfahren haben wir deutlich das Gefühl gehabt, dass wir zu schnell unterwegs sind und die Eindrücke gar nicht aufnehmen konnten." Die Flut an Eindrücken wollen die Reinisch-Indrich und ihre Hauptwanderpartnerin Eberl in einem Buch bündeln. Am überraschendsten auf ihrer langen Reise waren die Wanderungen durch den Böhmerwald, durch das Mühl-, Wald- und Weinviertel. "Das ist teilweise einsamer als im Himalaja, wir haben keine Leute getroffen, mit den Übernachtungen war es schwierig. Die meisten der Wirtshäuser am Weg hätten wir kaufen können, weil sie geschlossen waren. Es sind wunderschöne Gegenden, aber die Abwanderung ist erschreckend hoch. Noch weniger los war nur noch im Mittel- und im Südburgenland, auch die Karawanken sind menschenleer."

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Hingegen wurde es auf dem Karnischen Höhenweg eng. "Da wird man von entgegenkommenden Wanderern buchstäblich erdrückt, ein Hotspot, entsprechend viele sind unterwegs, die schlecht ausgerüstet oder schlicht überfordert sind." Erschreckend sei auch, dass der Hüttenwirt klassischer Prägung ausstirbt. "Die heutigen Hüttenwirte sind völlig ahnungslos, das sind nur noch Gastronomen aber keine Alpinisten, die ihre Berge kennen."

Auch die männlichen Bergsteiger-Kollegen benehmen sich nicht mehr wie Alpin-Gentlemen, sondern eher wie Berg-Playboys. "Am Abend auf der Hütte werden wir ständig blöd angeredet, jeder fragt uns, ob unsere Männer das erlauben, dass wir ganz allein unterwegs sind. Wir antworten dann, dass sie daheim Haus und Herd hüten. Was soll man da drauf sonst sagen? In Wirklichkeit besuchen sie uns ab und zu und bringen uns Ausrüstungsgegenstände, die wir brauchen.

Dennoch: "Ich bin jeden Tag neugierig auf den nächsten Tag", sagt Reinisch-Indrich. Die Expedition soll für eine andere Art des Reisens werben, für umweltfreundliche und medidative Fortbewegung in der Natur.

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